„Dimensionen sind Wahnsinn“

von Redaktion

Romed-Verbund in der Krise – Neue Hochrechnungen zum Defizit

Rosenheim – 2023 war kein gutes Jahr für Romed. Und auch im Jahr 2024 ist man weit entfernt von entspannteren früheren Zeiten, in denen sogar die eine oder andere Million als Gewinn verbucht werden konnte. Allein im vergangenen Jahr häufte der Rosenheimer Klinikverbund 18,9 Millionen Euro Defizit an. Nach einem ähnlich hohen Millionendefizit sieht es heuer aus.

Minus von mehr als
20 Millionen Euro

Der Konzern werde auch dieses Jahr ein zweistelliges Millionen-Minus verzeichnen, sagte Romed-Sprecherin Elisabeth Siebeneicher nach einer OVB-Anfrage. Ein Defizit von unter 20 Millionen Euro werde „trotz größter Anstrengungen in diesem Jahr wohl nicht erreicht werden“. Es handele sich aber nach wie vor um eine Hochrechnung.

Und da kann sich noch einiges ändern. Ab und zu auch mal zum Besseren. Denn 2023 fiel die Endabrechnung viel besser aus als erwartet. In Berichten unter anderem vom Bayerischen Rundfunk war zunächst von 40 Millionen Euro minus die Rede gewesen. Romed selbst hatte dann ein Defizit von 26,5 Millionen angegeben, das sich schließlich auf 19,5 Millionen und nunmehr in der Endabrechnung nochmals um 600000 Euro senkte. Grund hierfür seien Ausgleichszahlungen für Mehrkosten wie Covid-Schutzausrüstung, Inflation und gestiegene Energiekosten gewesen, sagte Siebeneicher.

Kliniken im Freistaat
stehen am Abgrund

Romed ist beileibe kein Einzelfall. Die meisten Krankenhäuser stecken tief in der Krise. Beispiel die Kliniken Südostbayern. Sie gaben ein Defizit von 40 Millionen bekannt, nachdem das Minus im Jahr zuvor noch 30 Millionen betragen hatte. Das Diakoniewerk in München musste jetzt sogar seine Pforten schließen, Personalmangel und rote Zahlen machten einen Betrieb unmöglich.

Schlagzeilen schrieb vor wenigen Wochen die Schweinfurter Klinik St. Josef. Das Krankenhaus ist pleite, kann sich aber nicht einmal die Schließung leisten. Die Kosten dafür betragen, einschließlich des Sozialplans für die Mitarbeiter sowie die Rückzahlung von Fördermitteln, rund 30 Millionen Euro. Zu viel für das Krankenhaus.

„Die Dimensionen sind Wahnsinn“, sagt Eduard Fuchshuber, Sprecher der Bayerischen Krankenhaus-Gesellschaft (BKG). Auf den neuen Romed-Geschäftsführer Ulrich Schulze, der seinen neuen Job Anfang November antritt, wartet also eine schwere Aufgabe. Auch, weil sich die beiden Träger von Romed ein Dauer-Defizit nicht leisten können: die kreisfreie Stadt und der Landkreis Rosenheim. Vor allem in der Stadt Rosenheim schwelt seit Monaten die Diskussion über das bisherige Fifty-Fifty-Modell. Warum, so die Frage, soll die 60000-Einwohner-Stadt Rosenheim die gleiche Summe zahlen wie der Landkreis mit seinen 240000 Menschen?

Auch Einschränkungen könnten wieder diskutiert werden. So wie es die Kliniken Südostbayern bereits Ende vergangenen Jahres gemacht haben. Dabei wurde das Krankenhaus Freilassing zum Gesundheitscampus, in dem ein Fachärztezentrum unter der Trägerschaft der Kliniken Südostbayern AG sowie eine Psychiatrie unter der Trägerschaft der Inn-Salzach-Kliniken untergebracht sind. Abgewandert an die Kreisklinik Bad Reichenhall sind hingegen stationäre Innere Medizin, die Notaufnahme und die Intensivstation.

Sorgen um die
Standortsicherheit

In Rosenheim richten Kenner der Materie ihre Blicke mitunter auf Bad Aibling. Der Standort befindet sich nah an der Zentrale in Rosenheim, wo es ohnehin ein Komplettangebot gibt. Die Mitarbeiter des Romed-Standorts in Wasserburg sind erst kürzlich in ihr neues Gebäude umgezogen, auch am Standort Prien wurde in den vergangenen Jahren modernisiert.

Die Krankenhäuser müssten sich entwickeln, da liege Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ganz richtig, sagt Fuchshuber. Es ist also nichts Schlechtes, wenn sich Krankenhäuser in Zeiten der Krise neu erfinden. Manche Krankenhäuser sind vielleicht auch nicht mehr zeitgemäß aufgestellt, müssten neue Schwerpunkte setzen. Doch dürfe es nicht wahllos und zufällig passieren, dass Krankenhäuser dicht machten, fügt dem Fuchshuber hinzu. Manchen droht noch während des Wandels die Luft auszugehen.

Die Kliniken benötigten daher angesichts heftig gestiegener Kosten und anspruchsvollerer Vorschriften mehr Geld, fordert Fuchshuber, um die Chance zu haben, eine Umstellung überhaupt noch zu erleben.

Harter Kampf gegen
den Kostendruck

Auch für den Romed-Kliniken macht der Kostendruck zu schaffen. „Während der Einzelhandel auf die Inflation mit höheren Preisen für die Verbraucher reagieren kann, sind die gestiegenen Sach- und Personalkosten der Kliniken durch die Krankenhausfinanzierung nicht gedeckt“, sagt Elisabeth Siebeneicher. In der Regel werde nach Fällen und Behandlungsschwere bezahlt. Die Vergütung nach Landesbasisfallwert sei zwar erhöht worden, liege jedoch unter der Inflationsrate und unter den Mehrkosten für Personal und Material.

Allein durch die verringerten Inflationszahlungen fehlten Romed 2024 sechs Millionen Euro.

Der Landesbasisfallwert

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