„Das Beste, was Bayern zu bieten hat“

von Redaktion

Ministerpräsident Markus Söder beim Gaufest in Hohenaschau – D‘Griabinga sind perfekte Gastgeber

Aschau im Chiemgau – Ein Gaufest der Superlative feierten am Sonntag mehr als 4500 Trachtler in Hohenaschau. D‘Griabinga hatten zum 140. Jubiläum eingeladen. Und sogar Ministerpräsident Markus Söder kam. In Hohenaschau feierte er das „Beste, was Bayern zu bieten hat“ und die Freiheit, zu essen, was man wolle.

Von Regen lässt
sich keiner schrecken

Mit einer heftigen Dusche startete der Trachtenverein Hohenaschau in seinen Gaufestsonntag. Entspannt, wie D‘Griabinga nunmal sind, ließen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. „Wir machen das Beste draus“, blickte Festleiter Rudi Angermaier gegen 6 Uhr mit sorgenvollem Blick in die Berge. Wolkenverhangen, grau und regnerisch erwachte der Tag, als die Musikkapelle Aschau mit dem musikalischen Weckruf im Ort unterwegs war.

Wenig später, als die Vereine des Chiemgau-Alpenverbandes zum Weißwurstfrühstück ins Festzelt einzogen, schüttete es aus Kannen und jeder war glücklich, der es trockenen Fußes ins Festzelt geschafft hatte. Spätestens jetzt war klar: Der Kirchenzug muss ausfallen. Der Festgottesdienst findet im Zelt statt.

„Erhebender
Anblick“ überwältigt

„In diesem Moment ist auch dieses Bierzelt eine Kirche, denn Christus ist unter uns“, tröstete Abt Barnabas Bögle vom Kloster Ettal die Trachtler. Er war überwältigt von dem „erhebenden Anblick“ so vieler Menschen und solch einem bedeutenden Fest. Gemeinsam mit den Pfarrern Paul Janßen und Hermann Overmeyer zelebrierte er einen Gottesdienst, der mit Gänsehautmomenten endete, als 20 Musikkapellen die Bayernhymne anstimmten.

Eine besondere Dankbarkeit verbindet das Kloster Ettal mit Hohenaschau: „Theodor Freiherr von Cramer-Klett ist es zu verdanken, dass das Kloster Ettal im Jahr 1900 wieder aufgebaut wurde“, so Abt Barnabas Bögle. Dessen Urenkel, Ludwig Freiherr von Cramer-Klett, ist heute der Schirmherr des Gaufestes. Er feierte beim Gauheimatabend am Samstag (27. Juli) seinen 47. Geburtstag und machte den Griabinga ein großes Kompliment: In diesen wunderbaren Gaufesttagen spüre man, mit wie viel Herzblut sie dieses Fest vorbereitet haben. „Die Menschen, die solch ein Fest in unzähligen Stunden möglich gemacht haben, berühren und beeindrucken mich zutiefst.“

Berührende Worte
des Schirmherrn

Genau diese Menschen seien es auch gewesen, die ihm nach 25 Jahren in der Ferne und in einer Zeit, in der er sich viele Sinnfragen gestellt habe, dieses „unverwechselbare Gefühl von Heimat“ zurückgegeben hätten. „Die Erlebnisse mit Euch haben mir in Momenten des Zweifelns Halt gegeben. In Aschau schöpfe ich sehr viel Kraft. Dafür danke ich Euch!“ Cramer-Klett betonte, wie glücklich er sei, zu dieser Trachtenfamilie zu gehören.

