Traunstein – Erst am vergangenen Mittwoch ging ein kleines Beben durch die Partei der Grünen, als der komplette Bundesvorstand der Partei mit den Co-Vorsitzenden Omid Nouripour und Ricarda Lang an der Spitze seinen Rücktritt für Mitte November hatte. Die Parteispitze hatte damit die Konsequenz aus den Misserfolgen der Grünen bei den jüngsten Wahlen gezogen. „Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour in Berlin. Nun hat nach dem Bundesvorstand auch der gesamte Landesvorstand der Jugendorganisation in Bayern den Austritt angekündigt. Alle acht Vorstandsmitglieder wollen bei der kommenden Wahl zum Landesvorstand nicht mehr antreten, und auch aus der Partei austreten. Was bedeutet das für die Partei der Grünen in Bayern? Gisela Sengl, die Landesvorsitzende der Grünen in Bayern und gebürtige Chiemgauerin, sieht den Austritt realistisch. „Schöner ist es natürlich, man ist sich immer einig und die Jugendorganisation arbeitet gut mit der Partei zusammen”, sagt sie. Der Vorstand der Jugendorganisation hätte sich zu diesem Schritt entschlossen und das werde von ihr akzeptiert. „Reisende soll man nicht aufhalten, aber es ist klar, es gibt natürlich viele junge Menschen bei den Grünen, die sehr aktiv Politik machen wollen und die möchten auch weitermachen.”
Sengl sieht aber trotz des Austritts die Zukunft der Jugend in ihrer Partei als gesichert an. „Auf alle Fälle, auch die Zusammenarbeit ist gesichert. Die komplette Führungsriege ist bedauerlich, aber das war ein längerer Prozess, wo man schon gemerkt hat, die Zusammenarbeit klappt nicht mehr ganz so gut”, so Sengl. Dass der Vorstand aber gleich aus der Partei austreten will, hält sie für traurig. „Der Vorwurf war, wir hätten uns inzwischen verwaschen, aber es ist immer schwierig, als junger Mensch möchte man halt immer radikale Positionen vertreten.” Das sei laut Sengl auch absolut richtig, damit etwas vorangehen könne. Deshalb sei eine Jugendorganisation auch wichtig, aber eine Regierung sei eine große Kompromissmaschine, da komme man nicht drumherum.
Eine folgende Welle von Austritten sieht sie nicht. Auch, wenn ein neuer Jugendverband gegründet werden soll.
„Die Grüne Jugend hat sehr viele Mitglieder, aber nicht alle sind auch Mitglied in der Partei. Wir sind da sehr offen, sehr bündnisorientiert.” Das sei jetzt keine Massenbewegung innerhalb der Grünen, sondern es sei nur eine kleine Gruppe innerhalb der Grünen Jugend. Der Zeitpunkt dafür sei aber so kurz nach dem Rücktritt des Bundesvorstands nicht optimal. „Das ist nicht gerade parteidienlich, das muss man ganz klar sagen. Aber mit dem Rücktritt des Bundesvorstands soll ein Zeichen gesetzt werden für einen Neustart.” Das sei eine Grätsche von der Seite, aber damit müsse man leben.
Im November soll in Wiesbaden ein neuer Parteivorstand gewählt werden und „es ist einfach auch wirklich sehr gut, dass alle zurückgetreten sind und dass man den ganzen Bundesvorstand neu wählen kann”, sagt Sengl.
Der Vorstand der Bayerischen Jugendorganisation soll Ende November neu gewählt werden. Bis dahin wollen die acht Vorstandsmitglieder die Geschäfte organisatorisch weiterführen. „Es stehen schon viele junge Menschen bereit, die Lust haben, weiter in der Grünen Jugend aktiv zu sein“, sagte die bayerische Landesvorsitzende der Grünen, Eva Lettenbauer.Martin Lünhörster