Aschau – Mit einem ungewöhnlichen Umweltfrevel hat es derzeit die Polizei zu tun. Vermutliche Holzdiebe haben, wohl ohne es zu wissen, eine streng geschützte Käferart entführt. Im September 2023 bemerkten kundige Wanderer zwischen Aschau und Sachrang bei Schossrinn an einem Holzstapel vier Alpenbock-Weibchen, zwei davon bei der Eiablage in den Spalten des Buchenholzes.
Der in seinem Bestand stark gefährdete und deshalb streng geschützte Alpenbock (Rosalia alpina) gehört mit drei Zentimetern Körperlänge zu den größten heimischen Käfern. Seine blaue Zeichnung mit den langen, gestreiften Fühlern ist unverwechselbar. Zur Eiablage benötigt der Käfer sonnengetrocknete Risse und Spalten absterbender Bäume. In diesen bleiben die Larven während ihrer zwei- bis vierjährigen Entwicklungsphase. Geeignete Brutplätze werden über Jahre immer wieder zur Eiablage genutzt.
Aus diesem Grund hat die Untere Naturschutzbehörde Rosenheim Anfang 2024 den Holzstapel von der Freiherr-von-Cramer-Klett-Verwaltungsgesellschaft gekauft, um die Brutstätte und damit die lokale Population des Alpenbocks im Priental zu sichern. Im Juni stellte die zuständige Gebietsbetreuerin allerdings fest, dass etwa 50 der knapp 140 Stämme unterschiedlicher Größen fehlen. Der Verbleib der Baumstämme – überwiegend Buchenholz – ist bisher unklar. Hinweise zum Verbleib der Stämme nimmt die Polizei Prien unter der Telefonnummer 08051/90570 entgegen.
Wie die Polizei mitteilt, wurde glücklicherweise Ende Juli 2024 erneut ein Alpenbock-Weibchen bei der Eiablage an den verbleibenden Stämmen gesichtet. Künftig soll ein Schild neben dem Holzstapel in Schossrinn aufgestellt werden, um über den streng geschützten Käfer und dessen Lebensraum zu informieren.