Vorläufige Unterbringung für Tobias A.

von Redaktion

Klärt sich jetzt das Rätsel um den Vatermord von Raubling? Nun können die deutschen Behörden in die Vernehmung des 31-jährigen Tobias A. einsteigen. Er wird verdächtigt, seinen 60-jährigen Vater getötet zu haben. Es stellen sich eine Menge Fragen.

Raubling/Neapel – Die Ermittlungen im Fall des Tötungsdelikts von Raubling gehen in eine neue Phase: Tobias A. (31), verdächtigt, seinen Vater Hans (60) getötet zu haben, befindet sich nun in Deutschland in Gewahrsam. Bis zuletzt hatten sich die Ermittlungen in Italien und die Absprachen zwischen den italienischen und deutschen Behörden hingezogen. Seit Anfang der Woche war aber klar gewesen, dass die deutschen Behörden Tobias A. bald selbst verhören würden. Denn die italienische Justiz hatte schon Tage zuvor einer Auslieferung zugestimmt. Nun ist der Mann überstellt worden, am Donnerstagabend, 29. August, ist er nach Deutschland zurückgekehrt. In Begleitung von Beamten des „Schubwesens“ landete der Mann aus Raubling am Flughafen München. Anschließend wurde er dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Und der fällte eine Entscheidung, die darauf schließen lässt, dass Tobias A. die Tat in einem psychischen Ausnahmezustand verübt haben könnte: Der 31-Jährige kommt im Klinikum Wasserburg in vorübergehende Unterbringung, nicht in U-Haft.

Tobias A. war am 13. August in Pomigliano d‘Arco, einem Vorort von Neapel, festgenommen worden, als er versuchte, in eine Wohnung einzubrechen. Zuvor hatte die Polizei schon sein Auto entdeckt – mit der Leiche von Tobias‘ Vater Hans A. im Kofferraum. Nachdem Vater und Sohn bereits tags zuvor als vermisst gemeldet worden waren, hatte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd Spuren entdeckt, die auf eine Gewalttat schließen ließen.

Die Polizei gab daher eine internationale Fahndung nach Tobias A. heraus. Der schlimme Verdacht: Tobias A. soll seinen Vater (60) in der gemeinsamen Wohnung in Raubling mit einem Messer getötet haben. Die Ermittlungen stehen noch immer ganz am Anfang – zumindest was die deutschen Behörden betrifft.

Die Ermittler hätten bis zur Auslieferung noch keine Gelegenheit zu einer Vernehmung gehabt, da zuvor die italienischen Kollegen die Ermittlungen geführt hätten, sagte Staatsanwalt Dirk Dombrowski von der Staatsanwaltschaft Traunstein, Zweigstelle Rosenheim. Eine Obduktion der Leiche sei vorgenommen worden, den deutschen Behörden liegen die Ergebnisse aber noch nicht vor. Schließlich müsse auch viel Übersetzungsarbeit geleistet werden.

Am Donnerstag war es soweit. Beamte des sogenannten „Schubwesens“ holten den 31-Jährigen in Italien ab. Nach seiner Ankunft ist Tobias A. dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden, der üblicherweise entscheidet, ob ein Verdächtiger in U-Haft muss oder unter Auflagen freikommt. In diesem Fall wurde ein Gutachter der Inn-Salzach-Klinik Wasserburg hinzugezogen. Der empfahl für den 31-Jährigen die vorläufige Unterbringung in einer forensischen Einrichtung – es könne davon ausgegangen werden, dass der 31-Jährige die Tat in zumindest verminderter Schuldfähigkeit verübt habe, sagt Dombrowski auf OVB-Anfragen.

Der Vater Hans A. hatte die Wohnung in Raubling zunächst alleine bewohnt. Im Herbst 2023 hatte er beim Vermieter angefragt, ob sein Sohn in die Wohnung mit einziehen könne. Hans A. sagte, so berichtete es der Vermieter gegenüber dem OVB, dass sein Sohn unter Depressionen leide. Aber er bürge für ihn.

Was den 31-Jährigen schließlich dazu gebracht haben könnte, seinen Vater zu attackieren, liegt nach Auskunft der Staatsanwaltschaft bisher noch im Dunkeln – ebenso wie die Motive für die Fahrt in den Süden. 1100 Kilometer mit der Leiche seines Vaters im Kofferraum, eingewickelt in eine Decke. Was wollte Tobias A. in Neapel?

Das könnte sich nun klären, wenn Tobias A. deutschen Ermittlern Rede und Antwort steht. „Wir können froh sein, dass er nicht in ein Nicht-EU-Land gelangt ist“, sagt Dirk Dombrowski zu den behördlichen Hürden dieser rätselhaften Tragödie. Bald heimkehren soll auch der Vater: Ein Bestattungsunternehmen wird den Transport der Leiche übernehmen.

Zu klären ist nach Auskunft der Staatsanwaltschaft auch, wie der in Pomigliano d‘Arco sichergestellte Skoda nach Deutschland gelangt, in dessen Kofferraum die Leiche des Vaters entdeckt wurde.

Artikel 2 von 11