Bad Aibling – Inmitten des Wahlkampfs nach dem Ampel-Aus und zwischen zahlreichen TV-Auftritten hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gestern einen Zwischenstopp in Bad Aibling eingelegt. Am Dienstagnachmittag besuchte Söder die Auftaktveranstaltung des „Tag des Handwerks“ der gewerblich-technischen Berufsschule Rosenheim I, Wasserburg und Bad Aibling. In der Kurstadt sprach er über die Bedeutung der Handwerksberufe und konnte sich dabei die ein oder andere politische Spitze in Richtung Partei-Konkurrenz nicht verkneifen.
Wie Söder selbst
Hand anlegte
Ganz neu war es für Söder dabei nicht, Bad Aiblinger Boden zu betreten. Erst im Juli hatte der CSU-Politiker die Eröffnung der 60 Millionen Euro teuren St.-Georg Grund- und Mittelschule mit einem kuriosen Auftritt – Schnaps und flotte Sprüche inklusive – begleitet. An diesen „Prunk-Palast“ erinnerte er sich nun wieder zurück, nannte dieses Mal die Bad Aiblinger Berufsschule jedoch auch „eine Mega-Schule“, eine „tolle Location“ und einen „tollen Campus für das Handwerk“.
Söders Besuch in Bad Aibling bildete den Auftakt zum „Tag des Handwerks“, für den die Staatlichen Berufsschulen Bad Aibling und Rosenheim I am Freitag, 22. November, einen Infotag für Schüler der allgemeinbildenden Schulen veranstalten. Am folgenden Samstag sind die beiden Berufsschulen dann für Jugendliche, Eltern und die Öffentlichkeit im Rahmen von „jobstart Handwerk“ von 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet.
Umgarnt von zahlreichen Ehrengästen ließ sich Söder von Schulleiter Jürgen Ersing und Kreishandwerksmeister Rudolf Schiller durch die verschiedenen Räume der Bildungseinrichtung führen. Zwischen Heizungskesseln, Stanz-Laser-Maschinen und filigranen Gerätschaften legte Söder sogar selbst Hand an und zersägte etwa ein Stück Holz oder platzierte einen Ziegelstein in einem Gemäuer.
„Mein Vater sagte: ‚Bub, du hast zwei linke Hände‘“, erzählte Söder grinsend von seiner Handwerkerfamilie, gab sich dabei gewohnt locker, interessiert und bürgernah. Ein großes Lob sprach er dabei dem Landkreis Rosenheim mit seinen vielen Handwerksbetrieben, der guten Nachwuchsarbeit und den herausragenden Berufsschullehrern aus. „Wir haben in Bayern eine sehr hohe Qualität, auch wenn das in der Öffentlichkeit nicht immer ausreichend wahrgenommen wird.“ Klar sei: „Bei uns ist ein Universitätsabschluss genauso viel wert wie eine Ausbildung.“ Aus diesem Grund habe er auch für den „Tag des Handwerks“ gekämpft, da dieser Interessierten und Eltern zeigen könne, welches Potenzial in Handwerksberufen steckt. Doch Söder nutzte seinen Besuch in Bad Aibling auch für ein paar politische Botschaften, nicht zuletzt auch für etwas spöttische Spitzen. Nachdem man ihm ein metallenes Herz, das an einem Stab befestigt war, überreichte, hielt er es priesterlich in die Höhe und scherzte: „Auf dem Weg zur nächsten Kabinettssitzung sage ich zu den Freien Wählern: Ruhe in Frieden.“
Forderung: „Mittelstand first“
Söder betonte, dass die Bürokratie, gerade für kleine Betriebe, weiter abgebaut werden müsse, dass im Sinne der Familien-Betriebe die Erbschaftssteuer reformiert werden müsse und dass Menschen aus anderen Kulturen schneller in Arbeit gebracht werden sollten. Außerdem forderte er „Mittelstand first“. Denn: „Es kann nicht sein, dass wir Milliarden für einzelne Chiphersteller ausgeben“, mittelständische Firmen jedoch auf der Strecke blieben.
Kreishandwerksmeister Rudolf Schiller erklärte, dass sich das Image des Handwerks in den vergangenen Jahren verbessert habe. „Wir merken, dass die Akzeptanz für eine hochwertige Ausbildung wächst.“ Nicolas Bettinger