Rosenheim – Ob am Chiemsee, Simssee oder jedem anderen See in der Region rund um Rosenheim: Überall schlagen Badegäste wild um sich oder nebeln sich mit Anti-Mücken-Spray ein. Angenehm ist anders. In diesem Jahr scheint die Mückenplage die Region besonders schmerzhaft getroffen zu haben. Ursache dafür war das massive Hochwasser im Juni. Denn das führte dazu, dass unzählige Mücken schlüpften, die möglicherweise bereits seit Jahren auf ihren „Einsatz“ warteten.
Die Rede ist von der Überschwemmungsmücke. In feuchten Böden legt diese „Millionen von Eiern ab“, erklärt Dr. Silke Göttler vom Unternehmen Biogents. Die Regensburger Firma ist im Landkreis unter anderem für die Überwachung der Tigermücken-Population zuständig, stellt aber auch Mückenfallen her. „Diese Eier können bis zu zehn Jahre überdauern. Das macht denen gar nichts, wenn im nächsten Jahr keine Überschwemmung kommt.“ Zudem seien die Überschwemmungsmücken deutlich aktiver als die gewöhnlichen Hausmücken. Diese fliegen nämlich nur bis zu 200 Meter weit und sind hauptsächlich während der Dämmerung und nachts unterwegs. Die Überschwemmungsmücke dagegen kann viele Kilometer weit fliegen und ist den ganzen Tag über sehr aggressiv.
Ein weiteres Problem mit dieser Mücken-Art: In einem Jahr mit massiven Überschwemmungen schlüpfen gleichzeitig Millionen von ihnen. Konkret können bis zu 100 Millionen Tiere pro Hektar schlüpfen. „Und dann haben wir so ein massives Problem wie in diesem Jahr“, sagt Göttler. Da es länger keine so großflächigen und ganz Bayern betreffenden Überschwemmungen gab, ist die Überschwemmungsmücke in diesem Jahr besonders aktiv, erklärt die Mücken-Expertin.
Doch es gibt auch gute Nachrichten. Denn die Mücken, die mit den Überschwemmungen am 3. Juni geschlüpft sind, dürften inzwischen tot sein. „Wir sind aktuell in der siebten Woche“, sagt Quirin Schwaiger, Geschäftsleiter beim Abwasser- und Umweltverband Chiemsee, auf OVB-Anfrage. „Die Überschwemmungsmücken überleben sechs Wochen.“
Ob es noch eine zweite Welle geben wird, könne auch Schwaiger nicht sagen. Dies hänge schließlich auch vom Wetter ab. Was laut Schwaiger aber klar ist: „Durch die tropischen Verhältnisse, die aktuell herrschen, haben viele Insekten einen optimalen Nährboden.“ So seien auch bestimmte Bremsen im Moment deutlich aggressiver als üblich. Und was man auch nicht vergessen darf: Die Hausmücke gibt es auch nach dem Ableben der Überschwemmungsmücke immer noch. Bis zu einem endgültigen Ende der Saison der Plagegeister muss man sich also noch ein wenig gedulden.
Aber was tun, wenn die nächste Überschwemmung droht und damit auch die nächste Flut an Überschwemmungsmücken? Letztlich sind es dieselben Lösungen, die auch gegen die Hausmücke helfen. „Die schon geschlüpften Tiere kann man mit Fallen einfangen“, sagt Göttler. An den Fenstern sollte man Insektengitter anbringen. Lange, helle Kleidung und Mücken-Abwehrmittel seien außerdem hilfreich.
Patricia Huber