Bären-Alarm am Sudelfeld: Spurensuche in beliebtem Wandergebiet

von Redaktion

Familie will an Allerheiligen das Raubtier gesehen haben – Polizei sucht nach Spuren – Almbauern sind in Sorge

Sudelfeld/Rosenheim – Lange war es ruhig im Inntal und Mangfallgebirge, jetzt geht die Verunsicherung wieder um. Seit dem Wochenende macht ein Gerücht die Runde, das vor allem den Almbauern in der Region Sorgen bereitet: Zwischen dem Arzmoos und der steinernen Stiege am Sudelfeld soll sich ein Bär herumtreiben – nicht weit von der Stelle am Bichlersee oberhalb von Oberaudorf, an der im vergangenen Jahr ein Bär mehrere Schafe gerissen hatte.

Sichtung bei
Polizei gemeldet

Auch der Polizei in Brannenburg ist der Fall bekannt. „Wir haben am Freitag die Mitteilung bekommen, dass es dort eine Sichtung gegeben hat“, bestätigt Inspektionsleitern Karin Walter auf OVB-Anfrage. Eine rumänische Familie will am Nachmittag „ein großes Tier“ in diesem Bereich gesehen haben – in einer Entfernung von 300 Metern. „Ihre Vermutung war, dass es sich dabei um einen Bären gehandelt hat“, sagt Walter. Die Familie habe dann kurze Zeit später ihre Entdeckung anderen Wanderern erzählt, welche die Polizei informierten.

Daraufhin fuhren einige Beamte zum Sudelfeld hoch, um nach Spuren des Bären zu suchen, berichtet Walter. Auch, weil die Familie keine Foto- oder Videoaufnahmen des Tieres machen konnte. Finden konnten die Polizisten aber nichts – weder Tatzenabdrücke, Haare, Losungen noch andere Hinweise auf Meister Petz. Allerdings sei die Suche auch schwierig gewesen, da der Bereich, in dem der Bär unterwegs gewesen sein soll, schwer zugänglich ist. Zudem hat es in den Tagen davor und danach keine weitere Sichtung eines Raubtieres gegeben. Trotz des schönen Wetters und den vielen Wanderern im Sudelfeldgebiet.

Beunruhigt sei man dennoch, sagt Rosenheims Kreisbäuerin Katharina Kern am Telefon. Sie hat von der möglichen Sichtung über eine Whatsapp-Gruppe erfahren. Dass tatsächlich wieder ein Bär im Inntal und Mangfallgebirge unterwegs ist, kann Kern aber auch nicht bestätigen. Sie habe nur gehört, dass das Wild dort oben unruhiger und nicht an den Stellen ist, an denen es sich zu dieser Jahreszeit sonst aufhält. „Das sind Hinweise, aber keine Beweise“, sagt die Kreisbäuerin. Auch Risse von Schafen oder anderen Nutztieren sowie Angriffe auf Kühe hat es heuer so gut wie gar nicht gegeben, berichtet Kern. Bisher sei es – im Gegensatz zum vergangenen Jahr – sehr ruhig gewesen.

Kreisbäuerin zeigt
sich beunruhigt

Vorstellen kann sich die Kreisbäuerin aber dennoch, dass wieder ein Bär durch die Region streift. „Richtung Herbst und Winter sind die aktiver als im Sommer, wenn viele Menschen in den Bergen unterwegs sind“, sagt sie. Daher sei es durchaus möglich, dass ein Tier auf der Suche nach seinem Winterquartier durchzieht.

Woher der Bär gekommen sein könnte, ist noch genauso unklar, wie, ob sich das Raubtier tatsächlich am Sudelfeld aufhält. Eine Spur führt zumindest ins Ostallgäu. Dort wollen Soldaten aus dem Kreis Garmisch-Partenkirchen in der Nacht auf den 17. Oktober an der Grenze zum Landkreis Weilheim-Schongau ebenfalls einen Bären im Wald gesehen haben. Das Problem: Auch dafür fehlen bisher die Beweise. Obwohl das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) nach der Sichtung daran arbeitete, diese zu bestätigen, stammt der letzte Eintrag in der Liste der Bären-Nachweise in Bayern des LfU bislang vom Mai 2023.

Die mutmaßliche Bären-Sichtung im Sudelfeldgebiet wurde ebenfalls beim LfU registriert, bestätigt ein Sprecher des Amtes. Ergebnisse gebe es aber aufgrund der dünnen Spurenlage nicht, die Meldung wurde daher „als unbestätigter Hinweis eingestuft“. Bestätigen kann der LfU-Sprecher hingegen, dass im Sommer ein anderes Raubtier durch die Region streifte. Ende Juni wurde im südöstlichen Landkreis Rosenheim Wolfskot gefunden.

Katharina Kern wundert das nicht mehr. Immer wieder höre sie von Wolfssichtungen oder sogar Rissen von Wildtieren in der Region. Erst vor ein paar Tagen sei ihr wieder ein Foto davon zugeschickt worden. „Wahrscheinlich sind von den großen Beutegreifern bei uns weit mehr unterwegs, als wir glauben.“ Julian Baumeister

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