Krisenstimmung an BayWa-Standorten

von Redaktion

Der Agrarhändler BayWa, der 2023 seinen 100. Geburtstag gefeiert hat, ist in eine dramatische finanzielle Schieflage gerutscht, die sich auch auf die Region auswirken könnte. Rund 30 Filialen hat die BayWa in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein, und Mühldorf. Auch dort zittern Beschäftigte nun um ihre Jobs.

Rosenheim/Traunstein/Mühldorf – Die BayWa, Deutschlands größter Agrarhändler, steckt aufgrund eines massiven Schuldenbergs in einer tiefen Krise. Um dem Finanzdesaster Herr zu werden, hat sich der Konzern nun einen Sanierungsgutachter ins Boot geholt. Dieser soll dazu beitragen, das Unternehmen wieder auf solide finanzielle Beine zu stellen. Doch welche Auswirkungen könnte die Schulden-Misere auf die zahlreichen BayWa-Standorte in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Mühldorf haben? Das OVB hat beim Hauptsitz des Unternehmens in München nachgehakt.

Die BayWa, die noch im Februar 2023 mit einem großen Jubiläum ihren 100. Geburtstag gefeiert hatte, beendete ihr Jubiläumsjahr schließlich mit einem riesigen Nettoverlust von 93 Millionen Euro.

Auf Kredit rund um den Globus expandiert

Seitdem hat sich die Krise des Agrarhändlers weiter verschärft: So schloss der Konzern das erste Quartal 2024 mit einem Minus von 108 Millionen Euro ab. Zu diesem Zeitpunkt drückten lang- und kurzfristige Schulden in Höhe von fast 5,6 Milliarden Euro den Konzern. Eine finanzielle Schieflage, die vor allem dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz zur Last gelegt wird, der den Konzern bis Frühjahr 2023 leitete. Der Manager expandierte auf Kredit quasi rund um den Globus. Lutz baute vor allem das Geschäft mit erneuerbaren Energien als zweites Standbein des Konzerns auf. 

Auf der Hauptversammlung im Juni 2024 hatte dessen Nachfolger Marcus Pöllinger daher einen sozialverträglichen Stellenabbau und Verkäufe nicht wesentlicher Geschäftsbereiche angekündigt. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 24000 Mitarbeiter und ist in vielen Regionen mit Standorten zu den Bereichen Agrar, Baustoffe, Energie, Tankstellen, Technik und Haustechnik vertreten. So auch mit rund 30 Standorten in den Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Mühldorf. Doch was bedeutet die finanzielle Schieflage und der Einsatz eines Sanierungsgutachters für diese Anlaufstellen für Landwirte und Co.? Ist in der Region mit einem Stellenabbau oder gar Standort-Schließungen zu rechnen? Dazu kann das Unternehmen derzeit keine konkreten Angaben machen.

Standortnetz wird „permanent überprüft“

„Wir überprüfen unser Standortnetz permanent auf Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Das gilt auch für die von Ihnen genannten Landkreise“, teilte Konzern-Sprecherin Anja Richter gegenüber dem OVB mit. „Das Standortnetz der BayWa orientiert sich immer am Markt und hat wirtschaftliche Ziele.“ Sie machte aber auch deutlich, dass „Standorte, die nicht nachhaltig wirtschaftlich arbeiten“, letztlich „mit anderen Standorten zusammengelegt oder geschlossen“ würden.

Warten auf das Sanierungsgutachten

Nach Angaben der Konzern-Sprecherin habe dieses Vorgehen aber „erstmal nichts mit der aktuellen Situation zu tun.“ Bei den Agrar-Standorten im BayWa-Vertriebsgebiet liege der Fokus unter anderem darauf, „die Standortstruktur mit Blick auf unser Betriebsmittel- und Getreideerfassungsgeschäft weiter zu optimieren.“ Richter machte für die Region aber auch Hoffnung, denn: „Aktuell stehen in der von Ihnen genannten Region keine Standorte zur Disposition.“

So richten sich nun die Augen der Beschäftigten, die um ihre Arbeitsplätze bangen, sicherlich vor allem auf das Sanierungsgutachten, das das Unternehmen in Auftrag gegeben hat. Wann die Ergebnisse vorliegen, dazu könne der Konzern derzeit aber noch keine genauen Angaben machen, wie Richter betonte: „In der Regel dauert die Erstellung eines solchen Gutachtens mehrere Wochen.“

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