Altenmarkt an der Alz – Ob das ein Vorgeschmack auf das war, was die Altenmarkter aufgrund ihrer neuen Nachbarn in Zukunft erwarten könnte? Ein großes Polizeiangebot von über 200 Einsatzkräften war am Samstag, 23. November, anlässlich der Eröffnung eines Clubheims des „Hells Angels MC Chiemsee“ an der Traunsteiner Straße im Einsatz. Die Polizei stellte dabei nach eigenen Angaben mehrere Waffen sicher. Altenmarkts Bürgermeister Stephan Bierschneider will trotz des neueröffneten Rocker-Clubs nicht in Panik verfallen: „Ich lasse das jetzt erst einmal auf mich zukommen.“
Über 200 Kräfte
im Einsatz
Bereits ab Samstagnachmittag hatten sich die rund 200 Polizisten des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, verstärkt durch Kräfte der Bereitschaftspolizei, an den Zufahrtsstraßen zum neuen Hells-Angels-Clubheim zwischen Stein an der Traun und Altenmarkt, das direkt an der B304 liegt und unter dem Namen „Angels Place Chiemsee“ firmiert, postiert, um die Gäste der nichtöffentlichen Veranstaltung zu kontrollieren.
Nach Angaben eines Sprechers des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd wurden im Vorfeld der Eröffnungsfeier „deutlich über 100 Personen, die mit etwa 50 Fahrzeugen anreisten“ einer Kontrolle unterzogen. „Überwiegend waren die Personen der Rockerszene zuzuordnen, einige davon sind in der Vergangenheit bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten“, wie der Polizeisprecher mitteilte.
Kontrollen, die sich gelohnt haben: So stellten die Einsatzkräfte mehrere mitgeführte Messer und eine Machete „zur Gefahrenabwehr“ sicher. Auch ein verbotenes Einhandmesser wurde einkassiert, „weil das Führen eine Ordnungswidrigkeit nach dem Waffengesetz erfüllt“. Die Eröffnungsfeier selbst sei dann „ohne Zwischenfälle“ verlaufen, wie ein Polizeisprecher Sonntagnachmittag (24. November) gegenüber dem OVB bestätigte: „Es ist ruhig geblieben, es gab keine besonderen Vorkommnisse.“.
Wieso die Hells Angels, die sich in sogenannten Charters, von denen es derzeit neun in ganz Bayern gibt, organisiert haben, „unter intensiver Beobachtung“ der Polizei stehen, verdeutlicht unter anderem der Blick in den Verfassungsschutzbericht 2023 des Bayerischen Staatsministeriums des Inneren, für Sport und Integration. Laut Verfassungsschutzbericht seien Mitglieder derartiger Rockergruppen immer wieder in „kriminelle Aktivitäten“ verwickelt.
„Einzelne Mitglieder solcher Gruppierungen begehen Straftaten, deren Tatmotiv häufig im direkten Zusammenhang mit der Zugehörigkeit und der Solidarität zur jeweiligen Gruppierung steht“, ist im Verfassungsschutzbericht unter dem Schlagwort „Organisierte Kriminalität“ zu lesen. „Zu den typischen Deliktfeldern, auf denen diese Gruppierungen aktiv sind, gehören unter anderem Rauschgifthandel sowie Rotlicht- und Gewaltkriminalität.“
Gewünscht habe er sich die Ansiedlung der Gruppierung zwar nicht – dennoch rät Altenmarkts Bürgermeister Bierschneider zur Besonnenheit. Im Vorfeld habe es zwar Gerüchte über ein neues Vereinsheim der Rocker gegeben, aber „mit Gerüchten habe ich mich noch nie groß befasst, da ich mich lieber mit Fakten beschäftige“ Dennoch stellt der Rathauschef, der sich gegenüber dem OVB aber nicht ausführlicher äußern will, klar: „Wir müssen natürlich beobachten, was da passiert.“
Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums werden derzeit bayernweit rund 1200 Personen der Rockerszene zugerechnet. Wobei im Verfassungsschutzbericht jedoch davon die Rede ist, dass die Lage in Bayern „derzeit eher ruhig“ sei. Was scheinbar auch für den Raum Rosenheim gilt. Dort hatte 2019 die Eröffnung eines Clubheims in Schönau bei Tuntenhausen für große Aufregung gesorgt.
Doch der Charter Rosenheim ist laut Verfassungsschutzbericht zwischenzeitlich aufgelöst geworden. Dessen ehemaliger Präsident wurde zudem im März 2022 vor dem Landgericht Frankfurt wegen Zuhälterei und schwerer Zwangsprostitution zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren und zwei Monaten verurteilt. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da der Verurteilte Revision eingelegt hatte, die zwischenzeitlich auch zugelassen worden ist.