Rosenheim/Mühldorf – Was ist wo? Es ist immer dieselbe Frage, die sich die Wasserretter der DLRG Bad Aibling stellen. Ob Schwimmkurs, Rettungsübung oder Notfalleinsatz: Bevor es losgeht, muss viel Zeit investiert werden. Selbst bei Notfalleinsätzen gehen wertvolle Minuten verloren. Doch damit soll jetzt Schluss sein.
Was ist wo? Die Frage bezieht sich auf all die Dinge, die man als DLRG-Kraft braucht, um kleine Kinder ans Wasser zu gewöhnen, Fortbildungen zu veranstalten oder Ertrinkende aus dem See zu ziehen: Neoprenanzüge und Tauchflaschen, Rettungsdecken und Defibrillatoren, Schwimmnudeln und Seepferdchen, Funkgeräte und Stromaggregate, die Kaffeemaschine und den Wandbeamer für Fortbildungen.
Das Equipment der DLRG Bad Aibling ist auf drei Standorte verteilt. So geht jeder Übung und jeder Veranstaltung eine zeitraubende, mühsame Routine voraus: die drei Häuser und Hallen in Mietraching und im Stadtzentrum abklappern, das Zeug zusammensuchen, umräumen, stapeln, in Kisten packen, einladen, zurückfahren, ausladen, reintragen.
„Manchmal bin ich ganze zwei Stunden unterwegs, nur um die Sachen für einen Kurs oder eine kleine Feier einzusammeln“, sagt Elisa Kloss, die DLRG-Jugendvorsitzende. Wer hat ein Auto für den Transport? Ist es groß genug? Geht es in einem Aufwasch? Oder sind mehrere Fahrten notwendig? Wer kann mit anpacken? Fragen über Fragen. Natürlich muss das Material nach der Veranstaltung wieder zurück. Das kostet weitere zwei Stunden.
Jeder fängt mal klein an. Der DLRG-Ortsverband Bad Aibling ist 1980 mit 31 Mitgliedern gegründet worden. Heute sind es 540 Mitglieder, ausnahmslos Ehrenamtliche, davon etwa 70 Prozent Kinder und Jugendliche. Mit der Mitgliederzahl sind Aufgaben- und Einsatzgebiete gewachsen. Nun ist die Zeit überreif für ein Wasserrettungs- und Ausbildungszentrum.
Wenn die DLRG-Leute ihre Kisten durch Bad Aibling schleppen, erinnert das an einen Umzug. Doch es ist nur das alltägliche Hin und Her. Nun soll die Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“ dazu beitragen, dass es bald zu einem wirklichen Umzug kommt. Das passende Grundstück fürs neue Wasserrettungszentrum ist gefunden, die Pläne sind gemacht – fehlt nur noch das Geld, um das Großprojekt zu stemmen.
Die OVB-Weihnachtsaktion will helfen, Finanzierungslücken zu schließen. Damit die Wasserretter, die in Zeiten häufiger Extremwetter und der steigenden Zahl von Nichtschwimmern immer unverzichtbarer werden, sich auf ihren eigentlichen Job konzentrieren können: Leben retten statt Kisten schleppen, Kindern das Schwimmen beibringen (die Wartelisten für die Kurse sind lang) und den Nachwuchs von heute zu Rettern von morgen ausbilden.
Eiskaltes Interview
in der „UK“
„Selbst bei einfachen Übungen ist eine Stunde für den Materialtransport erforderlich – verlorene Zeit, die uns zum Trainieren fehlt“, betonen Dominik Plessmann, DLRG-Vorsitzender in Bad Aibling, und sein Stellvertreter Maximilian Holzner im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen, das in der „UK“ stattfindet.
„UK“ steht für Unterkunft – das ist einer der drei Standorte. Und es ist eiskalt dort. Der Heizlüfter läuft. Es ist eng. In den Regalen stapeln sich die Sachen bis zur Decke. Irgendwas steht immer im Weg. Ein ähnliches Bild geben die anderen zwei Standorte ab: das Lager am Bahnhof und die Fahrzeughalle. Auch dort ist es kalt und eng. Die nassen Taucheranzüge trocknen nicht. Sie müssen woanders aufgehängt werden. Es fehlen Duschen, Kabinen zum Umziehen, Schulungsräume – und so fort.
Auch wenn die DLRG-Retter dankbar sind für die Unterstützung, die sie jahrzehntelang erhalten haben, bei ihrer ständigen Suche nach Notlösungen – die Grenze des Zumutbaren scheint überschritten. Die Zeit ist überreif für ein Wasserrettungszentrum – ein eigenes Zuhause für Einsatzkräfte und Schwimmausbilder: ohne Luxus, aber mit allem Drum und Dran, alles an einem Standort.
Überweisungsträger
liegen heute bei
Zumal es auch im Notfall, wo doch in der Wasserrettung jede Sekunde zählt, schneller gehen kann. Einsatzfahrzeuge und Boote stehen so dicht auf- und hintereinander, dass erst rangiert werden muss. Wertvolle Minuten gehen dafür drauf. Minuten, die ein Menschenleben kosten könnten.
Zahlscheine für die OVB-Aktion liegen dieser Ausgabe bei. Neben dem Bau des DLRG-Ausbildungs- und Wasserrettungszentrums unterstützt die OVB-Aktion 2024 auch die Anschaffung von zwei speziellen Katastrophen-Einsatzmobilen für das BRK in Rosenheim und Mühldorf.