7000 Höhenmeter in wenigen Stunden

von Redaktion

Benedikt Böhm ist in Extremen unterwegs. Der Geschäftsführer der Sportmodemarke Dynafit will in Pakistan den 7027 Meter hohen Berg Spantik erklimmen. Doch wofür selbst erfahrene Wanderer mehrere Tage brauchen, dafür gibt er sich nur wenige Stunden Zeit. Ein exklusiver Einblick in die Welt eines Extremsportlers.

Vom Basecamp in Skardu geht es für Benedikt Böhm rund 7000 Meter in die Höhe auf den Gipfel des Spantik. Foto Klinger

Kiefersfelden/Pakistan – Dass Benedikt Böhm nicht unter die klassischen Geschäftsführer fällt, wird bei einem Blick auf seine Lebensgeschichte sehr schnell klar. Internationale Langlauf-, Skitouren- und Rudermeisterschaften gehören zur Vita des Münchners, der mittlerweile seit 20 Jahren an der Spitze der Sportmodemarke Dynafit steht. 

Extreme Belastung
auf 7000 Höhenmeter

„Ich bin eigentlich seit meinem elften Lebensjahr Leistungssportler”, sagt Böhm. Rund einen Monat vor der Eröffnung des neuen Dynafit-Firmensitzes in Kiefersfelden zieht es den mittlerweile 47-Jährigen noch einmal in die Berge. Genauer gesagt zum Spantik nach Pakistan. Zusammen mit dem nepalesischen Bergführer Prakash Sherpa möchte er dort zu Fuß und mit den Skiern den 7027 Meter hohen Gipfel erklimmen. 

Was Böhm dabei vorhat, geht weit über das hinaus, was sich ein durchschnittlicher Sportler von einer Wandertour vorstellt. Selbst mit guter Vorbereitung und der Anpassung an die Höhe sowie dem damit verbundenen Sauerstoffmangel dauert der Aufstieg normalerweise mehrere Tage. Böhm und Sherpa wollen es in wenigen Stunden schaffen. „So ganz genau wissen wir noch nicht, wie lange wir brauchen”, schätzt der Extremsportler. Länger als zehn Stunden soll die Tour allerdings nicht dauern. 

Für die Belastung bringt Böhm, der mittlerweile mit seiner Familie in St. Johann lebt, viel Erfahrung mit. So bestieg er beispielsweise erst im Jahr 2023 den sechsthöchsten Berg der Welt. Für den Gipfel des Cho Oyu auf 8188 Meter brauchte er, ebenfalls an der Seite von Prakash Sherpa, etwas mehr als 12,5 Stunden, ohne künstlichen Sauerstoff, ohne vorgezeichnete Wege, ohne Unterstützung. 

Was den Manager antreibt? „Der Spaß an der eigenen Leistung, der Wunsch, die eigenen Grenzen zu erweitern und spezielle Herausforderungen zu suchen.” Sein Training dafür gestaltet Benedikt Böhm rund um seine Aufgaben als Dynafit-Geschäftsführer. „Um 4 Uhr morgens sammle ich meine ersten Höhenmeter“, erzählt er. Bis zu 10000 davon jede Woche.  Danach wird aktuell der große Umzug nach Kiefersfelden geplant, wo das zackige Gebäude im Gewerbegebiet Kaiserreich kurz vor der Vollendung steht. 

Mittlerweile ist Böhm nach einem holprigen Flug am Ausgangspunkt in der Stadt Skardu angekommen. „Selbst der Pilot hat währenddessen mehrmals das Wort ‚inshallah‘ verwendet”, berichtet Böhm. Im arabischen Sprachraum bedeutet das so viel wie „so Gott will”, was nicht für die angenehmste Anreise spricht.

Der Extremsportler lässt sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen. An den kommenden Tagen gilt es, sich im nahegelegenen Basecamp zu sortieren, sich an das Klima zu gewöhnen, die Route zu planen und den bestmöglichen Moment abzupassen. 

Läuft alles nach Plan, werden die beiden Touren-Spezialisten rund um den 18. August ihren Versuch wagen. Mit ihrer Ausrüstung geht es zunächst zu Fuß bis zur Schneegrenze.

„Ich hoffe aber, dass wir bald auf die Ski wechseln können“, meint Böhm, der sich darauf noch wohler fühlt. Mit den Tourenski geht es dann schnellstmöglich bis auf 7027 Meter Höhe, um anschließend in rasender Geschwindigkeit wieder abzufahren. 

Neben dem Sauerstoffmangel und der Anstrengung lauern dabei jede Menge Gefahren auf die Sportler. Am Gipfel herrschen aktuell Temperaturen um minus zehn Grad, unter der Schneedecke sind Gletscherspalten versteckt, Lawinen können losbrechen und das Wetter kann innerhalb von Minuten einen Strich durch die Rechnung machen. Die Verpflegung und Ausrüstung, Körper und Geist müssen stimmen. 

Hoffnung auf

einen „guten Tag“

Dementsprechend akribisch bereiten sich die Beiden in den kommenden Tagen vor. Nicht zuletzt durch seine Erfahrung ist Böhm allerdings zuversichtlich. „Wenn wir einen guten Tag erwischen, können wir das schaffen”, meint er. 

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