Wasserburg – „Heute feiern wir den Fortschritt“, zeigte sich beim Richtfest im jetzt fertiggestellten Rohbau Ralph Bernatzky, Ortsbeauftragter der Johanniter für Oberbayern Südost, überzeugt. Denn das neue Haus, das im Frühjahr 2025 eingeweiht werden soll, ist für ihn mehr als nur ein umbauter Raum. Der Gebäudekomplex stelle auch das „Fundament für die Zukunft“ dar. Hier finden nach Überzeugung von Bernatzky die Mitarbeiter des Bevölkerungsschutzes und Lebensretter bald Arbeitsbedingungen, die ihren wichtigen Dienst zum Wohle der Menschen enorm erleichtern werden. Ziel: noch schneller und effektiver helfen in der Not und in schweren Krisen.
Viermal so viel Platz wie im Altbau
Am alten Standort, nur wenige Gehminuten entfernt vom Neubau in Wasserburgs Stadtteil Tegernau, reichen die Räumlichkeiten schon lange nicht mehr aus. Die Johanniter müssen sich seit Jahren auf mehrere Objekte verteilen und sogar auf Container zurückgreifen. Es fehlt an Platz für die Jugendarbeit oder die Weiterbildung, sogar für die Vorbereitung von Einsätzen, weil der Raum für das Umkleiden fehlt. Das belastet den Dienst und fordert Zeit sowie Kraft. Im geplanten Neubau in der Nähe des Wasserburger Familienbades und Freizeitzentrums Badria werden alle Leistungen und Angebote, Gerätschaften, Ausrüstungen und Einsatzwagen unter einem Dach zusammengefasst. Hier ist viermal so viel Platz.
OVB-Leser spendeten 784000 Euro
4,8 Millionen Euro kostet das Vorhaben, ein Drittel können die Johanniter aus Eigenmittel aufbringen. Zur Finanzierung der verbliebenen 3,2 Millionen sind sie auf Spenden angewiesen. 784000 Euro gaben die Leser der OVB-Heimatzeitungen rund um Weihnachten 2023 im Rahmen der alljährlichen Spendenaktion des Medienhauses.
Deshalb kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass auch die Leserinnen und Leser mitbauen am neuen Johanniter-Zentrum für Oberbayern Südost.
Ohne Spender, Förderer, Gönner und Unterstützer aus der Region geht es also nicht. Landrat Otto Lederer bedankte sich deshalb ausdrücklich bei all jenen Menschen, die das Vorhaben der Johanniter ideell und finanziell bisher unterstützt haben und weiter fördern werden. 1,1 Millionen Euro haben die Johanniter bereits zusammen, teilte die Leiterin der Spendenkampagne, Susanne Meierhofer, beim Richtfest auf Nachfrage mit.
Bürgermeister Michael Kölbl erinnerte an die lange Entstehungsgeschichte des Neubaus. Die ersten Verhandlungen mit der Stadt hätten bereits vor zehn Jahren stattgefunden. Die von der Kommune verwaltete Heilig-Geist-Spital-Stiftung überließ auf der Basis des Erbbaurechts für 60 Jahre das Grundstück. Die Geschichte der Johanniter in Wasserburg gehe noch viel länger zurück: Angefangen hat das Hilfswerk hier 1991 mit einer Handvoll Helfer und einem kleinen Notfallkoffer. Heute engagieren sich für die Johanniter 150 Ehren- und 70 Hauptamtliche. Das Leistungsspektrum ist vor allem in den vergangenen Jahren stark gewachsen: Zu den Angeboten gehören heute der Bevölkerungsschutz und die Krisenintervention, eine Rettungshundestaffel, der Hausnotruf, Rettungs- und Sanitätsdienste, Krankentransporte und Weiterbildungsangebote wie Erste-Hilfe-Kurse.
Jugendarbeit der Johanniter gewürdigt
Kölbl würdigte auch die „hervorragende Jugendarbeit“ der Johanniter, die sich auch darum kümmern, dass die Retter von morgen ausgebildet werden. Dass der Ortsverband den Titel Wasserburg zugunsten von Oberbayern Südost aufgegeben hat, kann der Bürgermeister nach eigenen Angaben verschmerzen. Schließlich gehe es um die Sache: Darum, Menschen in großer Not zu helfen. Und das leisten die Johanniter von Wasserburg aus für die Landkreise Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Altötting, Ebersberg und Miesbach.
Boris Cramer, Regionalvorstand der Johanniter, dankte allen am Projekt Beteiligten: Handwerkern, Architekten, Planern, Bauleitung, Projektsteuerung, Vertretern der vielen Gewerke und Firmen, fast alle kommen aus der Region. Und den vielen Förderern, die nach Fertigstellung auf einer großen Spendentafel gewürdigt werden sollen. Sein wichtigstes Utensil derzeit: ein Aktenordner mit dem Bautagebuch.
Wichtigste Notiz hier: die Stunden, die die ehrenamtlichen Helfer der Johanniter bereits geleistet haben. Sie bewegen sich schon jetzt im mittleren dreistelligen Bereich, berichtete Cramer. „Herr Bürgermeister, ich glaube, Sie könnten für unseren Bauwagen eine Zweitwohnungssteuer erlassen“, brachte Cramer das „Riesen-Engagement“ der Johanniter auf der Großbaustelle des Megaprojekts in Wasserburg auf den Punkt.
„Meilenstein“ auf dem Weg zum Neubau
Die Johanniter-Familie in Wasserburg feierte deshalb am Samstagabend einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum Neubau. Die Standort-Pfarrerin, Dekanin Dagmar Häfner-Becker, segnete den Rohbau. Lorenz König junior sprach zum ersten Mal für das Zimmerei-Unternehmen aus Babensham den Richtspruch, launig begleitet von seinem Vater Lorenz König senior.
Angesichts der späten Stunde und der schwierigen Lichtverhältnisse vollzog sich dieser symbolische Akt allerdings nicht auf dem Dach, sondern in der Festhalle.