Rosenheim – „Es hätte nicht besser laufen können“, so lautete das Fazit des Staatlichen Bauamts Rosenheim am gestrigen Dienstag. Schon von Weitem konnte man in den vergangenen Nächten die hell erleuchtete Baustelle am Wernhardsberg sehen. Grund dafür war der Bau der Rosenheimer Westtangente, das größte Straßenbauprojekt des Staatlichen Bauamtes. Mit dem erfolgreichen Einschub der Überbauten der Eisenbahnüberführung hat dieses Großprojekt nun einen wichtigen Meilenstein für die Fertigstellung erreicht – ein Meilenstein, auf den alle Beteiligten lange hingearbeitet und hingefiebert hatten.
Vier Jahre lang lief der Bahnverkehr zwischen Rosenheim und München über zwei Behelfsbrücken. Nun wurden diese Behelfsbrücken an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden ausgehoben und durch die endgültigen Brückenhälften aus Stahlbeton ersetzt.
„Ein leises Quietschen und dann schwebten die 58 Tonnen schweren Behelfsbrücken fast mühelos am Schwerlastkran durch die Luft davon“, sagt Alexander Zett vom Staatlichen Bauamt Rosenheim, der für den Bau der Bahnüberführung bei Wernhardsberg verantwortlich ist. Danach wurden die etwa 350 Tonnen schweren Überbauhälften nacheinander eingeschoben. „Zentimetergenau“, wie Alexander Zett bestätigt.
Die Anforderungen an die Genauigkeit des Einschubs waren laut Staatlichem Bauamt bei diesem Projekt besonders hoch, da die Brücke nicht wie üblich in einem Stück eingeschoben werden konnte. Grund war der Seeton: Wegen der geringen Tragfähigkeit des Baugrunds mussten die beweglichen Lasten des Einschubs soweit wie möglich reduziert werden. „Damit das auf diesem Untergrund funktioniert, mussten wir die Gründung und die Widerlagerwände bereits in Endlage herstellen und die Brückentafel dann in zwei Hälften von beiden Seiten einschieben“, erklärt Zett. „Dafür musste die Bewehrung der Brückentafel genau mit der Bewehrung des Widerlagers zusammenpassen.“ Auch der Gleisanschlussbereich zum Bahndamm machte den Projektingenieuren zu schaffen. Nur mit einer aufwendigen Ausgestaltung der Übergangsbereiche und einer zusätzlichen Bodenverbesserung konnte man einen gleichmäßigen Übergang von der Brücke zum Dammbereich sicherstellen.
Mit dem Spezialtiefbau, dem Verschwenken der elektrischen Oberleitung, dem Gleisbau und den Gewerken des Brückenbaus galt es an den beiden Wochenenden knapp ein Dutzend verschiedenen Baufirmen auf sehr beengtem Raum zu koordinieren. Zeitweise waren über hundert Personen gleichzeitig im Gleis beschäftigt.
Dank des guten Zusammenspiels aller Beteiligten verlief alles wie am Schnürchen: Wie geplant, konnte das Verschweißen der neuen Gleise mit den Bestandsgleisen in der Nacht auf Dienstag erfolgreich abgeschlossen werden. Damit konnten alle Bahn-Sperrpausen eingehalten werden.
„Wir sind froh, dass alles so gut geklappt hat“, sagt Gesamtprojektleiter der Westtangente Rosenheim, Bernhard Gehrmann. „Jetzt steht der Fertigstellung der Westtangente Rosenheim nichts mehr entgegen.“ Bis zum Ende des Jahres soll die Baugrube bei Wernhardsberg rückgebaut werden. 2025 folgen unter anderem noch die Fertigstellung eines weiteren Brückenbauwerks und der Asphaltbau.