Rosenheim/Bad Aibling – Für Nico Hanny ist seine Tätigkeit als „Teddy-Doc“ etwas Besonderes. Als er vor acht Jahren sein Medizinstudium in Erlangen begann, sah er dort ein etwas außergewöhnliches Krankenhaus: ein Teddykrankenhaus, das den Kindern die Angst vor den Ärzten nehmen soll.
Ins Teddykrankenhaus kommen Kinder mit ihren „kranken“ Kuscheltieren. Sie begleiten es durch alle Untersuchungen und dürfen auch selbst die Leitung übernehmen. Als Hanny nach seinem Studium wieder nach Rosenheim kam, stand für ihn fest: So etwas braucht es hier auch. Zusammen mit dem Jugendhilfeträger „Startklar“ (Soziale Arbeit Rosenheim-Ebersberg) rief er das Projekt ins Leben.
Mit dem Krankenhaus
Positives verbinden
„Es ist ein sinnvolles Projekt“, sagt Hanny. Für ihn sei es schön, zu sehen, wenn die Kinder mit einem guten Gefühl das Krankenhaus verlassen. Zwar sei im Teddykrankenhaus auch „Halligalli“ erlaubt, aber der Ernst stehe schon im Vordergrund – auch bei den Kindern. „Es ist faszinierend, wie ernst die Kinder das Krankenhaus nehmen und spielerisch alles ausprobieren“, sagt der 33-Jährige. Es sei wichtig, dass die Kinder am Ende des Tages mit einer positiven Erfahrung aus dem Krankenhaus gehen. Denn oft verbinden sie mit dem Gebäude etwas Negatives.
Ein Fall ist Nico Hanny in Erinnerung geblieben. „Ein Kind hat das Krankenhaus mit seinem krebskranken Opa verbunden“, erinnert sich Hanny. Als das Kind ihm davon im Teddykrankenhaus erzählte, habe er gemerkt, wie betroffen es war. Daher, so sagt Hanny, sei das Teddykrankenhaus so wichtig.
Scheu vor
medizinischem Gerät
Die Kinder sollen hier eine „korrigierende Erfahrung“ machen und die Angst vor dem Unbekannten verlieren. Denn nicht nur negative Erfahrungen können die Kinder belasten, auch die ganzen medizinischen Untersuchungen sind für sie meistens neu. Auch deshalb verwenden die Kinder bei den Untersuchungen an den Kuscheltieren keine Plastiksachen, sondern echte medizinische Geräte aus Metall.
„Oft erschrecken sich die Kinder vor den Geräten, weil sie kalt sind“, sagt der Mediziner. Die Kinder seien in der ungewohnten Umgebung erst einmal angespannt. Aus dem Grund sollen sie sich im Teddykrankenhaus in Ruhe mit den echten Geräten vertraut machen und die Scheu davor verlieren. Aus diesem Grund hat Nico Hanny auch ein MRT-Gerät für das Teddykrankenhaus mit seinem Vater nachgebaut.
Ehrenamtliche Helfer
unterstützen Aktion
Doch Hanny weiß: Jedes Kind bringt beim Besuch im Krankenhaus seine eigene Geschichte mit und jedes muss erst einmal Vertrauen aufbauen. „Es gibt Kinder, die sind am Anfang extrem schüchtern und wollen gar nichts selber machen“, sagt er. Je mehr das Personal der Teddyklinik mit den Kindern spricht, desto mehr öffnen sie sich. „Am Ende wollen sie alles selber machen – und am liebsten gar nicht mehr aufhören“, so Hanny.
Etwa 50 ehrenamtliche Mitarbeiter helfen immer wieder im Teddykrankenhaus Rosenheim aus. Einige von ihnen sitzen an der Anmeldung und begrüßen die Kinder und die flauschigen Patienten, die sie mitbringen. Die sogenannten „Teddy-Docs“ begleiten die Kinder bei allen einzelnen Stationen. Dazu gehören zum Beispiel die Untersuchungen mit dem Röntgen- oder MRT-Gerät.
Auch Operationen und die abschließende Versorgung werden nachgestellt. Zum Schluss gehen die Kinder mit ihren Kuscheltieren dann noch zur Apotheke. Schließlich brauchen die Patienten Medikamente, um wieder gesund zu werden.
Über neue Ehrenamtliche freut sich der Rosenheimer immer. Vor allem jetzt, da es am Freitag und Samstag, 18. und 19. Oktober, für die Teddy-Klinik nach Bad Aibling geht. Auch dort will das Plüschtier-Krankenhaus zahlreichen kleinen Patienten helfen. Die Freiwilligen brauchen laut Organisator Hanny keinen medizinischen Hintergrund. Sie sollen vor allem auf die Ängste der Kinder eingehen können und sie durch den Tag begleiten. „Es geht nicht darum, dass die Kinder etwas Medizinisches lernen, sondern dass sie die Angst vorm Arzt und Krankenhaus abbauen“, sagt Hanny. Bislang habe das häufig geholfen.
Die Angst vor
dem Arzt nehmen
Für alle Beteiligten ist klar, dass sie auf das Projekt nicht mehr verzichten wollen. „Das Teddybärkrankenhaus hat sich inzwischen zu einem unserer schönsten Kooperationsprojekte verstetigt“, sagt Lea Mutzbauer, Geschäftsführerin der Organistation „Startklar“. Sie habe als Rückmeldung oft zu hören bekommen, dass die Aktion zahlreichen Kindern die Angst vor dem Arzt genommen habe. „Daneben zeigt sich auch, welche positiven Dinge entstehen können, wenn eine gute Idee, ein engagierter Projektleiter, ein hohes ehrenamtliches Engagement und ein tolles Netzwerk an Unterstützern zueinanderfinden“, sagt Mutzbauer.