„Ein absolutes No-Go“

von Redaktion

Jessica von Bredow-Werndl kritisiert Skandal-Video von Charlotte Dujardin

Paris – Pünktlich zu den Olympischen Spielen in Paris wird die Reitsport-Welt von einem Gewalt-Skandal erschüttert. Charlotte Dujardin, 2012 und 2016 mit insgesamt drei olympischen Goldmedaillen dekoriert, hatte in einem aufgetauchten Video ein Pferd im Training immer wieder mit einer Peitsche gegen die Beine geschlagen.

Gebeuteltes
Image

Zwar wurde die Britin von den Olympischen Spielen disqualifiziert und für sechs Monate gesperrt, das aber sowieso schon gebeutelte Image des Reitsports erleidet damit aber einen weiteren harten Schlag. In einer Presserunde äußerte sich auch das deutsche Team zum Skandal. Die Aubenhausenerin Jessica von Bredow-Werndl kritisierte ihre Reit-Kollegin stark: „Im ersten Moment waren wir alle in Schockstarre. Wir waren geschockt und dann eigentlich nur noch wütend“, sagte die Dressur-Doppel-Olympiasiegerin in einer Presserunde. „Weil das ein wahnsinnig schlechtes Licht auf unseren Sport richtet. Es gibt keine Entschuldigung dafür. Es ist ein absolutes No-Go. Es ist scheiße.“

Die Tierschutzorganisation PETA hat nach dem Skandal um die dreimalige Dressur-Olympiasiegerin Dujardin Konsequenzen gefordert. „Die Botschaft an das Internationale Olympische Komitee sollte inzwischen klar sein: Streichen Sie die Pferdesportwettbewerbe aus den Olympischen Spielen“, sagte Vize-Präsidentin Kathy Guillermo in einem Statement. Wieder einmal wurde „eine olympische Reiterin auf Video dabei erwischt, wie sie ein Pferd misshandelt, um das Tier zu einem völlig unnatürlichen Verhalten zu zwingen, einfach nur für ihren eigenen Ruhm“, beklagte Guillermo. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu einem derartigen Vorfall kommt. Vor Dujardin hatten unter anderem die Dressurreiter Andreas Helgstrand und Carina Kassö Krüth aus Dänemark sowie Cesar Parra aus den USA mit zum Teil verstörenden Methoden im Training die Diskussionen angeheizt. In einem neuen Fall sieht sich nun auch ein Deutscher schweren Vorwürfen ausgesetzt: Gegen den für Österreich startenden Springreiter Max Kühner läuft ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Wie aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Starnberg hervorgeht, hat die Staatsanwaltschaft München II im März den Erlass von Strafbefehlen gegen den Reiter und eine weitere als Trainer tätige Person beantragt. Vorgeworfen wird Kühner „aktives Barren“. Bei dieser in Deutschland verbotenen Methode wird einem Pferd beim Überwinden eines Hindernisses ein Stab gegen die Beine geschlagen, damit es diese höher zieht.

Weltreiterverband
sammelt Infos

Kühner bestreitet die Vorwürfe und wird wie geplant bei den Olympischen Spielen im Springreiten antreten. Dem Weltreiterverband FEI ist der Fall bekannt, er sammelt derzeit Informationen. Wenn sich der Verdacht erhärtet, wird ein Verfahren eingeleitet. Das ist bisher aber nicht der Fall. Auch wenn sich die Anschuldigungen gegen den deutschen Springreiter am Ende als falsch herausstellen sollten, die Diskussionen um den Sport werden vorerst nicht abreißen. Im für die Reiter schlimmsten Fall könnten die Spiele in Paris sogar die vorerst letzten sein, in denen sie um Medaillen mitkämpfen dürfen.

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