Rettungsaktion für Hirsch „Maxl“, der gern stiften geht

von Redaktion

Maxl könnte seine Vorliebe für Äpfel zum Verhängnis werden – Tier soll in Gehege gebracht werden

Wasserburg – Sie kennen sich schon eine Weile, der Maxl und der Dr. Heinz Utschig. Maxl ist eine Handaufzucht, zeit seines Lebens an Menschen gewöhnt und so gar nicht scheu. Die Nähe von Menschen stört ihn nicht. Vor allem, wenn Äpfel im Spiel sind. Da spaziert er gemütlich durch die Obstgärten, knabbert vor sich hin und gönnt sich auch gerne mal ein Päuschen im Schatten.

Dem Hirsch gefällt‘s im Wald nicht

Dr. Heinz Utschig ist Leiter des Forstbetriebs Wasserburg, zuständig für ein riesiges Gebiet vom Ebersberger bis zum Burghauser Forst. Just im Ebersberger Forst wurde Maxl im März ausgewildert. „Der Hirsch hat gesagt, bei uns gefällt’s ihm nicht und ist mehrfach stiften gegangen“, erzählt Utschig amüsiert. „Dann soll er doch leben, wo er mag“, dachten sich Utschig und seine Mitarbeiter.

Maxl ist ein „Hingucker“

Das Problem: Maxl wollte in Straßham, einem Weiler im Landkreis Erding, leben. Was die Straßhamer schön fanden und ihn bald Maxl tauften. Denn der zahme Maxl ist eine Erscheinung, „ein Hingucker“, sagt auch Utschig. Wobei: Der Forstbetriebsleiter vermutet, dass Landwirten der Hingucker Maxl im Acker weniger gut gefällt. Denn auch da dürfte er knabbern und aufgrund seiner Größe einen gewissen Schaden anrichten.

Und wo ist nun das Problem? Der Forstbetrieb Wasserburg hat in und um Straßham kein Jagdrecht. Und ab 1. August darf Rotwild gejagt werden. Was für den stattlichen Maxl, der laut Utschig ein 16- bis 18-Ender werden dürfte, akute Lebensgefahr bedeutet.

Ihr Maxl tot? Das wollten die Straßhamer verhindern und wandten sich an einen Radiosender. „Warum sie sich nicht direkt bei uns gemeldet haben, weiß ich nicht“, sagt Utschig belustigt, „aber wahrscheinlich wollten sie ganz sicher sein, dass Maxl nichts passiert.“ Das kann der Forstbetriebsleiter verstehen. „Er ist ein wirklich schönes Tier, viel zu schade, um erlegt zu werden“, findet Utschig.

Es folgten Gespräche mit dem Jagdpächter. „Mit dem kann man vernünftig reden“, sagt Utschig erfreut. War auch nötig, denn Utschig und seine Leute müssen Maxl aus dem Verkehr ziehen. Und das durchaus wörtlich. „Das Tier dürfte rund 120 Kilo Lebensgewicht haben. Das gibt kein schönes Bild, wenn Maxl auf dem Auto landet“, sagt Utschig.

Bis Ende Juli muss Maxl gefasst werden

In das Wildgehege im Ebersberger Forst soll Maxl nicht zurück, da gefällt es ihm ja nicht. „Er hatte sofort den Zug nach draußen, nach Norden.“ Nun kündigt Maxl aber nicht an, wohin er gerade wandert. Das heißt, der Mensch, der eine Genehmigung hat, Tiere zu betäuben und Utschigs Leute müssen in einem fremden Revier hinter dem Hirschen herpirschen, um ihn zu betäuben und wegzubringen.

Bis Ende Juli haben sie dafür Zeit, „und vielleicht können wir notfalls mit dem Revierpächter noch ein wenig nachverhandeln.“ Wo Maxl künftig leben wird, das ist sicher: „Der Forstbetrieb Wasserburg hat ein Rotwildgehege an unserem Erholungsschwerpunkt Hohenlindener Sauschütt. In dieses Gehege wollen wir ihn bringen.“ Geht alles gut, dann kann Maxl bald dort besucht werden. Netter Hirsch, der er ist, wird er da vermutlich schnell zum Publikumsliebling werden.

Die Hormone,
die Hormone

Doch die Zeit drängt. Nicht nur wegen der Eröffnung der Jagdsaison für Rotwild: im September beginnt die Hirschbrunft „und dann ist Maxl ganz anders als er es jetzt ist. Denn Maxl steht in der Blüte seines Lebens: Wenn das Adrenalin in seinem Körper kreist, dann kennt der nichts mehr“, erklärt Utschig. „Da weiß ich nicht, ob er sich noch so brav verhält, wie er es jetzt tut.“ Sylivia Hampel

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