Rosenheim – Daniel Dreyer hat den Platz vor der Stadtbibliothek am Salzstadel in einen großen Kleidermarkt verwandelt. Mehrere kleine Zelte stehen verteilt auf der Fußgängerzone. Darunter stehen Tische, voll mit Kleidung. Besucher wühlen sich durch Hemden, Hosen und Kleider. Zahlreiche Kleidungsstücke finden hier einen neuen Besitzer. Doch bei diesem Markt geht es nicht ums Geld.
„Die Menschen können nehmen, was sie wollen und auch selbst Altkleidung vorbeibringen“, sagt Dreyer, der als Mitglied des „Sozialraumteam Ost“ beim Jugendamt und für die Diakonie Rosenheim arbeitet. Kleidung, die am Ende der Tauschbörse übrig bleibt, wird an gemeinnützige Projekte, wie etwa das Sozialkaufhaus, gespendet.
Jeden letzten Freitag im Monat verwandelt sich der Platz Am Salzstadel in einen Rosenheimer Treffpunkt „Manche Menschen kommen hierher, um soziale Kontakte zu knüpfen“, sagt Dreyer. So kommen Besucher nicht nur wegen neuer Kleidung hierher, sondern auch um sich mit anderen Menschen auszutauschen. Wieder andere kommen auch mal mit ernsteren Themen auf die Mitarbeiter zu. So würden vor allem Frauen oft um Hilfe bei persönlichen Angelegenheiten bitten. „Da vermitteln wir dann gern weiter“, sagt Dreyer. Ursprünglich war die Kleiderbörse nur für Kinder gedacht. „Wir wollten damit sozial benachteiligten Kindern helfen”, sagt Dreyer. Damals fand das Projekt noch in der Altstraße statt. Schnell habe es großen Anklang gefunden und allmählich weitete sich das Sortiment auf Jugend- und Erwachsenenkleidung aus. So wurde die Stadtbibliothek auf die Kleiderbörse aufmerksam. Seitdem findet die Veranstaltung dort immer im Sommer und bei Schönwetter statt. Im Winter und bei Regen in der Volkshochschule Rosenheim. Die stellvertretende Bibliotheksleiterin Susan Lauke ist von der Kleiderbörse begeistert und nimmt auch selbst daran teil. „Ich gehe gern auf Kleiderjagd und lasse auch selbst etwas da“, sagt sie.
Sie findet, dass eine Kleiderbörse und eine Bibliothek gut zusammen passen. „Beides hat etwas mit gebrauchten Dingen zu tun – egal, ob gebrauchte Kleidung mitgenommen oder Bücher ausgeliehen werden.“ Cordula Wildauer