Rosenheim – Nach wochenlangem Wahlkampf ist es nun so weit. Am heutigen Dienstag wird in den USA gewählt. Dann wird sich entscheiden, ob die kommenden vier Jahre der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris das Land regieren wird. Die Meinung im Land ist gespalten. Kurz vor dem Wahltag liegen die beiden Kandidaten quasi gleichauf.
Parallelen
zu Deutschland
Auch in Deutschland blickt man mit Spannung in die USA. Denn auch hierzulande könnte ein Wahlsieg Trumps drastische Auswirkungen haben, wie Experten befürchten – insbesondere auf die Wirtschaft. Das Verständnis für Trump fehlt auch in Deutschland vielen Menschen, wie Amber Schneeweis immer wieder erlebt. Schneeweis ist US-Amerikanerin. Sie stammt ursprünglich aus Minnesota. Seit eineinhalb Jahren lehrt sie an der Technischen Hochschule (TH) in Rosenheim im Bereich Materialwissenschaft und -technik. „Ich werde oft gefragt, wie meine Landsleute jemanden wie Trump unterstützen können – und ich habe dafür keine Erklärung“, sagt sie im OVB-Gespräch. „Ich verstehe es auch nicht.“
Beeindruckt zeigt sie sich davon, wie gut die Deutschen über die Präsidentschaftswahl in den USA informiert sind. „Sie wissen vermutlich viel mehr über uns, als die meisten Amerikaner über Deutschland wissen“, sagt Schneeweis. Außerdem sieht sie Parallelen im Wahlverhalten der Menschen – und auch eine mögliche Erklärung für die Popularität Trumps.
„Ich denke, es ist ähnlich wie in Deutschland. Dass sich manche Menschen von anderen Parteien im Stich gelassen fühlen. Dass sich viele Dinge ändern und die Menschen Angst davor haben und ein Gefühl von Sicherheit wollen“, sagt die Professorin. „Ich vermute, Donald Trump gibt manchen dieses Gefühl.“ „Es ist absurd, was er teilweise erzählt. Ich weiß nicht, wie Leute ihm zuhören können und ihn trotzdem noch unterstützen.“
Selbst wenn sie sonst die republikanische Partei unterstützen würde, könnte sie die Partei in diesem Fall nicht wählen. Schneeweis hofft, dass ihr Land Kamala Harris wählt. „Ich kann mir auch gar nichts anderes vorstellen – obwohl es ja schon einmal passiert ist, dass Trump gewählt wurde“, sagt sie.
Schneeweis rechnet eigentlich auch nicht damit, dass die Mehrheit der Amerikaner ihre Stimme für Trump abgeben würde. Doch das Wahlsystem in den USA mache die Sache kompliziert. Denn die Bürger wählen ihren Präsidenten nicht direkt – sondern über Wahlleute.
Stimmung
ist angespannt
Es könnte sein, dass mehr Menschen ihre Stimme für Harris abgeben und dennoch Trump Präsident wird. So wie im Jahr 2016, als Hillary Clinton gegen Trump verlor. Damals erhielt die Kandidatin der Demokraten 2,6 Millionen Stimmen mehr als ihr Gegner. Dennoch wurde Donald Trump schließlich Präsident, weil er schließlich auf mehr Wahlleute kam. Auch bei dieser Wahl vermutet Schneeweis: „Bei einer Direktwahl würde er, denke ich, nicht gewinnen.“
In den USA seien die meisten Menschen froh, wenn die Wahl endlich rum ist, schätzt Schneeweis. „Die Stimmung ist angespannt.“ Die Amerikaner sind ihrer Einschätzung zufolge froh, wenn sie in den Nachrichten, im Fernsehen und im Radio endlich wieder etwas anderes sehen und hören können. Doch es ist nicht nur die Anspannung, die den Menschen zu schaffen macht. „Es macht mich traurig, dass das Thema die Menschen so spaltet“, sagt Schneeweis.
Auch sie selbst musste diese Spaltung schon in ihrer eigenen Familie miterleben. „Mein Onkel und mein Vater sprechen nicht mehr miteinander, seit 2016 Trump gewählt wurde“, sagt die TH-Professorin. „Und ich glaube, das ist in vielen Familien so.“