Rosenheim/Traunstein/Mühldorf/Erding – Die Unterbringung von Flüchtlingen ist eine große Herausforderung. Die Kommunen sind längst an ihrer Belastungsgrenze angelangt, wie immer wieder angeprangert wird.
In Rott ist eine Erstaufnahmeeinrichtung für rund 300 Personen geplant. Dieses Vorhaben sorgt für große Aufregung in der Bevölkerung. Auch die Bürgerinitiative „Rott rot(t)iert“ spricht sich vehement dagegen aus. Sie kritisiert unter anderem, dass eine zentrale Sammelunterkunft in der 4200-Seelen-Gemeinde geschaffen werden soll, während in anderen Landkreisen auch dezentrale Lösungen für die Erstaufnahme angestrebt würden.
Ist das tatsächlich der Fall? Wie handhaben die Landkreise Rosenheim, Mühldorf, Traunstein und Erding die Unterbringung von Flüchtlingen?
Landkreis Rosenheim
Im Landkreis Rosenheim werden Flüchtlinge und Asylbewerber „leider noch immer“, wie das Landratsamt ausdrücklich betont, zuerst in den beiden Turnhallen der Gymnasien in Raubling und Bruckmühl untergebracht. Danach werde versucht, sie schnellstmöglich zu verlegen, entweder in Wohnraum, den die Behörde angemietet habe, oder in Pavillons beziehungsweise in Container-Anlagen.
„Der Wohnungsmarkt ist sehr angespannt. Das Landratsamt Rosenheim hat derzeit rund 270 Liegenschaften angemietet, um die Menschen unterzubringen“, so die Behörde. Dennoch würden sich momentan noch rund 330 Personen in den beiden Turnhallen in Raubling und Bruckmühl befinden (Stand: 29. August). In diesen Erstaufnahmeeinrichtungen würden die Flüchtlinge und Asylbewerber in der Regel wenige Wochen verweilen.
Landkreis Traunstein
Im Landkreis Traunstein gebe es ebenfalls verschiedene Arten der Unterbringung für Geflüchtete: Ankerzentren, Gemeinschaftsunterkünfte und dezentrale Unterbringung, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit. „Nach der Ankunft in Deutschland werden alle neu im Freistaat angekommenen Flüchtlinge in der Regel zuerst in einem Ankunftszentrum (Ankerzentrum) untergebracht. Um in diesen Einrichtungen immer wieder Platz zu schaffen, werden sie nach einem bestimmten Schlüssel auf die Kommunen verteilt und entweder in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht. In Oberbayern gibt es bis dato sieben Zweigstellen von Ankerzentren“, so die Behörde. Das Landratsamt Traunstein habe 98 Unterkünfte (dezentrale Unterkünfte) verteilt über den gesamten Landkreis angemietet, von Wohnungen bis zu größeren Objekten. Hinzu kämen die sechs Gemeinschaftsunterkünfte (betrieben von der Regierung von Oberbayern) in Grassau, Inzell, Traunstein, Trostberg, Traunreut und Chieming. In den staatlichen Unterbringungen im Landkreis Traunstein würden aktuell knapp 2200 Personen wohnen, zudem seien knapp 1400 Ukraine-Flüchtlinge in Privatunterkünften untergebracht, so das Landratsamt.
Landkreis Mühldorf
Im Landkreis Mühldorf gebe es dezentrale Unterkünfte und Gemeinschaftsunterbringungen, die sich über den gesamten Landkreis verteilen würden, sowie ein Ankerzentrum in Waldkraiburg und eine Erstaufnahmeeinrichtung in Mühldorf, wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt. „Die Gemeinschaftsunterkünfte und das Ankerzentrum werden von der Regierung von Oberbayern betrieben. Zusätzlich nutzt der Landkreis aktuell eine Turnhalle als Erstanlaufstelle für neu ankommende Flüchtlinge“, so die Behörde. Die dezentralen Unterkünfte seien Wohnungen, Einfamilien- oder Mehrfamilienhäuser, die die Geflüchteten langfristig beziehen würden. Das Ankerzentrum in Waldkraiburg sei ein großer Wohnkomplex. Es biete Platz für bis zu 450 Personen, die Aufenthaltsdauer variiere von Fall zu Fall. Die Erstanlaufstelle bestehe aus einer Turnhalle mit gastronomischem Bereich. Dort könnten bis zu 80 Personen untergebracht werden. Diese würden sich hier nur wenige Tage, bis maximal zwei Wochen aufhalten, erklärt das Landratsamt Mühldorf.
„Da sich ein Ende der Ankünfte und Zuteilungen von Asylbewerbern nach wie vor in keiner Weise abzeichnet, besteht laufend Bedarf an weiteren Unterkünften. Die Akquise neuer Unterkünfte ist für unsere Fachstelle dementsprechend eine Daueraufgabe und bedeutet permanentes Management. Gerade in einer Region wie der unseren, in der Wohnraum ohnehin knapp ist, ist dies eine enorme Herausforderung. Wir sind auf verfügbare Angebote angewiesen“, verdeutlicht die Behörde.
„Wir haben es in unserem Landkreis bisher erfolgreich geschafft, die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Turnhallen zu vermeiden. Das bleibt auch unser klares Ziel – im Sinne der Flüchtlinge und der einheimischen Bevölkerung. Klar ist: Es ist ein permanenter Kraftakt, die uns zugewiesenen Personen unterzubringen. Die Kommunen in ganz Deutschland sind längst an der Belastungsgrenze. Darauf weisen Landrat Siegfried Walch, wie beispielsweise auch der Bayerische und der Deutsche Landkreistag, seit Langem eindringlich hin. Entscheidend ist, dass die Zugangszahlen nach Deutschland dauerhaft und spürbar sinken. Der Bund und die EU bleiben gefordert“, kritisiert das Landratsamt Traunstein.
Landkreis Erding
Im Landkreis Erding sind derzeit 3057 Flüchtlinge untergebracht, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit. Der Landkreis unterhalte 215 dezentrale Unterkünfte, zwei Gemeinschaftsunterbringungen, verteilt auf 26 Kommunen im Landkreis Erding. Überwiegend seien Wohnungen, vermehrt auch Modulbauten, belegt. Die Unterbringung in Turnhallen versuche die Behörde zu vermeiden, diese seien „derzeit nicht im Einsatz“, so das Landratsamt.
Anja Leitner