Jeden Samstagabend macht mich ein Klingelton meines Handys darauf aufmerksam, dass mir jemand eine Nachricht geschickt hat. Seit mehr als vier Jahren bekomme ich ziemlich verlässlich um die gleiche Zeit ein neues Lied, immer selbst aufgenommen in Begleitung einer Gitarre. Manchmal ist es ein Gospel oder ein Hit aus den 70ern, gelegentlich sogar etwas selbst Komponiertes, letzte Woche eine wunderschöne Ballade von Rihanna aus den Charts der letzten Jahre. Der Absender ist ein stiller, freundlicher Mann, dem die Musik durch eine schwere Zeit seines Lebens hinweg geholfen hat. Vor vier Jahren haben wir seine Frau durch die Zeit der Krebserkrankung begleitet. Die Beerdigung war dann die letzte Trauerfeier, die wir noch feiern durften, bevor die Corona-Pandemie die Kontakte massiv eingeschränkt hat. Isolation ist aber gerade für trauernde Menschen eine Katastrophe. Der Mann hatte damals die leere Kirche als Ort für seine Musik entdeckt und in der Folgezeit begonnen, dort Lieder aufzunehmen, um sie an ausgewählte Personen zu versenden. Die Pandemie ist lange vorbei, der wöchentliche Song ist mir geblieben. Wenn ich samstags die Nachricht auf meinem Handy entdecke, höre ich mir das Lied an und bin immer wieder neu berührt, wie die Kraft der Musik und positive Gedanken einem Menschen geholfen haben, einen Weg ins Leben zurück zu finden. Jedem von uns sind verschiedene Begabungen im Leben mitgegeben worden. Dieser Mann hat mich gelehrt, dass alle göttlichen Gaben auch ein Geschenk zur inneren Heilung sein können. Für uns selbst und für andere.