Rosenheim/Mühldorf – Die Wirtschaft in Bayern schrumpft. Das zeigen die Zahlen einer aktuellen Studie des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Demnach fällt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preisbereinigt im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent.
Ein Warnsignal im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt. Zwar nahm die Wirtschaftskraft laut der aktuellen Statistik in ganz Deutschland ebenfalls ab. Allerdings nur um 0,2 Prozent.
Baubranche
stark betroffen
Auch einige andere Bundesländer wie Schleswig-Holstein (+1,1), Berlin (+0,3) oder Nordrhein-Westfalen (+0,1) schlossen deutlich besser ab. Bayern liegt der Studie zufolge insgesamt nur auf Platz 12 der 16 Bundesländer, was die Wirtschaftskraft anbelangt.
Die Folgen sind auch in den Betrieben in der Region zu spüren. „Im Bauhauptgewerbe, also im Massiv- und Holzbau, ist die Auftragslage für die Errichtung von Neubauten nach wie vor stark rückläufig“, sagt Markus Saller von der Kreishandwerkerschaft Altötting-Mühldorf. Auch bei den Ausbaubetrieben, wie Metallbauern, Schreinern und Malern, käme die Konjunkturdelle an. „Im Lebensmittelhandwerk ist infolge der Inflation die zurückgegangene Konsumlaune zu spüren, gleiches gilt bei den Friseuren“, sagt Saller.
Ein Hauptgrund für den Rückgang der Wirtschaftskraft ist laut Jens Wucherpfennig, dem Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim, „Unsicherheit und fehlende Verlässlichkeit“.
In der Konsequenz verhalten sich die Unternehmen in der Region zurückhaltend. „Investitionen bleiben aus, es gibt keinen Stellenaufbau und die Zahl der Betriebe, die mit dem Gedanken einer Verlagerung gewisser Arbeitsschritte ins Ausland spielen, nimmt zu“, meint Wucherpfennig. Viele der wirtschaftspolitischen Standortnachteile seien dabei hausgemacht, wie Herbert Prost, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Mühldorf, ergänzt. „Es gibt noch immer zu hohe Energiepreise, vor allem für die Industrie – denken wir an unser Chemiedreieck – sowie eine Flut an Bürokratie und an Regulatorik.“
Er sieht speziell die Bundespolitik in der Pflicht, für Verlässlichkeit und einen klaren sowie nachvollziehbaren Kurs zu sorgen. „Es braucht mehr Wirtschaftsfreundlichkeit, eine spürbare und nachhaltige Entlastung der Unternehmen sowie mehr Beinfreiheit für neue Technologien und Unternehmertum“, meint auch Jens Wucherpfennig. Denn an Innovationen und Geschäftsideen mangelt es seiner Meinung nach in der Region nicht.
Forderung: Umdenken in Energiewende
Immerhin, viele Insolvenzen seien bei den Kammern noch nicht angekommen, so die Experten. „Bislang ist nicht bekannt, dass es schon verstärkt zu Entlassungen oder gar Insolvenzen kommt, wobei das nur für die Innungsbetriebe gesagt werden kann“, bestätigt der Altöttinger Kreishandwerksmeister Markus Saller. Auch er hätte einige Ansätze, um die Wirtschaft wieder attraktiver zu gestalten. „Denkbar wäre eine Senkung der Grunderwerbssteuer für Erstkäufer von Immobilien, ein generelles Umdenken in der Energiewende, das Zurückschrauben übertriebener zwingender technischer Standards und ein Konjunkturprogramm durch Ausweitung des staatlichen Wohnungsbaus.“