Rosenheim – Mitmachen, statt sich nur berieseln lassen: Was im Unterricht gilt, darf auch auf der Abschlussfeier nicht fehlen. Das jedenfalls dachten sich Musiklehrerin Monika Hagitte und ihr fünfköpfiges Schülerensemble, als sie sich auf ihren Auftritt bei der feierlichen Zeugnisverleihung an der Staatlichen Berufsschule Rosenheim II vorbereiteten.
Das Ergebnis erfüllte wortwörtlich den gesamten Saal. Den hatten die Musiker spontan in vier Bereiche eingeteilt, um die Auftakthymne „Hey Jude“ von den Beatles mithilfe des Publikums vierstimmig erklingen zu lassen. Spätestens da war allen klar, dass ein großer Moment gekommen war.
Eigene Träume
wahr werden lassen
Den fasste Schulleiterin Christiane Elgass in – ebenfalls wohlklingenden – Zahlen zusammen: 416 Absolventen haben ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, 32 Prozent davon haben ihren mittleren Bildungsabschluss geschafft oder verbessert. 67 Absolventen (16 Prozent) ergatterten mit einem Notenschnitt von 1,5 oder besser sogar einen der begehrten Staatspreise, davon 14 mit der Traumnote 1,0.
Egal, welche Ziele sich jeder Berufsschüler gesetzt hatte: Jeder könne stolz sein, seinen Abschluss in der Tasche zu haben, betonte Elgass. Dass es sich lohnt, Ziele zu definieren, zeigte die Schulleiterin anhand eines besonderen Jahrtags. Just am Tag der Abschlussfeier vor genau 29 Jahren habe Amazon-Gründer Jeff Bezos online sein erstes Buch verkauft. Heute stehe sein Unternehmen auf Platz eins der Verkaufsplattformen weltweit. „Nun, die Botschaft soll jetzt nicht heißen: Machen Sie es wie Jeff Bezos“, schränkte Elgass ein. Vielmehr sollten sich die Absolventen selbst ein Ziel setzen und dann alles daran setzen, es auch zu erreichen. „Das, was jetzt noch wie ein Traum klingt, können Sie wahr werden lassen“, ermutigte Elgass die Abschlussschüler.
Das bestätigte Gastredner Balthasar Unterseher. Der frühere Mittelschüler ist heute Ausbildungsleiter bei Schattdecor und berichtete den Absolventen, wie vielfältig ihre Entwicklungsmöglichkeiten mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sind. Es hänge aber auch immer vom Unternehmen ab, die Talente der Mitarbeiter zu fördern. Dass dies bei Schattdecor der Fall ist, belegte Unterseher mit eindrucksvollen Zahlen: 120 von 480 Mitarbeitern in seiner Firma seien ehemalige Azubis. Aktuell würden 23 junge Menschen im Unternehmen ausgebildet, elf weitere kämen heuer dazu. „Blickt positiv in die Zukunft, seid mutig und trefft Entscheidungen“, motivierte Unterseher die ehemaligen Berufsschüler.
Nichts im Leben ist
in Stein gemeißelt
Dass im Leben nichts in Stein gemeißelt sei, daran erinnerte stellvertretende Landrätin Andrea Rosner in ihrem Grußwort. Auch die Zukunft der Absolventen werde schwierige Zeiten beinhalten, sagte Rosner. „Aber Sie haben mit Ihrem Berufsabschluss bewiesen, dass Sie Durchhaltevermögen haben.“ Dieses Wissen könne den Abschlussschülern helfen, „weiterhin die Dinge zu Ende zu bringen, die Ihnen in Ihrem Leben wichtig sind.“
Dem schloss sich Elgass an. Das Zitat des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs sei eine gute Richtschnur: „Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu lieben, was man tut.“ Genau das wünschte die Schulleiterin ihren ehemaligen Schützlingen, ehe es dann an die Verleihung der Staatspreise und der Abschlusszeugnisse ging.