Wenn ich auf der Autobahn die Ausfahrt übersehe, an der ich eigentlich herunterfahren wollte, hilft alles nichts. Es gibt keine andere Möglichkeit, als weiterzufahren, um schließlich die nächste Ausfahrt anzusteuern. Auf weiten Wegstrecken fallen diese zu viel gefahrenen Kilometer insgesamt gar nicht so sehr ins Gewicht und doch sind es die, über die man sich am meisten ärgert und die so viel Kraft kosten. Immerhin muss ich in der Gegenrichtung die gleiche Strecke noch einmal zurück. Noch frustrierender ist, wenn man dann auch noch im Stau steht und von der Autobahn überhaupt nicht mehr herunterkommt.
So oder ähnlich erlebe ich auch viele Menschen auf ihrem Weg durchs Leben. Manche spüren selbst, dass sie auf einer Route unterwegs sind, die überhaupt nicht mehr stimmt und kommen doch irgendwie von ihrer „Lebensautobahn“ nicht mehr herunter. Vor allem, wenn die Geschwindigkeit zu groß ist, kann das leicht passieren. Auf der Autobahn hilft es mir bei längeren Strecken, gelegentlich einen Rastplatz anzufahren, einen Kaffee zu trinken und kurz abzuschalten. Dann bin ich wieder konzentrierter unterwegs, auch um die richtige Ausfahrt nicht ein weiteres Mal zu verpeilen.
Solche Rastplätze braucht auch das Leben. Der Gottesdienst am Sonntag ist jede Woche ein Angebot, um zur Ruhe zu kommen und die eigene Route zu überdenken. Auch Zeit für Begegnungen und ein gutes Gespräch mit lieben Menschen eröffnet manchmal eine neue Sicht. Möglicherweise kann man dann einen Wegweiser entdecken, an dem man sonst erneut vorbei gefahren wäre. Jede Ausfahrt im Leben ist jedenfalls immer eine Chance, neu zu beginnen.