Rosenheim – Als klassischen Rückzug möchte Wolfgang Altmüller sein Ausscheiden als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der BayWa nicht bezeichnen. „Ich sehe es vielmehr als Signal nach innen und außen auf dem Weg der Neuausrichtung“, sagte der Vorstandsvorsitzende der „meine Volksbank Raiffeisenbank“ aus Rosenheim. Nach „arbeitsreichen Wochen“ sieht er nun den passenden Zeitpunkt gekommen. In Zeiten der Krise war Altmüller zunächst noch bei dem Unternehmen geblieben, obwohl der Austritt schon Anfang des Jahres geplant war. Jetzt, nachdem man gemeinsam viel erreicht habe, um die BayWa zu stabilisieren, tragen die Bemühungen „erste Früchte“ und Altmüller setzt sein Vorhaben in die Tat um.
Der Grund: „Mit meiner Wahl zum Verbandsratsvorsitzenden beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) habe ich meine Mandate laufend und konsequent sortiert.” Mit der Entscheidung möchte VR-Bank-Chef Altmüller nun dem möglichen Anschein einer Interessenskollision entgegenwirken. Bisher habe es jedoch keinen Konflikt zwischen den Interessen der BayWa und der BVR gegeben, wie Altmüller auf OVB-Nachfrage betont. Nach seinem Austritt wird es somit auch nicht mehr dazu kommen.
BayWa seit Monaten in der Krise
Direkt zu erkennen sind die angesprochenen Früchte der Arbeit allerdings noch nicht. Nach den aktuellen Börsenzahlen hat die BayWa nach wie vor stark zu kämpfen. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigen einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 77,6 Millionen Euro. Der Umsatz sank innerhalb eines Jahres von 16 Milliarden auf 2,2 Milliarden Euro. Gerade im Bausegment (-8,2 Millionen Euro) sackte das Ergebnis stark ab. Aber auch im Agrarbereich fiel das operative Geschäft von gut 46 Millionen auf rund 16 Millionen Euro. Altmüller sieht die allgemeine Lage in der Branche kritisch. „Das Thema Ernährung ist eine essenzielle und funktionierende Kette”, sagt er auch mit Blick auf die Landwirte in der Region. Die BayWa spiele in dieser Kette eine ganz zentrale Rolle. Er wünsche sich daher den nötigen Respekt vor einem der Grundbedürfnisse der Menschen.
Sanierungsfähigkeit wohl gegeben
Was die künftige Entwicklung der BayWa angeht, hebt Altmüller aber auch positive Entwicklungen hervor. So ist beispielsweise die Sanierungsfähigkeit laut eines Gutachtens mit überwiegender Wahrscheinlichkeit gegeben. Das bedeutet, dass der Konzern zumindest aus der Sicht von Wirtschaftsexperten noch gerettet werden kann. „Trotzdem wird es natürlich anspruchsvoll bleiben”, meint er mit Rückblick auf die vergangenen Wochen.
Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Raiffeisen-Beteiligungs AG (BRB) bleibt Altmüller zumindest als einer der Hauptaktionäre des Konzerns vertreten. Denn die BRB hält einen Anteil von rund 34 Prozent an der BayWa. Zudem bleibe Altmüller dem Unternehmen „persönlich verbunden“. Korbinian Sautter