Lebenslang für Mord an Schwangerer

von Redaktion

Der monatelange Indizienprozess um Alexandra R., die nach Ansicht der Staatsanwaltschaft von zwei Männern am Irschenberg getötet worden sein könnte, ist vorerst beendet. Doch warum hat das Gericht die beiden Angeklagten trotz fehlender Leiche verurteilt?

Irschenberg/Nürnberg – Im Mordprozess um die verschwundene Alexandra R., die womöglich am Irschenberg einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fiel, ist nun ein Urteil gefallen. Das Landgericht Nürnberg hat die beiden Angeklagten, R.s Ex-Freund Dejan B. (51) sowie dessen Geschäftspartner Ugur T. (49), gestern zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die Kammer stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest.

Keine Leiche
gefunden

Zuvor hatte die Verteidigung noch Freisprüche für die beiden Angeklagten aufgrund zu vieler Zweifel und mangelnder Beweise gefordert. Doch nun hat der Prozess um das Verschwinden der 39-jährigen schwangeren Frau nach monatelanger Verhandlung ein Ende, das Gericht hält die Angeklagten für schuldig.

Die Schuld der Angeklagten wiege besonders schwer, sagte der Vorsitzende Richter in Nürnberg. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen. So sah es das Gericht als erwiesen an, dass die 39-Jährige im Dezember 2022 nicht einfach verschwunden ist. Die Beweisaufnahme habe ergeben, dass der heute 51-Jährige aus Bosnien-Herzegowina sowie der heute 49-jährige Deutsche die im achten Monat Schwangere getötet haben, sagte der Vorsitzende Richter laut Nachrichtenagentur dpa.

Eine Leiche konnte trotz langanhaltender Suche seitens der Polizei bislang nicht gefunden werden. Wie Medien berichten, sei das Gericht mit dem Schuldspruch dennoch den Forderungen der Staatsanwaltschaft gefolgt. Die Verteidiger hatten dagegen für ihre Mandanten Freispruch gefordert.

Der Fall
bleibt mysteriös

Der mysteriöse Fall liegt mittlerweile über anderthalb Jahre zurück. Am Freitag, 9. Dezember 2022, hatte die Nürnbergerin Alexandra R., im achten Monat schwanger, frühmorgens ihr Kind in die Kita gebracht. Dann verliert sich ihre Spur. Nachdem sie als vermisst gemeldet worden war, rückten für die Polizei schnell R.s Ex-Freund Dejan B. sowie dessen Geschäftspartner Ugur T. in den Fokus der Ermittlungen.

Die Staatsanwaltschaft war davon überzeugt, dass die beiden Männer die Frau am 9. Dezember 2022 zunächst in ihre Gewalt brachten und anschließend mit ihr in eine Lagerhalle bei Hilpoltstein fuhren.

Danach sollen die beiden Männer die 39-Jährige entweder dort in der Halle oder in einem Waldstück in Oberhasling bei Irschenberg (Landkreis Miesbach) getötet haben. Als Motiv geht die Anklagevertretung unter anderem von Habgier aus. So wollte das Duo nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft an das Vermögen der leitenden Bankangestellten kommen. In einer früheren Pressemitteilung der Anklagevertreter ist von einem Vermögen von 784660,82 Euro die Rede.

Zweifel an der
Irschenberg-Theorie

Um die Irschenberg-Theorie zu untermauern, durchsuchten Einsatzkräfte der Polizei rund sieben Monate nach dem Verschwinden der Fränkin Bereiche des Weilers Oberhasling mit Spürhunden, die auch anschlugen. „Obwohl es lange her war und es beim Einsatz kräftig regnete, haben die Hunde die Spuren eindeutig erkannt und sind ihnen zielstrebig gefolgt“, hatte ein Hundeführer Mitte Juni 2024 vor dem Landgericht Nürnberg ausgesagt. In Zweifel gezogen wurde diese Aussage aber nur wenige Tage später von einem weiteren Zeugen der Verteidigung.

So gab der Biologe Leopold Slotta-Bachmayr, der selbst Studien über die mögliche Leistung von Spürhunden durchgeführt hatte, in Bezug auf die nach mehreren Monaten erschnüffelten Spuren zu Protokoll: „Die Erfolgschancen liegen nach einer Woche bei null.“

Trotz dieser Zweifel wurden die beiden Angeklagten nun am Ende des Prozesses in Nürnberg zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt. Allerdings können noch Rechtsmittel eingelegt werden, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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