Störche verursachen große finanzielle Schäden

von Redaktion

Großvögel besetzen vermehrt die Stromleitungen in der Region – Unsicherheit bei Unternehmen

Siegsdorf – In Siegsdorf kommt es immer wieder zu kurzzeitigen Stromausfällen, die bei ansässigen Unternehmen erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Seit Jahresbeginn wurden bereits über 40 solcher Spannungseinbrüche im Ortsnetz registriert. Während diese Ausfälle für Privathaushalte meist unbemerkt bleiben, stellen sie für die lokale Industrie eine ernsthafte Bedrohung dar.

Robert Pernath, Geschäftsführer der Firma Nowofol, berichtet von massiven Produktionsausfällen: „Alleine im August stand 74-mal eine Anlage still. Der finanzielle Schaden liegt im unteren sechsstelligen Bereich und die Mehrarbeit für unsere Mitarbeiter ist immens. Das können wir so nicht mehr akzeptieren.“ Auch Peter Lachenmeir, Geschäftsführer der Adelholzener Alpenquellen, beklagt ähnliche Probleme: „Ein Stromausfall sorgt bei uns für durchschnittlich anderthalb Stunden Stillstand an unseren Abfüllanlagen. Der Schaden beläuft sich ebenfalls auf einen unteren sechsstelligen Betrag.“

Der Grund für die Ausfälle? Überraschenderweise scheinen Störche eine zentrale Rolle zu spielen. Johannes Eller von der Bayernwerke Netz GmbH erklärt, dass Großvögel, insbesondere Störche, vermehrt die Stromleitungen in der Region besetzen. „Die Vögel nutzen unsere Stromleitungen als Sitz- oder Nistplätze und koten dort auch ab, was zu Überschlägen und Spannungsschwankungen führen kann.“ Diese Schwankungen seien für Haushalte kaum spürbar, könnten jedoch bei empfindlichen Industrieanlagen zu Maschinenstillständen führen.

Oda Wieding, Storchenexpertin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Bayern, bestätigt das Problem: „Der Kotstrahl ist tatsächlich öfters mal über zwei Meter lang und besteht aus ganz schön viel Material. Wenn der die Leitung berührt, kann es zu einem Überschlag und im schlimmsten Fall zum Stromtod für den Storch führen.“ Diese Problematik sei in ganz Deutschland bekannt und der LBV stehe in regem Austausch mit Netzbetreibern, um Lösungen zu finden.

Mit dem Anstieg des Weißstorchbestands kommt es tatsächlich häufiger zu solchen Störungen. „Störche versuchen manchmal, ihre Nester auf Strommasten zu bauen. Es kann sowohl durch den Kotstrahl als auch durch herabhängendes Nistmaterial zu Störungen kommen“, erklärt Wieding weiter. Doch auch andere Faktoren wie Wetterbedingungen oder Äste, die auf Leitungen fallen, könnten zu Ausfällen führen.

Bei einem runden Tisch in Siegsdorf, an dem sowohl Unternehmen als auch Netzbetreiber und Politiker teilnahmen, wurde über mögliche Lösungsansätze diskutiert. Der Netzbetreiber Bayernwerke plant nun, spezielle „Vogel-Windräder“ zu installieren, die das Sitzen der Störche auf den Masten verhindern sollen. Diese Maßnahme soll kurzfristig umgesetzt werden, um die Situation vor Ort zu entschärfen.

Trotz der geplanten Maßnahmen bleibt die Unsicherheit für die Unternehmen groß. Die Umsetzung des Netzausbaus wird durch langwierige Genehmigungsverfahren verzögert, und kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, betont Robert Pernath, „jetzt ist das Bayernwerk dran.“

Auch wenn Störche nicht der alleinige Verursacher der Stromausfälle sind, spielen sie eine nicht unerhebliche Rolle. „Störche sind hartnäckig“, sagt Oda Wieding, „aber wir arbeiten daran, geeignete Abweiser zu finden, die eine Ansiedlung direkt über den Leitungen verhindern.

Das ist nicht immer einfach, aber notwendig, um die Vögel und die Stromversorgung zu schützen.“ Martin Lünhörster

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