Vom Retter zum Risiko

von Redaktion

Schnee bremst Folgen des Dauerregens in der Region – vorerst

Rosenheim – „In Summe ist es gut abgegangen.“ Dr. Tobias Hafner, Leiter des Wasserwirtschaftamts Rosenheim, atmete am Samstag erst einmal auf, als die erste Welle des Hochwassers unter Kontrolle war. Seit Tagen war der Starkregen angekündigt gewesen. Viele Probleme hatte er dann verursacht. Aber so schlimm wie befürchtet wurde es nur vereinzelt.

Die Ortschaft Oberkaltbrunn bei Pang traf es am härtesten. Felder überfluteten weitflächig, zahlreiche Grundstücke versanken in den Wassermassen. Örtliche Landwirte bargen Heuballen mit ihren Traktoren aus dem Hochwasser. So wurde der 60-Seelen-Ort kurzzeitig zum Bild des Hochwassers und erlangte bundesweite Aufmerksamkeit.

Oberkaltbrunn macht
Schlagzeilen

Dass die Lage sonst zwar angespannt, aber nur selten bedrohlich wurde, lag vor allem an den Temperaturen. Denn ein guter Teil des Niederschlags fiel als Schnee. Eine große Entlastung für die Flüsse und Bäche im Tal. Die Messstation Dürrnbachhorn bei Ruhpolding auf 1580 Metern Höhe gab am Samstag eine Schneehöhe von über einem Meter an. Hier grenzt die Bundesstraße 305 zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl an das Gebirgsmassiv. Die Straße musste wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. Auch auf der Kampenwand fielen laut Hochwassernachrichtendienst bereits 40 Zentimeter Neuschnee.

„Wir sind gut vorbereitet in die Lage gekommen. Die Wetterwarnungen passten, auf die konnten wir uns gut stützen“, sagt Kreisbrandrat Richard Schrank. Die Regenmengen seien zwar höher gewesen, als ursprünglich gedacht, aber damit hätten die Feuerwehren umgehen können. „Für Montag und Dienstag sind weitere Niederschläge angekündigt“, gibt er allerdings keine Entwarnung nach dem ruhigen gestrigen Sonntag. Vor allem am Dienstag könnte eine zweite Welle drohen. „Deswegen bleibt alles an Ort und Stelle. “

Dann könnte der Schnee zum Risiko werden. Denn zusätzlich zum vor allem am heutigen Montag erwarteten ergiebigen Regen verschärft Schmelzwasser die Situation. Für die Landkreise Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land gilt eine neue Warnung vor Dauerregen bis zum morgigen Dienstag um 15 Uhr. Das teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach aktuellen Prognosen mit.

Es kommt also weitere Arbeit auf die Einsatzkräfte zu. Und weitere Belastungen auf viele Bürger, die damit vielerorts schon am Wochenende zu kämpfen hatten. Am Samstagnachmittag drohte zum Beispiel die mitten durch Aham (Eiselfing) fließende Murn über die Ufer zu treten. Nach intensiven Regenfällen sei der Pegel des Baches innerhalb weniger Stunden massiv in den kritischen Bereich angestiegen, teilte die Feuerwehr Bachmehring mit.

Das Wasser drohte, sich knapp unter der dortigen Betonbrücke zu stauen, konnte aber durch die alarmierten Floriansjünger und mithilfe von Sandsäcken unter Kontrolle gebracht werden. Allerdings wurden bachabwärts eine Pferdekoppel und Teile eines Stallgebäudes überschwemmt, so die Feuerwehr.

Die Freiwillige Feuerwehr Kiefersfeldens musste in den Sonnenweg, wo mit Sandsäcken eine Barriere vor einem Wohnhaus errichtet wurde, das vom drängenden Hochwasser bedroht war. Gleich anschließend ging es in die Schöffauer Straße, wo auf dem steilen Hang zum Nußlberg-Aufgang sich der bis dahin eher betulich dahinfließende Wasserfall in einen bedrohlichen Sturzbach verwandelt hatte. Zugleich drohte das Hochwasser auf die naheliegenden Wohnhäuser mit Ferienwohnungen überzugreifen. Die Feuerwehr sicherte zunächst die bedrohten Häuser mit der Aufstellung einer Boxwall, um das gefährlich nahekommende Wasser umzuleiten.

Auch in Tuntenhausen hatten einige Bürger mit den Wassermassen zu kämpfen. So wurde der Bereich um ein landwirtschaftliches Anwesen an der Moosmühle fast komplett überschwemmt.

Katastrophenschutz
hat Lage im Blick

Der anhaltende Dauerregen sorgte im Landkreis Rosenheim vereinzelt für kleinere Überflutungen. Konkret betroffen sind die Gemeinden Kiefersfelden, Brannenburg, Oberaudorf und Raubling. Im Landratsamt Rosenheim ist vorsorglich ein Kernteam der Führungsgruppe Katastrophenschutz zusammengekommen, um die Lage im Blick zu behalten. Im Verkehrszentrum im Aicherpark wurde eine Örtliche Einsatzleitung eingerichtet. Auch das ist eine vorbeugende Maßnahme, um bei einer Lageänderung schnell handlungsfähig zu sein.

Natürlich kam es in vielen Orten auch immer wieder zu überfluteten Kellern. Doch Raublings Bürgermeister Olaf Kalsperger sprach seiner Bevölkerung ein Kompliment aus: „Es ist kein Vergleich zur Situation Anfang Juni. Die Leute scheinen sich in den letzten drei Monaten entsprechend ausgerüstet zu haben. Da ist wohl einiges passiert.“

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