An Abrissbirne führt kein Weg vorbei

von Redaktion

Mit BOS-Neubau will Landkreis Berufliches Schulzentrum in Wasserburg aufwerten

Wasserburg – Mit einem Neubau der Beruflichen Oberschule (BOS) in Wasserburg will der Landkreis das Schulzentrum am Burgerfeld weiter aufwerten, zu dem auch eine Fachoberschule (FOS) und die Berufsschule gehören. Für die Umsetzung des Konzepts fallen mehrere Gebäudeteile der Abrissbirne zum Opfer.

Der Schulausschuss des Landkreises, der vor Ort tagte, korrigierte damit einen Grundsatzbeschluss vom Februar 2022. Damals sprach sich das Gremium einstimmig für die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes aus. Auf der Suche nach Synergieeffekten, die anschließend mit dem beauftragten Architekturbüro Dasch, Zürn und Partner mit Sitz in München und Stuttgart begann, ergab sich der Meinungsumschwung.

1000 Quadratmeter

Nutzfläche gespart

„Mit der jetzigen Planung wird die Idee eines neuen Schulzentrums konsequent umgesetzt. Wir sparen bei den Raumprogrammen 1000 Quadratmeter Nutzfläche ein, ohne dass wir einen Qualitätsverlust erleiden“, warb Landrat Otto Lederer (CSU) im Gremium erfolgreich für das Umdenken. Er erinnerte daran, dass die Baumaßnahme an der BOS auch mit weiteren notwendigen baulichen Veränderungen an der Berufsschule einhergehe und die ursprünglich ins Auge gefasste Generalsanierung „eher nachteilig für zukünftige Entwicklungen am Standort“ sein könnte.

Dieser wurde 2023 vom Kultusministerium in ein Schulzentrum umgewidmet. Es wird seit einigen Monaten von Gerhart Zimmermann geleitet, der in der Sitzung des Gremiums die Stoßrichtung des Landrats nachdrücklich unterstützte und sich auch dafür bedankte, dass der Landkreis die Schulfamilie bei den Planungen für die Zukunft intensiv einbinde.

Kernstück des neuen Konzepts, das einstimmig gebilligt wurde, ist der Abriss aller sanierungsbedürftigen Gebäude, die sich auf dem Areal befinden. Hierzu zählt auch die eingeschossige sogenannte Moser-Halle, die nach Auskunft der Fachleute nicht mehr sanierungsfähig ist. Sie beherbergt derzeit Werkstätten, die überwiegend der Berufsschule zugeordnet sind. Auch ein Altbau an der Ecke Bürgermeister-Winter-Straße/Klosterweg muss weichen. Ein fast 45 Jahre altes Gebäude in der Mitte des gemeinsamen Grundstücks, das zur Zeit für den Fachbereich Kfz genutzt wird, hat ebenfalls keine Zukunft mehr. Es wurde früher von Schreinern und Bauhandwerkern genutzt. Bereits mit seiner damals neuen Zweckbindung mussten laut Landrat Kompromisse eingegangen werden.

Verbindendes
Zentrum entsteht

„Wird dieses Gebäude abgerissen, kann an dieser Stelle ein verbindendes Zentrum für den gesamten Komplex geschaffen werden“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung, der das Gremium folgte und damit zwei anderen Varianten eine Abfuhr erteilte. Sie hatten nicht zwingend den sofortigen Abriss aller sanierungsbedürftigen Gebäudeteile vorgesehen.

Von 69 Millionen Euro sprach Landrat Otto Lederer, als CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller die Frage nach den Gesamtkosten für die Maßnahme aufwarf. Dass das Investitionsvolumen noch nach oben gehen werde, daran ließ Lederer keinen Zweifel. Im Moment handele es sich nur um eine Grobschätzung ohne genaue Bedarfsermittlung, außerdem seien Preisanstiege während der mehrjährigen Bauzeit zu erwarten.

Von vier bis sechs Jahren Bautätigkeit geht Martin Rodemers von der Bauverwaltung des Landkreises aus, die zu erwartenden Fördermittel des Freistaates gab er auf Schwallers Nachfrage mit 40 bis 50 Prozent an. Außerdem könne der Landkreis mit Gastschulbeiträgen planen, da etwa die Hälfte der Schüler aus den Landkreisen Mühldorf und Erding komme.

„Dann ist der Schmerz nur halb so groß“, meinte Schwaller angesichts dieser Auskunft und mit Blick auf die Tatsache, dass der Landkreis auch Abschreibungen für das Projekt vornehmen könne. „Da bleiben vielleicht 20 Millionen Euro Eigenanteil.“

Seiner Zustimmung für die vom Landrat favorisierte Vorgehensweise schloss sich auch der Samerberger Bürgermeister Georg Huber (Parteiunabhängige/ÜWG) an, der Leichtigkeit seines CSU-Kollegen hinsichtlich der Finanzierung der Maßnahme wollte er jedoch nicht folgen. „Wir müssen uns schon noch ernsthaft fragen, ob sich der Landkreis das leisten kann“, sagte Huber und erinnerte daran, dass die Gemeinden das Projekt über die Kreisumlage mittragen müssten und derzeit finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet seien.

Dass das beauftragte Architekturbüro Wert auf nachhaltiges Bauen lege und dies in der Planung mit Aufenthaltsqualität für junge Leute verbinde, fand Claudia Sasse (Bündnis 90/Die Grünen) „einfach schön“. Für ihren Fraktionskollegen Karlheinz Rieger gibt es keine Alternative zur beschlossenen Vorgehensweise. „Nur so beenden wir eine fortwährende Stöpselei über Jahrzehnte hinweg.“ Der ehemalige Oberaudorfer Bürgermeister Hubert Wildgruber (CSU) pflichtete ihm bei und fasste sich kurz. „Mich überzeugt das Konzept.“

Landrat weist
auf Nachteile hin

Der Landrat hatte vor der Abstimmung noch an die Nachteile der beiden anderen Varianten erinnert. Die eine erfülle das geforderte Raumprogramm nicht vollständig, die andere sei nur um etwa fünf Prozent günstiger als die jetzt beschlossene. Architekt Sebastian Kittelberger hatte mit Blick auf die Kosten zudem noch auf eine Gefahr hingewiesen, die stets mit einer Gebäudesanierung verbunden sei. „Sie wissen nie, was plötzlich an Zusatzmaßnahmen auf Sie zukommen kann.“

Kittelberger kann sich nach dem Beschluss mit seinem Team jetzt daran machen, das aus seiner Sicht „unglaublich schöne und privilegierte Grundstück“ zu entwickeln. Die letzte Entscheidung darüber, ob die Bagger anrollen können, trifft der Kreistag zu einem späteren Zeitpunkt.

Artikel 3 von 11