Gestrandet in Mauerkirchen: Feuerwehren evakuieren Zug mit über 200 Passagieren

von Redaktion

Großeinsatz auf freier Strecke – Rettungsleitstelle organisiert Shuttle-Service mit Mannschaftstransportwagen und Großraumbus

Bad Endorf – Ohne ehrenamtliche Helfer wären am Dienstagabend mehr als 200 Menschen in Mauerkirchen gestrandet. Für ihre Evakuierung mussten 13 Feuerwehren, THW, BRK und Polizei mit mehr als 60 Rettern alarmiert werden. Gegen 19.15 Uhr war ein Eurocity auf dem Weg von München nach Klagenfurt mit einem Baum kollidiert. Dieser war nach Angaben der Bundespolizei im Bereich Mauerkirchen infolge des Unwetters in den Gleisbereich gestürzt.

Wie eine Sprecherin der Bahn erklärt, werde zunächst immer versucht, den Zug zu einem Bahnhof zu schleppen und Reisende dort auf dem Bahnsteig aussteigen zu lassen. Aufgrund des Schadens an der Lok war dies am Dienstag jedoch nicht möglich, sodass die Reisenden den Zug auf freier Strecke verlassen mussten. „In solchen Situationen gelten klare Sicherheitsregeln, zu denen wir im engen Austausch mit den Sicherheits- und Rettungskräften vor Ort stehen. So wird immer die Feuerwehr hinzugerufen“, erläutert die Bahnsprecherin.

Gegen 20.15 Uhr wurden die Feuerwehren alarmiert. Georg Sommer, Kommandant der Feuerwehr Antwort, übernahm die Einsatzleitung. „Einen so feuerwehrintensiven Einsatz hatten wir lange nicht“, sagt er. Immerhin waren insgesamt 13 Wehren, das THW mit vier Fahrzeugen, das BRK und die Polizei vor Ort.

Mehr als 60 Helfer
im Großeinsatz

Dieser Großeinsatz hatte vor allem einen Grund: Der Bahn war es nicht gelungen, Busse für die Evakuierung der 273 Passagiere zu ordern. Also rückten neben den örtlichen Wehren aus Antwort, Bad Endorf und Schwabering weitere zehn Feuerwehren mit ihren Mannschaftstransportwagen (MTW) und einem Großraumbus an, um einen Shuttle-Service zum Bahnhof nach Prien einzurichten. Die Bad Endorfer Kameraden übernahmen mit ihren Bahnrettungssätzen die Evakuierung des Zuges, der etwa 500 Meter vom Bahnübergang in Mauerkirchen entfernt zum Stehen gekommen war.

Über einen Feldweg gelangten die Feuerwehren zum Unglücksort. Die Passagiere konnten über transportable Treppen den Zug auf freier Strecke sicher verlassen und über Rampen das Gleisbett überqueren. Damit niemand unkontrolliert den Zug verließ, wurde nur eine Tür geöffnet. „So waren die Passagiere vor dem strömenden Regen geschützt und konnten so lange im Zug warten, bis wieder ein MTW vor Ort war“, erläutert Sommer. Die Feuerwehren brachten die Passagiere im Pendel-Verkehr zum Bahnhof nach Prien. Von hier aus konnten sie ihre Reise fortsetzen.

„Nach Angaben der Zugbegleiterin waren 273 Passagiere im Zug, allerdings haben wir bei der Evakuierung eine Strichliste geführt und nur 203 Passagiere gezählt“, berichtet Kreisbrandinspektor Franz Hochhäuser, der ebenfalls vor Ort war. „Die Zusammenarbeit der Rettungskräfte hat hervorragend funktioniert“, bilanziert er den Einsatz. Gegen 22.45 Uhr waren alle Passagiere aus dem Zug befreit und am Bahnhof Prien angekommen. Wie die Feuerwehrler von den geretteten Passagieren erfuhren, seien sie dort unzureichend über ihre Anschlussverbindungen informiert worden und mussten lange auf die Weiterfahrt warten.

„Wir bedauern die Situation der Reisenden, die in der Nacht ihre Fahrt im EC nicht wie geplant bestreiten konnten“, betont eine Sprecherin der Bahn. „Wir setzen alles daran, dass Fahrgäste in solchen Fällen schnellstmöglich den Zug verlassen können. Gerade auf freier Strecke ist dies aber nicht immer sofort möglich, denn die Sicherheit unserer Fahrgäste steht für uns an erster Stelle.“

Der Streckenabschnitt zwischen Bad Endorf und Prien war am Dienstagabend ab 19.15 Uhr nicht mehr befahrbar. Die Oberleitung war beschädigt worden und konnte noch in der Nacht mit einem Spezialfahrzeug repariert werden. Das THW Rosenheim räumte den Baum von der Bahnstrecke. Der Zug wurde mit einer Diesellok abgeschleppt. Derzeit werde das Ausmaß des Schadens am Fahrzeug eruiert, informiert die Bahn. Gegen 1.30 Uhr konnte die Strecke wieder freigegeben werden.

Auch der Nahverkehr
war betroffen

Von der Streckensperrung waren auch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen betroffen – so die Bayerische Regionalbahn (BRB). Am Dienstagabend musste für zwölf Züge Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Wie eine Sprecherin informierte, sei es nicht einfach, bei solch kurzfristigen Ereignissen Busunternehmen zu finden, die Busse und Fahrer bereitstellen könnten. Daher seien längere Wartezeiten leider nicht zu vermeiden. Kathrin Gerlach

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