„Das ist eine Herzenssache“

von Redaktion

Interview Tobias Schweinsteiger ist Pate der OVB-Weihnachtsaktion

Rosenheim/Mühldorf – Siege sind schön. Aber Niederlagen gehören auch zum Leben dazu. Sportskanonen wie Tobias Schweinsteiger (42) wissen das. Als erster Fußballer überhaupt hat er die Patenschaft für die OVB-Weihnachtsaktion übernommen.

Von Ilse Aigner über Magdalena Neuner bis zu Otfried Preußler: In der 34-jährigen Geschichte der OVB-Weihnachtsaktion gab es schon einige namhafte Paten. Jetzt also Tobias Schweinsteiger. Sie haben sofort zugesagt, als der Anruf aus der OVB-Redaktion kam. Warum?

Weil man nicht nur auf dem Fußballplatz böse umknicken kann, sondern auch im richtigen Leben – ganz egal, ob das ein Wadenkrampf im Badesee ist, ein Schwächeanfall auf dem Herbstfest oder eine Sturmflut im heimischen Wohnzimmer. Wir sind doch alle heilfroh, wenn wir im Notfall auf die schnelle Hilfe von ehrenamtlichen Rettern zählen können – so wie auf die Einsatzkräfte von BRK und der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG), denen die OVB-Weihnachtsaktion 2024 zugute kommt.

War Ihnen die Aktion „OVB-Leser zeigen Herz“ schon vor unserer Anfrage ein Begriff?

Ja, klar. Ich bin fest in der Region verwurzelt, in Oberaudorf aufgewachsen und wohne mit meiner Familie in Rosenheim. Da bekommt man schon einiges mit – auch wenn man als Spieler und Trainer im Profifußball ständig unterwegs ist.

Was halten Sie von der OVB-Weihnachtsaktion?

Sie ist eine wunderbare Sache – und die Mischung stimmt. Mal geht es um Kinder, mal um kranke, alte oder behinderte Menschen – oder ehrenamtliche Helfer, so wie diesmal. Es ist schon erstaunlich, welche großen Summen da zusammenkommen. Und übers Geld hinaus finde ich es toll, dass die Leserinnen und Leser dabei zeigen, dass sie gemeinsam Großes bewegen können. Dass sie Menschen, die Hilfe brauchen oder ständig für andere da sind, nicht im Regen stehen lassen. Dieser Zusammenhalt beeindruckt mich sehr. Vielleicht ist er sogar einzigartig. Ich habe in Hamburg, Osnabrück oder Braunschweig gelebt. So viel Solidarität dürfte man in Großstädten wie diesen nur schwer finden.

Die OVB-Aktion unterstützt 2024 den Bau eines neuen Ausbildungs- und Wasserrettungszentrums der DLRG in Bad Aibling und die Anschaffung von zwei Katastrophen-Einsatzmobilen für das BRK in Rosenheim und Mühldorf. Eine gute Wahl?

Eine sehr gute Wahl. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man die Retter in ihren leuchtenden Uniformen einsatzbereit am Rande des Geschehens stehen sieht – während andere jubeln, feiern, Spaß haben: am Herbstfest, am Badesee, am Fußballplatz, am Echelon. Was keiner sieht, das sind die vielen Trainings- und Fortbildungsstunden. Als Sportler weiß ich, wie viel Schweiß, Übung und einsatztaktisches Vermögen erforderlich sind, damit im Ernstfall ein Rad ins andere greift.

Das gilt auch für Extremwetter. Flutkatastrophen könnten auch in der Region zunehmen.

Das stimmt. Im Inntal, wo ich aufgewachsen bin, war Hochwasser immer ein Thema. Auch dieses Jahr, Anfang Juni, hat es vor allem südlich von Rosenheim wieder viele Menschen getroffen. Das Klima scheint sich zu verändern. Da macht man sich seine Gedanken. Ich lasse das Auto stehen, nehme das Fahrrad oder den Zug, wo es nur geht. Aber viel wichtiger ist es natürlich, nachhaltige Projekte anzupacken, so wie es BRK und DLRG tun. Sie dabei zu unterstützen, ist für mich eine Herzenssache.

Eine Herzenssache ist für Sie auch Ihr Engagement für die „Bananenflanke“ – ein deutschlandweites Projekt für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen, viele davon mit Down-Syndrom. Wie kam es dazu?

Los ging es mit einem Mädchen mit geistiger Behinderung, eine glühende Bayern-Anhängerin. Sie kam oft ins Sportgeschäft meines Vaters in Oberaudorf. So entstand ein Kontakt zu den Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Raubling, die wir drei – mein Vater, Bastian und ich – immer gern besucht haben. Diese Ehrlichkeit, diese Offenheit, diese Direktheit – das war schon beeindruckend.

Und dann?

Dann, 2011, als ich für Regensburg spielte, fragten mich zwei Heilerziehungspfleger, ob ich Botschafter des Teams „Bananenflanke“ werde. Heute gibt es 21 Standorte bundesweit, seit 2024 auch ein Team „Bananenflanke“ in Rosenheim. Jeden Freitag sind die Buben und Mädchen in Westerndorf St. Peter am Ball. Wir können noch Trainer gebrauchen. Wer Interesse hat, meldet sich unter rosenheim@team-bananenflanke.de.

Wann sieht man Tobias Schweinsteiger wieder als Trainer im Fernsehen?

Mal schauen, was sich ergibt. Momentan genieße ich es, Zeit mit der Familie und meinen beiden Kindern in der Heimat verbringen zu können oder mit Freunden Eishockey in Rosenheim, Bad Aibling oder Ebbs zu spielen – hoffentlich weiterhin so unfallfrei, dass wir auf die Hilfe von BRK oder DLRG verzichten können…

Interview: Ludwig Simeth

Skifahrer, Fußballer, TV-Experte

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