Rosenheim – Die Serie von schweren Motorradunfällen in der Region scheint kein Ende zu nehmen. Bei zwei Unfällen am Samstagnachmittag wurden erneut zwei Motorradfahrer schwer verletzt.
In Rosenheim wollte am Samstagnachmittag gegen 16.10 Uhr eine Autofahrerin (24) von der Ebersberger Straße nach links in die Töpferstraße abbiegen, musste aber warten, weil ihr ein Pkw entgegenkam, der von einem Rosenheimer (55) gelenkt wurde. Wie die Polizei mitteilt, wollte ein Motorradfahrer (63) aus Rosenheim das wartende Auto überholen und übersah dabei das entgegenkommende Fahrzeug. Es kam zum Zusammenstoß. Der 63-Jährige erlitt schwere Verletzungen im Rückenbereich, mehrere Frakturen, Schürfwunden sowie Prellungen. Ein Rettungshubschrauber flog ihn in eine Unfallklinik. Nach ersten medizinischen Erkenntnissen befindet sich der Motorradfahrer nicht in Lebensgefahr. Das Auto des 55-Jährigen musste abgeschleppt werden. Der Schaden beläuft sich auf rund 8000 Euro.
Beim Abbiegen
übersehen
Ebenfalls schwer verletzt wurde am Samstagnachmittag ein junger Mann aus Haag, der mit seiner Kawasaki auf der Kreisstraße MÜ17 bei Gars unterwegs war. Ein Soyener (23), der mit seinem Pkw-Anhänger-Gespann links abbiegen wollte, übersah den entgegenkommenden Haager. Der 18-Jährige kollidierte mit dem Anhänger und wurde dabei schwer verletzt. Auch er wurde vom Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen.
Am Sonntag, 14. Juli, verunglückte ein 19-jähriger Biker aus Erding am Sudelfeld schwer. Er verlor in einer Linkskurve die Kontrolle über sein Motorrad und stürzte zu Boden, wie die Polizeiinspektion Brannenburg erklärt. Der Grund: überhöhte Geschwindigkeit. Er erlitt schwere Verletzungen am Unterkörper.
Zwei weitere Unfälle mit Motorrädern in den vergangenen Wochen endeten sogar tödlich: In Vogtareuth starb eine 26-jährige Bikerin nach einem Frontalzusammenstoß mit einem Auto. In Stephanskirchen endete der Unfall eines 22-Jährigen tödlich, als er mit dem Kopf gegen eine Straßenlaterne prallte.
Doch woran liegt es, dass derzeit so viele Motorradunfälle passieren? „Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei erhöhter Fahrleistung auch die Unfallzahlen steigen“, sagt ein Sprecher des ADAC Südbayern auf OVB-Anfrage. Sprich: Je mehr gefahren wird, desto mehr passiert.
Warum sich die Unfälle gerade jetzt häufen, könne vielfältige Gründe haben. „Ein gewichtiger könnte dabei sein, dass aufgrund für Motorradfahrten ungünstiger Witterungsverhältnisse in den Monaten Mai und Juni bisher weniger gefahren wurde, als sonst in diesen Monaten zu erwarten gewesen wäre“, erklärt der ADAC-Sprecher. Demnach wurden dann im Juli mehr Fahrten unternommen – und auch mehr Unfälle verzeichnet. „Andererseits hat nun die Urlaubszeit begonnen, in welcher auch durchreisende Motorradfahrer verstärkt in der Region unterwegs sind, die zudem noch ortsunkundig sind.“
Auch Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu, ist die Häufung der Unfälle bereits aufgefallen. „Es passiert sehr häufig, dass die Motorradfahrer übersehen werden“, sagt er. In der Fahrschule bereite er seine Schüler auch auf solche Situationen vor. Die meisten Unfälle von Fahranfängern geschehen seiner Erfahrung zufolge im Schritttempo-Bereich. „Das sind eher Handling-Fehler.“
Die Problematik am Sudelfeld kennt auch der erfahrene Fahrlehrer. „Viele verwechseln die Straße dort mit einer Rennstrecke“, sagt Breu. Und genau das sei so gefährlich. Denn eine wirkliche Rennstrecke bietet optimale Bedingungen. Am Sudelfeld ist der Straßenbelag nicht für solche Fahrmanöver ausgelegt und es muss jederzeit mit Gegenverkehr gerechnet werden.
Um Unfällen vorzubeugen, rät Breu zu einem Fahrsicherheitstraining. „Wir lehren zwar viel zum Handling und zum Fahren bei verschiedenen Wetterlagen“, sagt Breu. „Aber ein solches Training ist auf jeden Fall sinnvoll, nachdem man seine Fahrprüfung bestanden hat“, so der Fahrlehrer. Auch der ADAC rät dazu. „Regelmäßige Teilnahmen an Fahrsicherheitstrainings sind von erheblicher Bedeutung, um die physikalischen Grenzen des Motorrads und die eigenen fahrerischen Fähigkeiten kennenzulernen sowie Letztere zu erweitern“, sagt der Sprecher.