Nicht von dieser Welt

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

„Das ist mein Reich“, sagt ein Jugendlicher während meines Besuchs bei seiner Familie und zeigt auf eine offene Zimmertür, die er angesichts des Chaos da drinnen doch schnell wieder zumacht. Ein eigenes „Reich“ zu haben ist für junge Menschen etwas ganz Wichtiges. Einen Raum, den man selbst gestalten und dessen Türe man allein aus eigener Entscheidung schließen kann. Nicht nur der Unordnung wegen, sondern weil jeder Mensch ab und zu seine Ruhe braucht. In einem „eigenen Reich“ ist jeder Mensch ein kleiner König. Wenigstens dort kann man herrschen, wie man will. Am kommenden Sonntag feiern wir das Christkönigsfest. Ein verhältnismäßig neues Fest, das im liturgischen Kalender erst 1925 nach dem Untergang vieler weltlicher Kaiser- und Königreiche eingeführt wurde. Als Jesus im Bibeltext dieses Sonntags von seinen Gegnern hinterfragt wird, ob er nun ein König sei oder nicht, gibt er eine Antwort, die aufhorchen lässt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt.“ Zum Christsein gehört für mich durchaus das Feststehen mit beiden Beinen in diesem Leben mit seiner oft harten Wirklichkeit. Auch das Mitgestalten genau dieser konkreten Welt mit ihren Herausforderungen und Problemen, damit wir sie einmal besser verlassen, als wir sie persönlich vorgefunden haben. Dass wir dann aber nicht dabei stehen bleiben. Der wahre Horizont unseres Lebens geht immer über diese Welt hinaus und führt nicht zu einem Reich des Besitzes und der Macht, sondern zu einem göttlichen Königreich der Liebe. Das ist „mein Reich“ sagt der Jugendliche lachend und macht die Türe lieber wieder zu. Das Reich Gottes hat auch eine Tür. Wir sind eingeladen, sie aufzumachen. Sie steht jedem offen, der dieses Reich wirklich finden will.

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