Die Gefahr in der Dämmerung

von Redaktion

Sobald es draußen wieder früher dunkel wird, steigt auf den Straßen der Region die Gefahr von Wildunfällen. Und diese können sowohl für die Tiere als auch – im schlimmsten Fall – für Menschen tödlich enden. Was Autofahrer beachten sollten und an welchen Stellen Vorsicht geboten ist.

Landkreis – Es passiert oft innerhalb eines kurzen Augenblicks – allerdings ist das Ende fast immer tödlich. Wenn es im Herbst früher dunkel wird, ereignen sich wieder häufiger Wildunfälle – dem ADAC zufolge im Schnitt alle zwei Minuten in Deutschland.

Während es für die Autofahrer meist bei einem Schrecken und einem Blechschaden bleibt, geht es für die Tiere nicht so glimpflich aus. „Die Mehrzahl des angefahrenen Wildes überlebt die Unfälle nicht“, sagt Jakob Hündl, Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim.

In den meisten Fällen
Rehe betroffen

In den allermeisten Fällen im Landkreis Rosenheim sind Rehe betroffen, betont der Jäger aus Aschau. Allerdings kommt es auch immer wieder zu Unfällen mit Hirschen – besonders im Inn- und Priental –, Dachsen, Füchsen und Hasen.

Während bei den Hirschen seit Mitte September die Hirschbrunft stattfindet, bei der die männlichen Tiere den Weibchen nachlaufen, muss das Rehwild in der „dunklen Jahreszeit“ bei der Futtersuche weitere Strecken zurücklegen. „In der Dämmerung zieht das Wild aus den Waldgebieten auf die Wiesen, um dort Äsung – die Nahrung des Wildes – zu suchen“, erklärt Hündl. Dabei müssten die Tiere häufig viel befahrene Straßen überqueren. Und das führt im Herbst zu einer gefährlichen Konstellation. Denn wenn die Tage kürzer werden, tritt die Dämmerung – zwischen 6 und 8 sowie zwischen 17 und 20 Uhr – genau dann ein, wenn sich viele Menschen mit dem Auto auf den Weg zur Arbeit, bzw. nach Hause machen. Bei den oftmals nebeligen Wetterverhältnissen im Herbst sind die Tiere für Autofahrer oftmals kaum zu sehen. Daher sollten Autofahrer im Moment, wenn es durch Waldgebiete oder an Wiesen vorbeigeht, aufmerksamer sein und langsamer fahren. In und um Rosenheim sei vor allem auf der Kreisstraße RO 16 von Riedering in Richtung Prien besondere Vorsicht geboten, sagt Theodor Fischer, Polizeihauptkommissar bei der Polizeiinspektion Rosenheim auf OVB-Anfrage. Der andere „Hotspot“ für Wildunfälle liege im südlichen Bereich der Stadt Rosenheim. „Hauptsächlich auf der B15 zwischen Raubling und der Panoramakreuzung, auf der Staatsstraße 2010 zwischen Wasserwiesen und der B15 (Weko-Kreuzung) und der Staatsstraße 2362 zwischen dem Schwaiger Kreisel und der Panoramakreuzung“, sagt Fischer. Bisher hätten sich im Dienstbereich der Rosenheimer Polizei heuer 166 Wildunfälle ereignet, 2023 waren es 241. Einen Personenschaden habe es dabei nicht gegeben.

Wirkliche „Hotspots“
gibt es nicht

Anders als bei einem Wildunfall im Bereich der Polizeiinspektion Bad Aibling. Bei 216 Unfällen in diesem Jahr wurde bei einem auch eine Person verletzt, teilt ein Sprecher der Dienststelle mit. 95 der Unfälle seien auf einer Staatsstraße, 89 auf einer Kreisstraße, 29 auf einer Gemeindestraße und zwei auf einer Bundesstraße passiert. Einen wirklichen „Hotspot“ hätten die Polizisten dabei im Bereich Bad Aibling aber nicht ausmachen können.

Ähnlich ist es im Dienstbereich der Polizeiinspektion Brannenburg. Dort haben sich seit Anfang des Jahres 140 Wildunfälle ereignet – im selben Zeitraum im Jahr 2023 waren es 165. „Uns ist aber keine Stelle bekannt, an der es häufiger zu Unfällen kommt. Die sind alle über das ganze Gebiet verteilt“, sagt ein Beamter der Inspektion auf Anfrage.

Für den Fall, dass man selbst einmal in die Situation kommt, bei der ein Wildtier plötzlich auf die Fahrbahn läuft, sollte man eine Sache auf keinen Fall machen, sagt Jakob Hündl: „Nicht versuchen, auszuweichen“, rät der Jäger. Dadurch gebe es in vielen Fällen schlimmere Unfälle, wenn das Auto durch abrupte Lenkbewegungen im Straßengraben landet. „Besser ist es, das Lenkrad festzuhalten und zu bremsen“, sagt Hündl.

Angabe der exakten
Unfallstelle wichtig

Wenn sich der Zusammenstoß nicht vermeiden lässt, ist es wichtig, sich die exakte Unfallstelle zu merken. Dabei spielen schon 500 oder 600 Meter eine Rolle, sagt der Jäger. Denn wenn die Tiere, zum Beispiel aufgrund eines gebrochenen Genicks, nicht sofort sterben, komme es manchmal vor, dass die verletzten Rehe weiterlaufen – mit einem Leberriss oder anderen inneren Verletzungen. „Oftmals sind auch keine offenen Verletzungen erkennbar“, sagt Hündl. Dann sei es umso wichtiger, sofort Polizei und Jäger zu informieren. Nur so sei es möglich, dass der Jäger zusammen mit einem Hund die Witterung des Rehs aufnehmen und danach suchen kann. Ansonsten müsse das Tier unter Umständen qualvoll verenden.

Totes Tier an den
Straßenrand ziehen

Darüber hinaus empfiehlt der ADAC, die Unfallstelle abzusichern, die Warnblinkanlage einzuschalten und in sicherer Entfernung am Unfallort zu warten, bis die Polizei kommt. Das tote Tier solle – wenn möglich – an den Straßenrand gezogen werden, damit keine Folgeunfälle passieren. Allerdings soll das nie ohne Handschuhe geschehen, da die Tiere auch Krankheiten haben könnten. Das Wild dürfe auch nicht vom Unfallort entfernt werden, ansonsten droht eine Anzeige wegen Wilderei.

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