Beim Chinesen gibt es nach dem Essen noch einen kleinen Glückskeks. Auch wenn eigentlich schon alle satt sind, wird dieser Glückskeks doch von jedem noch vorsichtig aufgebrochen, denn im Inneren verbirgt sich eine Botschaft. Auf einem kleinen Zettel stehen Sprüche, die uns das große Glück zusagen sollen. Meist entlocken mir diese aber nur ein kleines Lächeln, denn Aussagen wie „Die beste Zeit ist jetzt!“ oder „Wenn das Leben dir einen Korb gibt, geh einkaufen“ sind irgendwie sehr allgemein und dienen höchstens zur kurzfristigen Aufheiterung der Tischrunde.
Gerade deshalb erlebe ich die Worte des Evangeliums der Bibel ganz anders. Sie sind kein zufällig eingebackenes Glück, sondern tatsächlich oft schwere Kost, sperrig und auch für mich durchaus herausfordernd. Dann aber trifft mich ein Satz wieder mitten ins Herz. „Effata! – Öffne Dich!“, sagt Jesus im Evangelium vom kommenden Sonntag. Er sagt es eindringlich nicht nur zu einem Gehörlosen, der dann Heilung erfährt. Es ist ein Zuspruch für viele Menschen, die verschlossen sind und Blockaden haben gegenüber den Möglichkeiten, die das Leben ihnen schenken will. Jesus wendet sich zeichenhaft an alle, die ihre Seele „dicht“ gemacht haben aus Verbitterung oder Enttäuschung. Seine Botschaft ist so viel mehr als ein willkürlicher Spruch im Glückskeks. Sie ist eine Berührung mit dem göttlichen Kern, der jedem von uns innewohnt. „Öffne Dich!“ Das könnte vielleicht auch heißen, eine Problemsituation einmal aus einer anderen Perspektive anzuschauen. Manchmal tut sich dann wie in der Bibelgeschichte Heilung und ein Neuanfang auf.