Rollstuhlfahrer aus Inn gerettet

von Redaktion

Drama in Kiefersfelden mit glücklichem Ende – dank Spaziergänger

Kiefersfelden – Er ist halbseitig gelähmt. Das hält einen 67-jährigen Kiefersfeldener aber nicht davon ab, mit seinem Elektrorolli Spazierfahrten zu unternehmen. Am Freitag hätte ihn das um ein Haar das Leben gekostet. Er war nur ein paar Hundert Meter von seinem Domizil in der Kaiserblickstraße entfernt auf dem Inndamm unterwegs, als er kurz vor der Einmündung des Kieferbachs vom Weg abkam und in den Inn stürzte.

Zum großen Glück des 67-Jährigen hatte ein zehn Jahre jüngerer Kiefersfeldener ebenfalls Bewegungsdrang und entdeckte den verunglückten Rollifahrer zufällig in der Kieferbachmündung. „Durch sein beherztes Eingreifen hat der 57-Jährige den halbseitig gelähmten Rollstuhlfahrer vor dem sicheren Tod bewahrt“, sagt Manuel Stölzel von der Polizeiinspektion Brannenburg.

Kieferer Wehr kennt
Einsatzort gut

Der 67-Jährige war nach Aussage der Polizei bereits mehrere Meter von der Absturzstelle abgetrieben und versuchte mit letzter Kraft, sich an einer Einfahrtsrampe für Rettungsboote festzuhalten. Geistesgegenwärtig stieg der Fußgänger in den Inn, hielt den Kopf des Ertrinkenden über Wasser und wählte mit seinem Handy den Notruf. „Hilflose Person in Kieferbachmündung“ blinkte bei den Feuerwehren Kiefersfelden, Mühlbach und Oberaudorf sowie dem Rettungsdienst aus Kufstein auf.

Die Kieferer Wehr war als Erstes am Ort. Einem Ort, den sie sehr gut kennt, wird doch dort das eigene Boot zu Wasser gelassen.

Die ersten Wehrler halfen dem 57-jährigen Ersthelfer, den Rollifahrer umzudrehen und sicher zu lagern, berichtet Christian Schmid, der stellvertretende Kommandant. Die zweite Truppe sorgte dann für eine vernünftige Unterlage, und gemeinsam wurde der Verunglückte aus dem Wasser gezogen. Das ging alles recht zügig, sagt Schmid. Denn keiner wusste so genau, wie lange der 67-Jährige schon im Fluss gelegen hatte. Der Inn hat viel Strömung und wenig Wärme, aktuell bei Kiefersfelden und Oberaudorf zwischen 14 und 15 Grad Temperatur.

Der halbseitengelähmte Rollifahrer hat laut Mitteilung der Polizei nur leichte Verletzungen davongetragen. „Er hat sehr viel Glück gehabt“, sagt der stellvertretende Feuerwehrkommandant. „Das war ihm aber auch bewusst – so, wie er seinen Retter und uns angeschaut hat“, hat Schmid beobachtet. Da die Gesundheit des 67-Jährigen stabil war, kümmerten sich die Rettungskräfte auch noch um den 57-jährigen Lebensretter. Der war allerdings weitestgehend trocken geblieben, „aber wir wollten alle sicher sein. Nicht, dass der Mann uns bei nachlassendem Adrenalinspiegel noch aus den Socken kippt“, sagt Schmid.

Parallel fingen dann schon die Bergungsarbeiten an. „Die Slip ist glitschig, wir wollten möglichst schnell angreifen“, erklärt der stellvertretende Kommandant. Ein Kieferer Feuerwehrmann stieg in den Eisrettungsanzug, dann in die kalten Fluten, band den elektrischen Rollstuhl fest.

Rolli übersteht
den Unfall nicht

In der Zwischenzeit war der gemeindliche Radlader da und angelte den Rolli aus dem Inn. Der hat den Unfall nicht so gut überstanden wie sein Fahrer. Der elektrische Antrieb ist nach rund einer Stunde im Wasser komplett unbrauchbar, der Schaden beträgt nach Schätzung der Polizei mehrere Tausend Euro.

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