Rosenheim – Die Zuschauer konnten es kaum noch erwarten. Zu Hunderten standen sie in einer Schlange vor dem Eingang des Rosenheimer Sommerfestivals. Entlang der Rathausstraße warteten sie bunt kostümiert, ganz im Stil der 70er- Jahre. Frauen trugen Blumenkränze in den Haaren und bunte Kleider mit Blumen und Pailletten, Männer zwängten sich in enge Schlaghosen. Sie alle wollten Dieter Thomas Kuhn und seine Band, genannt Kapelle, sehen.
Punkt 19.30 Uhr wurde alles still im Mangfallpark-Süd. Nebel zog auf der Bühne auf. Nach und nach kamen die Bandmitglieder hervor. In schrillen Anzügen und mit ausgefallenen Föhnwellen traten sie an die Mikrofone und Instrumente. Mit den Liedern „Sag mir „Quando“ und „Hello again“ läuteten sie den Abend ein.
Es war das letzte Konzert auf dem diesjährigen Rosenheimer Sommerfestival. Dieter Thomas Kuhn und seine Kapelle bedienten sich dabei aus dem Schatzkasten des deutschen Schlagers. Die Zuschauer zeigten ihre Textsicherheit bei den Liedern „Michaela“ und „Am Tag als Conny Kramer starb“. Bei „Griechischer Wein“ wurde der Mangfallpark zur großen Tanzfläche umfunktioniert. Die Besucher hakten sich ein und tanzten Sirtaki.
„Ich bekomme immer wieder Mails von Paaren, die sich auf einem unserer Konzerte kennengelernt haben“, sagte Kuhn. Einige von ihnen seien seit 20 Jahren verheiratet. Während er erzählte, entdeckte er eine Gruppe Frauen mit dem Schild „Junggesellin“. Kurzerhand holte er die Braut in spe auf die Bühne und sang mit ihr „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer“.
Zum Abschied bekam die Frau neben einem guten Rat zur Ehe auch noch ein außergewöhnliches Geschenk vom Schlagersänger. „Ich gebe dir ein paar Brusthaare von mir mit auf den Weg, die dir Glück bringen sollen“, sagte Kuhn und zupfte an seinem schwarzen Brusthaartoupet. Die zukünftige Braut nahm das Geschenk lachend entgegen.
Es sind Momente, wie diese, die seine Fans lieben. Mit 29 Jahren beschloss Kuhn, zum Mikrofon zu greifen und das Thema Schlager neu und ironisch anzugehen. Doch heutzutage sei das gar nicht mehr so einfach. „Vieles darf man gar nicht mehr sagen“, spielte Kuhn auf das Thema Gendern an. Von den Zuschauern gab es dazu lauten Beifall, ehe sie das nächste Lied mitsangen.
Bei dem Lied „Heiß wie ein Vulkan“ erhielt Kuhn diesmal ein Geschenk aus der Zuschauerschaft. Ein schwarzer glitzernder Tanga wurde ihm zugeworfen und brachte den Sänger zum Lachen. Danach folgte das Lied „Die kleine Kneipe“.
Die Tochter des Schlagersängers kam auf die Bühne und verteilte an die gesamte Crew Ramazzotti. Die Band schunkelte zur Musik und rief den Zuschauern zu: „Dankeschön Rosenheim. Ein Prost auf euch.“
Fast drei Stunden sorgte Dieter Thomas Kuhn mit seiner Kapelle für eine ausgelassene Stimmung im Mangfallpark. Immer wieder suchte er den direkten Kontakt zu den Besuchern und scheute sich nicht, mit ihnen zu singen, sie zu umarmen und Fotos mit ihnen zu machen.
„Es ist immer aufregend, wenn wir das erste Mal in einer neuen Stadt auftreten“, sagte Kuhn. Man wisse nie, wie man von den Leuten empfangen werde. „Und wir haben das Gefühl, dass wir von euch als Freunde empfangen wurden. Also dankeschön Freunde für diesen Abend“, sagte Kuhn und läutete damit den Abschluss des diesjährigen Sommerfestivals ein, der mit einem Feuerwerk gekrönt wurde. Jennifer Beuerlein