Bad Endorf – Mit jeweils 99,99 Prozent der Stimmen entlastete die Aktionärsversammlung der Gesundheitswelt Chiemgau AG (GWC) sowohl Aufsichtsrat als auch Vorstand Dietolf Hämel. Deren Ergebnis ist auch respektabel: 3,5 Millionen Euro beträgt der Gewinn nach Steuern.
Für Dietolf Hämel ist diese Zahl gerade mit Blick auf das herausfordernde Umfeld als sehr positiv zu bewerten: 60 bis 70 Prozent aller deutschen Krankenhäuser sind defizitär. Und alle kämpfen mit denselben ungünstigen Rahmenbedingungen: Personalknappheit, Steigerung bei durchgängig allen Kostenpositionen, vom medizinischen Materialbedarf bis zu den Unterhaltskosten für die Infrastruktur.
Dazu besteht Unsicherheit, wohin die Politik die Gesundheitslandschaft in Deutschland steuern wird. Dietolf Hämel brachte dafür ein Beispiel: Ab 2026 soll es im Rehabilitationsbereich bundesweit einheitliche Pflegesätze geben. Diese Tatsache sei für alle bayerischen Reha-Kliniken ein erheblicher Unsicherheitsfaktor, denn bislang zeichnet sich der Freistaat im Vergleich zu anderen Bundesländern durch relativ hohe Pflegesätze aus.
Ein weiterer durch die Politik verursachter Erschwernisfaktor ist für Dietolf Hämel die immer weiter anwachsende, „schon jetzt geradezu wahnsinnige“ Bürokratie. Ein Beispiel hierfür: Ab kommendem Jahr müsse der Geschäftsbericht um einen Nachhaltigkeitsbericht erweitert werden. Um das zu stemmen, wird personelle Aufstockung notwendig sein – Personalzuwachs also, der nicht dem medizinischen Bereich zugutekommt, sondern nur dazu da ist, ein zusätzliches Bürokratiemonster zu bewältigen.
Gegen diese „politisch induzierten“ Schwierigkeiten hätten die Kliniken in Deutschland wenig bis keine Handhabe. Aufgabe sei es, überall dort vorausschauend steuernd einzugreifen, wo es gehe. Die GWC bemüht sich deshalb in Sachen Personalknappheit seit Längerem auch um die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte. Der Erfolg sei dabei so gut, wie es die bürokratischen Hürden nur irgendwie zulassen.
Noch wichtiger sei aber „das Kümmern“ um die vorhandenen Mitarbeiter. Gute Bezahlung und ein ausreichendes Wohnungsangebot sind hier einige Stichwörter. Für Dietolf Hämel steht jedoch an alleroberster Stelle ein Klima der Wertschätzung, in dem sich das gesamte Team in allen Sparten wiederfinden soll. „Menschen, die ihre Arbeit gerne und mit Freude tun, die ihrem Gegenüber echte Empathie entgegenbringen, sind für den Konzernerfolg – unabhängig ob im Medizin- oder im Tourismusbereich – entscheidend. Unser Personal ist unser Erfolgsfaktor Nummer eins.“
Diese Zugewandtheit und Offenheit im Umgang mit den Mitarbeitenden, gepaart mit einem effektiven Leistungsportfolio sowie einem aktiv gesteuerten, agilen Kostenmanagement, sei, so Dietolf Hämel, schon seit Längerem eine Führungsmaxime. Und diese Kontinuität zahle sich aus: Auch der Überblick über die Monate dieses Jahres zeige ein Umsatzplus von rund zehn Prozent.
Dass das Endergebnis nach Steuern wohl dennoch etwas schlechter ausfallen werde als im abgelaufenen Jahr, werde, so Dietolf Hämel, an der wegen Bauarbeiten nötigen vorübergehenden Schließung des Ströbinger Hofs im November und Dezember dieses Jahres liegen.
Kontinuität ist auch das Stichwort bei der Dividendenausschüttung. Für Dietolf Hämel, aber auch für den Aufsichtsrat, soll die Dividende in erster Linie verlässlich sein. Das heißt, dass ihre Ausschüttung – 54 Cent pro Aktie – so bemessen ist, dass dem Konzern genügend Mittel verbleiben, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu bewältigen.
Die Strategie, die dabei mittel- wie langfristig verfolgt wird, enthalte drei Schwerpunkte. Erstens: Die Leistungserweiterung des Portfolios dort, wo sich sichere Zukunftschancen auftun, wie etwa im Bereich der Geriatrie oder auch in der Erweiterung des Thermenhotels Ströbinger Hof. Zweitens: In der proaktiven Steuerung der GWC-Immobilienentwicklung. Sowie als dritter wichtiger Erfolgsschwerpunkt: die GWC-Peronalstrategie. Denn auch das Motto der GWC hat Konstanz: Sich immer aufs Neue auszuzeichnen durch hochqualitative Angebote sowie einem empathischen Mitarbeiterstamm, um sich so von den Mitbewerbern abzuheben. Johannes Thomae