Bergen – Ein entsetzlicher Unfall hat sich am Montagnachmittag auf der TS5 in Richtung Staudach ereignet. Ein neunjähriger Bub erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass er am gestrigen Dienstag verstarb.
Das Kind war laut Angaben der Polizei mit einem Tretroller auf dem Fuß- und Radweg entlang der Kreisstraße unterwegs. Am Ortsende von Bergen, auf Höhe der Staudacher Straße, habe der Bub wohl ungebremst vom Fuß- und Radweg auf die parallel verlaufende TS5 übergewechselt, so die Polizei. In diesem Moment geschah das tragische Unglück: Ein 34-jähriger Autofahrer erfasste den Neunjährigen. Der Bub blieb schwer verletzt im Grünstreifen liegen. Unter laufender Reanimation wurde er im Anschluss mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen – sein Gesundheitszustand wurde am Montagabend als lebensbedrohlich beschrieben. Dienstagabend dann die traurige Nachricht der Polizei Traunstein: „Mit großem Bedauern müssen wir mitteilen, dass der Junge seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Sämtliche Versuche sein Leben zu retten, waren vergeblich.“ Die Staatsanwaltschaft ordnete ein unfallanalytisches und technisches Gutachten an.
„Erste Hilfe
für die Seele“
Zum Unfallort wurden am Montag auch Einsatzkräfte eines Kriseninterventionsteams gerufen. Diese kümmerten sich um die Betreuung von Angehörigen und Unfallbeteiligten. Solche Teams gibt es in der Region bei Hilfsorganisationen wie den Maltesern oder dem Bayerischen Roten Kreuz (BRK) im Landkreis Traunstein.
Seit Dezember 2001 existiert zudem eine Kriseninterventionsdienstgruppe, die sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern zusammensetzt. Diese „Erste Hilfe für die Seele“, wie sie auf der Homepage des BRK-Kreisverbands Traunstein genannt wird, wird in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst angeboten – und das rund um die Uhr das ganze Jahr über.
Bei dem Einsatz in Bergen wurden die Malteser hinzugerufen, teilt Peter Volk, Assistent der Kreisleitung bei den Maltesern Traunstein, mit. Über Einzelheiten darf er aber keine Auskunft geben.
Die Aufgabe der Krisenintervention im Rettungsdienst ist die Betreuung von Menschen, die nach einem traumatischen Ereignis unter starken seelischen Belastungen leiden oder unter akutem psychischem Schock stehen und nicht medizinisch und körperlich versorgt werden müssen. Dies können zum Beispiel Angehörige von verunfallten Personen sein. „Das Wichtigste ist, ihnen zu zeigen: Wir sind da“, erklärt Vernon Surand, ehrenamtlicher Fachdienstleiter psychosoziale Notfallversorgung vom BRK-Kreisverband Traunstein.
Medikamente geben die Ehrenamtlichen den Betroffenen nicht, sie helfen mit dem persönlichen Gespräch. Dazu gehört auch, Emotionen der Betroffenen zuzulassen, den Menschen dann aber auch zu helfen, das Geschehene zu begreifen. Denn jeder Betroffene reagiert individuell auf traumatisierende Ereignisse.
Hilfe für Angehörige durch Gespräche
Bei einem Unfall wie in Bergen versuchen die Ehrenamtlichen durch das Gespräch, traumatisierte Angehörige in einen Zustand zu bringen, dass sie wieder so fokussiert und gefasst sind, dass sie zum Beispiel zu einem verunfallten Kind ins Klinikum gebracht werden können.
„Außerdem sind wir Vermittler zwischen den Einsatzkräften und den Angehörigen“, fügt Surand hinzu. Zudem bekommen Betroffene von den Ehrenamtlichen Informationen zu weiteren Hilfsangeboten. „Die Kliniken haben meist eine Notfallseesorge und mit denen setzen wir uns zum Beispiel in Verbindung, damit die Angehörigen dort beraten werden.“ Auch bei der Diakonie oder dem Krisendienst Psychiatrie gibt es Hilfsangebote. Ebenso bieten Seelsorger ein Beratungsangebot an.