Auch Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder ließ es sich nicht nehmen, das Gaufest des Chiemsee-Alpenverbandes zu besuchen. „Trachtler stehen für das Beste, was Bayern zu bieten hat“, rief er 4500 Trachtlern aus 23 Vereinen zu. Der ländliche Raum sei die Seele Bayerns: „In jedem bayerischen Dorf steckt mehr Verstand als im gesamten Berliner Regierungsviertel“, frotzelte er. Und setzte angesichts des verlockenden Dufts halber Hendl noch einen drauf: „Freiheit bedeutet auch, dass wir essen können, was wir wollen. Eine vegane Wiesn wird es nicht geben.“ Söder würdigte die Trachtler: „Euer Ehrenamt ist sensationell.“ Er versprach, bürokratische Hürden abzubauen. Wie beeindruckend die Trachtenfamilie des Chiemgau-Alpenverbandes ist, war im Festumzug zu sehen. „Der Regen hat aufgehört. Der Festzug startet“, kündigte der Festleiter an. Und wirklich. Pünktlich 14 Uhr kam die Sonne hinter den Wolken hervor und ein majestätischer Zug konnte starten.

Allen voran ritten Miriam und Annalena Jäger. Ihnen folgten die Festmusik aus Aschau, die Gauvorstände und die Festkutschen mit den Ehrengästen. Zu ihnen gehörten neben Markus Söder und Peggy Freifrau von Cramer-Klett auch Landrat Otto Lederer, die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig sowie die Landtagsabgeordneten Daniel Artmann, Sebastian Friesinger und Sepp Lausch.

Ihnen folgte der stolze Hohenaschauer Festverein mit seinen Männern und Röckefrauen, aktiven Trachtlern und Kindergruppen sowie einem Motivwagen mit dem Schloss Hohenaschau. Die Aschauer und Sachranger Trachtenvereine symbolisierten ihre Heimatverbundenheit mit der Kirche Aschau, dem Chiemgaukreuz und einem Holzknecht-Motivwagen.

Mit vier Generationen von Trachtlern zeigten die Trachtenvereine, wie Familien, Gemeinschaft und Begeisterung das Brauchtum und die Tradition über Jahrhunderte am Leben halten.

Vier Generationen
und viel Historie

Der Festzug spiegelte die Geschichte der Region wider. So zeigte beispielsweise der Trachtenverein Übersee, wie Getreide mit Dreschflegeln gedroschen wurde. Sachrang erinnerte an die Holzknechte, Greimharting an die handwerkliche Holzverarbeitung, Feldwies an die Herstellung von Holzschindeln und Staudach an die Holzernte mit Pferdeschlitten. Die Chiemgauer München rollten mit der historischen Pferdetram durch Aschau.

Die Rosserer mussten ihr Können nicht nur im Festzug zeigen. Die Wiesen waren vom Regen so aufgeweicht, dass die Wägen schlammige Furchen zogen und es eine Herausforderung war, von der Wiese herunterzukommen. Doch die Rosserer brachten ihre Kaltblüter mit so viel Geschick und Karacho auf die Kampenwandstraße, dass der Festzug rollen konnte.

„In meinem Herzen
ist der Teufel los“

Tausende Menschen säumten die Strecke vom Festzelt in Hohenaschau in Richtung Aschauer Bahnhof. Es war beeindruckend. Und jeder Besucher konnte in diesem Moment die Worte von Bürgermeister Simon Frank nachempfinden. Er hatte schon beim Gauheimatabend zugegeben: „In meinem Herzen ist der Teufel los.“ Frank ist in Hohenaschau aufgewachsen und ein echter Griabinga: „Musik, Tracht, Mundart – das ist es, was uns ausmacht. In Trachtenvereinen können unsere Kinder Wurzeln schlagen. Wenn sie später in der Welt unterwegs sind, wissen sie immer, wo sie daheim sind. Wir sind authentisch. Das ist auch der Grund, weshalb so viele Menschen in unserer Region gern Urlaub machen.“

Viele Stammgäste hatten sich eigens fürs Gaufest Urlaub genommen. Und so war in Aschau schon seit Wochen kein Bett mehr frei. Ein Gast aus Dresden brachte seine Faszination auf den Punkt: „Es ist wirklich beeindruckend, wie hier Tradition gelebt wird.“

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