Perseiden-Schauer über der Region

von Redaktion

Interview Professor Elmar Junker über beeindruckende Sternschnuppennächte

Rosenheim – Es ist nur ein klitzekleiner Moment, ehe sie wieder verschwunden ist. Wer eine Sternschnuppe entdecken möchte, muss wachsam sein. Beim aktuellen Sternschnuppenregen der Perseiden sogar besonders schnell, wie Professor Elmar Junker von der Technischen Hochschule Rosenheim, erklärt. Im OVB-Interview verrät er, wohin man blicken muss, wann am meisten Sternschnuppen zu sehen sind und welches besondere Ereignis während der Sternschnuppennächte noch auftreten könnte.

Was sind die Perseiden?

Elmar Junker: Die Perseiden sind ein Sternschnuppenschwarm, der scheinbar aus dem Sternbild Perseus kommt. Bei Sternschnuppenschwärmen hat man eine deutliche Häufung von Sternschnuppen. Statistisch sieht man üblicherweise nur eine Sternschnuppe pro Stunde. Bei Schwärmen hat man zehn bis über 100 Schnuppen pro Stunde.

Was verursacht den Perseiden-Schauer?

Grund für die Häufung der Sternschnuppen während solcher „Sternschnuppenschwärme“ ist der verlorene Staub von Kometen, den die Erde aufsammelt. Bei den Perseiden ist es der Komet Swift-Tuttle, dessen Staubbahn wir jedes Jahr kreuzen. Wenn die meist nur stecknadelkopfgroßen Staubpartikel mit der Erdatmosphäre kollidieren, bringen sie die Luft zum Leuchten. Das Verglühen des Staubkorns selbst kann man nicht sehen, denn es geschieht in circa 90 Kilometern Höhe, und so gut können unsere Augen diesen Ministein natürlich nicht auflösen.

Wie schnell sind diese Staubkörner unterwegs?

Die Staubkörner haben eine Relativgeschwindigkeit zur Erde von 60 Kilometern pro Sekunde – sind also sportlich unterwegs. Wünsche gehen nur in Erfüllung während die Leuchtspur noch sichtbar ist, daher gehen bei den Perseiden nur kurze Wünsche, bei den Geminiden im Dezember, die mit 35 Kilometern pro Sekunde unterwegs sind, sind auch längere Wünsche möglich.

Zu welcher Uhrzeit hat man die beste Chance, die Sternschnuppen zu entdecken?

In diesem Jahr haben wir einen zunehmenden Halbmond am 12. August. Mondlicht würde die Sichtbarkeit schwacher Sternschnuppen behindern. Daher sollte man am besten nach Monduntergang, also ab 23.30 Uhr, Ausschau halten.

Nach Mitternacht, oder gar nach 1 Uhr, ist es sowieso günstiger, da die Erde sich in den Kometenstaub reindreht. Außerdem steht das Sternbild Perseus dann höher am Himmel. Das Maximum sollte in den Nächten zwischen dem 11. und 12, 12. und 13. sowie dem 13. und 14. August auftreten.

Von welchem Ort aus kann man den Perseiden-Schauer am besten beobachten?

Man kann die Perseiden überall auf der Erde sehen, wo der Perseus über dem Horizont steht, also nördlich von -35° Breite. Man sollte einen dunklen Beobachtungsort wählen, wo man viel vom ganzen Himmel sehen kann. Also am Ortsrand, in Rosenheim zum Beispiel Fürstätter Feld, Panger Feld, Inndamm. Ideal ist ein Liegestuhl oder eine Liege.

Wo sollte der Blick hingehen?

Der Blick sollte genau nicht zum Sternbild Perseus gehen, sondern im rechten Winkel davon weg, also in den Zenit oder ein wenig südwestlich davon. Man kann dann auch die Milchstraße beobachten mit ihren Dunkelwolken und das Sommerdreieck mit den Sternbildern Adler, Schwan und Leier.

Wie viele Sternschnuppen kann man während des Höhepunkts des Perseiden-Schauers hier in der Region erwarten?

Man liest teils von über 100 Schnuppen pro Stunde, aber das wäre über den ganzen Himmel verteilt – also nur mit mehreren Beobachtern möglich und nur wenn Perseus im Zenit stünde. Für einen Einzelbeobachter nach Mitternacht sind im Schwarmmaximum circa 15 bis 30 Schnuppen pro Stunde realistisch. Man darf nur nicht ungeduldig werden: Manchmal passiert über zehn Minuten gar nichts und dann kommen drei oder vier Sternschnuppen direkt hintereinander. Wenn man mehrere Sternschnuppen gesehen hat, merkt man schon, dass sie scheinbar alle aus derselben Richtung kommen – dem sogenannten Radianten im Sternbild Perseus.

Gibt es spezielle Tipps für Hobby-Astronomen, die den Perseiden-Schauer beobachten möchten?

Man braucht keine Hilfsmittel. Fernglas oder Fernrohr sind sogar hinderlich, weil sie das Gesichtsfeld einschränken.

Gibt es besondere astronomische Ereignisse, die während des Perseiden-Schauers auftreten können?

Manchmal gibt es extrem helle Sternschnuppen, sogenannte Feuerkugeln oder Boliden. Die sind dann heller als die hellen Planeten Venus oder Jupiter und könnten sogar Mondhelligkeit erreichen.

Da sind dann größere Brocken, viele Dutzend Gramm oder gar Kilogramm schwer, die im Extremfall, je nach Zusammensetzung und Geschwindigkeit, sogar auf die Erde fallen könnten. Dann wären es Meteoriten.

Passiert so etwas häufig?

In Bayern gibt es bisher nur acht sicher nachgewiesene Meteoritenfälle.

Und die Feuerkugeln?

Am 24. Mai 2004 wurde eine solche auf der Sternwarte Rosenheim beobachtet. Sie zerbrach in drei Teile, war hell wie der Vollmond. Das Feuerkugelnetzwerk des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) konnte zeigen, dass sie anfangs, als sie 88 Kilometer über Südtirol mit der Erdatmosphäre kollidierte, sieben Kilogramm schwer war. In 36 Kilometern Höhe, über Gotzing, war sie schon aufgerieben – es gab keinen Meteoritenfall.

IntervieW: Patricia Huber

Noch mehr Infos über Sterne

Artikel 7 von 11