Mit Leiche im Auto nach Italien

von Redaktion

Raublinger nahe Neapel festgenommen – Vater liegt tot im Kofferraum

Rosenheim – Hat ein 31-jähriger Mann aus Raubling seinen Vater umgebracht? Wenn ja: aus welchen Motiven? Und was ließ ihn nach Süditalien flüchten? Man stehe noch ganz am Anfang der Ermittlungen, beteuert Daniel Katz, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Mit Informationen hält er sich entsprechend zurück.

Was bisher feststeht: Der 31-Jährige wurde am Dienstag gegen Mittag in Süditalien von der italienischen Polizei festgenommen. Er steht unter dringendem Tatverdacht, seinen Vater (60) umgebracht zu haben.

Die Italiener nahmen den Mann in der Nähe von Neapel in Gewahrsam, nachdem sie von Anwohnern auf einen Einbruchsversuch aufmerksam gemacht worden waren. So berichten es mehrere italienische Zeitungen übereinstimmend.

Einbruchsversuch
führt zu Festnahme

Die italienische Polizei geht nach Medienberichten davon aus, dass der Raublinger mittels Einbruch versuchte, sich ein Fluchtauto zu organisieren. Denn das Auto, mit dem er aus Raubling geflüchtet war, hatte ihn laut der italienischen Medien am Autobahnkreuz Pomigliano d‘Arco bei Neapel im Stich gelassen. Kurz nach seiner Festnahme stellte die Polizei fest, dass der Mann mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde.

Mehrere Medien berichten, dass die Polizei den Weg des Täters in den Großraum Neapel und den Standort des liegengebliebenen Škoda anhand von Überwachungskameras – auch von Autobahnmautstellen – nachvollzogen hat. Dienstag gegen 15 Uhr, so die italienischen Zeitungen, hatte die Polizei das havarierte Auto gefunden. Als die Beamten den Škoda durchsuchten, fanden sie im Kofferraum die Leiche des Vaters.

Der Verdächtige sitzt nun in Italien in Untersuchungshaft. Dass der Mann schnell ausgeliefert wird, steht nicht fest, schließlich stellen die italienischen Behörden eigene intensive Ermittlungen an. „Es wird sicherlich einige Tage dauern, bis darüber entschieden wird“, sagt Daniel Katz. Mehr Details kann er zu dem Fall nicht nennen. Etwa, was zum Tode des älteren Mannes führte: „Das wäre Täterwissen, darüber können wir nichts sagen.“ Katz‘ italienische Kollegen sind da offenherziger. Sie teilten den Reportern mit, dass die Leiche Stichwunden aufweist.

Der 60-Jährige und sein 31-jähriger Sohn waren am Montagabend von einer Angehörigen als vermisst gemeldet worden. Die Umstände hätten dazu geführt, dass man schnell von einem Gewaltverbrechen ausgegangen sei, hieß es vonseiten des Polizeipräsidiums. Zunächst seien unter der Leitung der örtlich zuständigen Polizeiinspektion Brannenburg intensive Nachforschungen und groß angelegte Suchmaßnahmen eingeleitet worden. Bereits am Dienstagmorgen übernahm jedoch die Kriminalpolizei Rosenheim die Ermittlungen – zu diesem Zeitpunkt deutete bereits zu viel auf ein Gewaltverbrechen hin.

Der Verdächtige war
im Škoda unterwegs

Immer noch sucht die Kripo Rosenheim nach Zeugen. So soll der 31-Jährige mit einem grauen Škoda Kodiaq mit dem Kennzeichen MB HH 1020 im Bereich Großholzhausen gefahren sein. Auch auf einem Fahrrad sei er unterwegs gewesen, einem schwarz-silbernen Mountainbike mit Scheibenbremsen. Wer hat nach Montagmorgen, 12. August, um 5 Uhr den Pkw oder das Mountainbike in Bereich von Großholzhausen gesehen? Wer hat überhaupt Auffälliges am Montagmorgen wahrgenommen? Die Polizei bittet Zeugen, sich unter Telefon 08031/2000 zu melden.

Geht die Polizei davon aus, dass der 31-Jährige seinen Vater noch in Bayern umgebracht und die Leiche in 18 Stunden 1100 Kilometer weit nach Neapel gebracht hat? Die italienische Polizei tut das laut den neapolitanischen Journalisten.

Was auffällt, ist die Geschwindigkeit der Nachforschungen. Die Ermittlungen seien intensiv, die Kooperation zwischen italienischen und deutschen Behörden eng, sagt Katz. Die guten Kontakte der Staatsanwaltschaft Traunstein in andere europäische Länder hätten es erlaubt, die italienischen Behörden über einen persönlich bekannten italienischen Staatsanwalt zu informieren –„in Rekordzeit“, wie die Ermittler stolz vermelden. Deswegen wussten die neapolitanischen Polizisten auch sofort vom internationalen Haftbefehl.

Erfolgreiches
„Traunsteiner Modell“

Dieser Ablauf ordnet sich in das Muster vorangegangener Ermittlungen ein, die nach dem „Traunsteiner Modell“ internationaler Zusammenarbeit grenzüberschreitend geführt wurden. In den vergangenen Jahren feierten die Traunsteiner Staatsanwälte Erfolge unter anderem Verhaftungen von Hintermännern bei Schockanrufen.

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