Oberaudorf/Bayrischzell/Brannenburg – Die Temperaturen werden immer höher. Der Schnee immer weniger. Der Klimawandel zieht auch an unserer Region nicht vorbei. „Wenn die Temperaturen steigen und Regen häufiger fällt als Schnee, dann ist der Wintersport wahrscheinlich in ferner Zukunft auch irgendwann zu Ende“, sagt Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Auch die Datenlage zeigt, dass die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke in den vergangenen Jahren abgenommen hat.
„Kann und will sich
nicht jeder leisten“
Bei den Hocheck-Bergbahnen in Oberaudorf sieht man den steigenden Temperaturen noch recht gelassen entgegen. „Wir haben ein Ganzjahres-Konzept und quasi zehneinhalb Monate Betrieb“, sagt Geschäftsführer Hannes Rechenauer auf OVB-Anfrage. Neben Skipisten und Rodelstrecke im Winter gibt es im Sommer unter anderem eine Sommerrodelbahn und eine Flying-Fox-Anlage. So sichere man das gesamte Jahr über ab, dass das Geschäft läuft. Rechenauer weiß allerdings auch: „Bergbahn fahren ist teuer geworden. Das kann und will sich nicht jeder leisten.“
Daher möchte man am Hocheck den Preis auch weiter niedrig halten, weshalb heuer keine Preiserhöhung bei den Skipässen ansteht. Ohne zusätzliche Beschneiung ginge es allerdings nicht. „Die milden Winter haben zugenommen“, sagt Rechenauer. Dass das Angebot am Hocheck nicht ganz so riesig ist, findet er nicht schlimm. Immerhin habe man den Vorteil, dass man mitten im Ort liegt und so auch gut per Bahn erreichbar ist. Auch dass das Gebiet eher kleiner ist, sieht er als Pluspunkt – besonders für Familien. „So können die Eltern mal einkehren und das Kind kann sogar alleine fahren. In den großen Skigebieten muss man ja aufpassen, dass das Kind nicht aus Versehen auf der falschen Seite runterfährt.“
Auch am Sudelfeld gibt man sich optimistisch. „Ganz aktuell macht mir das Wetter keine Sorgen“, sagt Geschäftsführer Egid Stadler. „Die Tendenzen allerdings schon.“ Man müsse sich einfach mit dem Thema beschäftigen. Das tue man am Sudelfeld auch schon länger – doch ganz konkrete Pläne gibt es noch nicht. „Wir würden gerne eine Bahn von Bayrischzell aus bauen“, sagt Stadler. Es gebe allerdings noch ein paar Punkte, die vorab geklärt werden müssen.
Für die kommenden Winter ist der Plan allerdings klar. Es wird beschneit – ohne würde es gar nicht mehr gehen, macht Stadler deutlich. „Die Kundschaft ist anspruchsvoller geworden. Wenn mal ein Stein oder ein bisschen Wiese rausschaut, kommen die Leute nicht mehr.“ Ein reibungsloser Betrieb und gute Pisten kosten allerdings auch. Besonders die Personal- und Energiekosten seien gestiegen. Demnach wird der Tagesskipass in der kommenden Saison am Sudelfeld drei Prozent mehr kosten, wie Stadler erklärt. Ski-Begeisterte müssen also statt bisher 49,50 Euro insgesamt 51 Euro bezahlen. Die Saisonkarte bleibt preislich gleich.
Am Wendelstein ist man, wie auch am Hocheck, auf verschiedene Wetterlagen vorbereitet. Dort wird nicht beschneit. Man muss sich also den naturgegebenen Schneebedingungen anpassen. „Der Wendelstein hat immer schon seine Eigenheiten gezeigt: In den besonders schneereichen Wintern wie 2019 war der Aufwand, die Strecke freizuräumen und die Abfahrten für den Betrieb zu präparieren, enorm und hat uns tagelang gefordert“, erklärt Claudia Steimle von der Wendelsteinbahn. Auch extreme Schneelagen seien demnach eine Herausforderung.
Um auch bei Schneemangel den Besuchern etwas bieten zu können, werden dort die Wege rund um die Bergstation und das Spielgelände begehbar gehalten. „Auch wenn die Herausforderungen durch den Klimawandel wachsen, glauben wir an den Charme unseres Naturschnee-Skigebiets und an den Wert eines authentischen Naturerlebnisses am Wendelstein“, sagt Steimle. Trotz der Unberechenbarkeit habe man den Preis des Skipasses nur moderat erhöht. Von 45 Euro auf 47 Euro.
Andernorts hat man den klassischen Skibetrieb inzwischen komplett eingestellt. So beispielsweise bei der Jennerbahn in Schönau am Königssee. „Der Fokus liegt jetzt auf Bergerlebnissen in Naturschnee und sanften Wintersportalternativen“, heißt es vonseiten des Bahnbetreibers zum Start in die neue Saison. Als Alternativen gibt es eine neue Rodelbahn sowie eine neu ausgewiesene Route für Schneeschuhgeher. Tourengeher und Freerider kommen weiterhin auf ihre Kosten. Wer eine präparierte Piste bevorzugt, sucht dort allerdings künftig vergeblich.
Kombination aus
Sommer und Winter
Sorgen um die Zukunft unserer Skigebiete macht sich Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverbands München und Oberbayern, derzeit nicht. „Wir müssen nur die Touristen informieren“, macht Stöttner deutlich. Man müsse genug Infos zu Schneelage, Wetter, aber auch zur Sicherheit liefern. Mit der Corona-Pandemie sei auch die Zahl der Skitourengeher gestiegen. Hier müsse man besonders dafür sorgen, dass die Sicherheit gewährleistet ist. Zudem sei die Kombination aus Sommer und Winter in den entsprechenden Gebieten besonders wichtig. „Wir haben den Klimawandel, den kann niemand leugnen“, betont er. Daher müsse man sowohl für die kalten als auch die heißen Monate entsprechende Angebote bieten.