Rund um die Olympischen Spiele gibt es viele Geschichten. Besonders schön finde ich die des australischen Radrennfahrers Russel Mockridge. Er soll wegen zweier Reifenpannen bei den Spielen 1948 in London so frustriert gewesen sein, dass er seine Karriere an den Nagel hängte und Priester wurde. Für die Spiele in Helsinki 1952 wurde er zu einer Rückkehr überredet und gewann zwei Goldmedaillen. Manchmal ist erst nach Enttäuschungen und Niederlagen, die bei keinem von uns auf dem Lebensweg ausbleiben, ein neuer Aufbruch möglich. Hier nicht nur die zwei nachträglich gewonnenen Goldmedaillen, sondern die Berufung, die der Sportler sicher schon lange vorher in seinem Herzen vernommen hat. In der Bibel schreibt Paulus an seine Freunde in Korinth: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt!“ Paulus meint keinen Sieg in einem Sportwettbewerb, sondern die Ausrichtung des eigenen Lebens auf etwas Größeres hin. Auf ein Ziel, das es wirklich wert ist, sich danach auszustrecken und so viele Mühen dafür aufzuwenden. Seit 1972 wird die deutsche Olympiadelegation übrigens auch von einem Ökumenischen Seelsorgeteam begleitet. Mich hat dafür noch niemand angefragt, aber ich hätte für diese Aufgabe auch gar keine Zeit. Denn auch bei uns vor Ort sind die Menschen mit Höhen und Tiefen in den kompliziertesten Disziplinen des Lebens unterwegs. Gerade deshalb hoffe ich, dass die Spiele in Paris zur Freude und zum Frieden in der Welt beitragen.