Traunstein/Großkarolinenfeld – Es waren filmreife Szenen, welche die ganze Region Rosenheim in Aufregung versetzten: Am 5. Januar wurde mitten in Großkarolinenfeld ein Geldtransporter vor einer Bank überfallen, die Täter erbeuteten 475000 Euro. Nun, am heutigen Mittwoch, beginnt der Prozess am Landgericht Traunstein. Vor der Neunten Strafkammer mit Richterin Barbara Miller müssen sich zwei Angeklagte, ein 29-Jähriger aus Rosenheim und ein 49-Jähriger aus Kolbermoor, wegen gemeinschaftlichen schweren Raubs und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Dem älteren Mann wird zusätzlich Geldwäsche zur Last gelegt.
Das nächste
Großverfahren
Damit startet ein weiteres Großverfahren in Traunstein. Neben zwei Prozessen der Ersten Strafkammer rund um Spielsüchtige und Wucherzinsen, die sich bis ins neue Jahr hinein erstrecken werden, läuft aktuell die Hauptverhandlung des Schwurgerichts wegen Mords gegen einen Schleuser, der auf der A94 bei Ampfing einen Unfall mit sieben toten Flüchtlingen und 14 teils schwer verletzten Personen verursacht haben soll. Mit dem Urteil wird am 5. November gerechnet. Drei Scoutfahrer in einem Schleuserwagen sollen dem Kleinbus als Späher vorausgefahren sein. Deren Prozess vor der Ersten Jugendkammer wird am 23. Oktober eröffnet und ist bis 11. Dezember terminiert.
Zwölf Verhandlungstage hat die Neunte Strafkammer für den Überfall auf den Geldtransporter angesetzt. Die beiden Angeklagten sollen zusammen mit zwei Unbekannten den Tatplan für den 5. Januar 2024 ausgetüftelt haben. Es ging um Bargeld von insgesamt 600000 Euro, das eigentlich für die VR-Bank in Großkarolinenfeld bestimmt war. An jenem Tag war eigentlich ein Zeuge als Fahrer eingeteilt. Der Angeklagte soll den Mann laut Anklage überredet haben, die Plätze zu tauschen. Er werde den Wagen lenken, der andere solle das Geld in die Bank bringen. Nichtsahnend stimmte der Zeuge zu.
Am Morgen des 5. Januar, um 9.26 Uhr, fuhr der Geldtransporter vor die Bank. Minuten vorher sollen die unbekannten Mittäter in einem weißen Kastenwagen Mercedes Vito auf der anderen Straßenseite Stellung bezogen haben. Der 49Jährige soll im Vorfeld für eine Schreckschusswaffe und Sturmhauben gesorgt sowie den Überfall über Whatsapp zeitlich koordiniert haben. Der 29-Jährige parkte den Geldtransporter damals vor der VR-Bank, allerdings entgegen der Fahrtrichtung. Die seitliche Schiebetür zeigte damit gemäß der Anklage nicht zum Bankeingang, sondern in Richtung des Täterfahrzeugs auf der anderen Straßenseite. Der Begleiter des jüngeren Angeklagten holte zwei Safety-Bags mit 475000 und 125000 Euro aus dem Tresor im Wagen. Das Päckchen mit den 475000 Euro legte der Zeuge in einen Koffer. Allerdings war die Sicherheitssperre daran noch nicht aktiviert. Die beiden maskierten und bewaffneten Mittäter stürmten herbei. Sie rissen angeblich die Schiebetür auf, riefen „Überfall“ und schubsten den Geldboten nach vorne in den Transporter. Einer zog ihm die Schusswaffe über den Kopf. Dabei erlitt der Geschädigte neben einer Kopfwunde Verletzungen an den Beinen.
Täter machen
fette Beute
Die Unbekannten rannten damals zu dem Mercedes Vito und verschwanden in südlicher Richtung. Der 49-Jährige brachte den von ihm bei einer Firma in Rosenheim abgeholten Kastenwagen kurz darauf zurück. Er soll einen Beuteanteil von 41400 Euro in 50- und 100-Euro-Scheinen erhalten haben. Von diesem Geld soll er eine Woche später eine Darlehensschuld von 33000 Euro bei einem Mann in Raubling beglichen haben. Dies wertet die Staatsanwaltschaft in der Anklage als „Geldwäsche“.
Fortgesetzt wird der Prozess am 23. Oktober um 9 Uhr. Ein Urteil wird Ende November erwartet.