Rosenheim – Dass niemand gerne an den Fall denkt, dass etwas eintreten kann, was ihn handlungsunfähig macht, ist für Stefan A. Scherer verständlich. Dennoch sollte man so früh wie möglich einer Vertrauensperson die Vollmacht erteilen, im Ernstfall Entscheidungen zu treffen. Es ist „nie zu früh, aber leicht zu spät“, so Scherer bei seinem Vortrag, mit dem er den Saal des Kuko fast vollständig füllte. Eine Vollmacht könne man im Alter von „18 bis 180“ erteilen, wichtig sei aber, dass man es unabhängig vom Alter „sofort macht – bevor es zu spät ist“.
Unter dem Titel „Momente können das Leben verändern“ sprach der langjährige Mitarbeiter des Landratsamts und Experte in Sachen „Betreuung“ über Vorteile einer Vollmacht. Während ein behördliches Verfahren Monate dauern kann, kann sie in wenigen Minuten ausgestellt werden. Damit sei sichergestellt, dass im Ernstfall schnell entschieden werden könne. Bei der Ausstellung kann man einzelne Teilaufgaben aufnehmen oder ablehnen. Für die zehn Bereiche Gesundheitssorge, Aufenthalt und Wohnungsangelegenheiten, Behörden, Vermögenssorge, Post und Fernmeldeverkehr, Vertretung vor Gericht, Untervollmacht, Betreuungsverfügung, Geltung über den Tod hinaus und weitere Reglungen sind auf dem vier Seiten umfassenden Vordruck, der an die Zuhörer verteilt wurde, 23 Punkte aufgeführt, die einzeln angekreuzt werden können. So kann jeder eine für seine Bedürfnisse passende Vollmacht erteilen. Die Vollmacht ist sofort gültig, kann laut Scherer aber auch widerrufen werden, wenn sich später Änderungen im Vertrauensverhältnis ergeben sollten. Die Vollmacht ist nur wirksam, solange der Vollmachtnehmer die Urkunde besitzt und im Original vorlegen kann. Scherer sieht darin eine wichtige Sicherheit für den Vollmachtgeber. Ein Termin zur Urkundenbeglaubigung kann per E-Mail an betreuungsstelle@lra-rosenheim.de oder telefonisch unter 08031/3926140 vereinbart werden.
Auch Mike Glemser sprach sich in einem kurzen Gespräch mit Landrat Otto Lederer für die Erteilung einer Vollmacht aus. Der ehemalige Starbulls-Profi ist nach einem schweren Sportunfall auf den Rollstuhl angewiesen (wir berichteten).
Alfred Schubert