Weil uns die Hoffnung blüht

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Beim Gottesdienst mit meinen neuen Kommunionkindern lege ich eine vertrocknete Knolle ins warme Wasser. Alle beobachten gespannt, was passiert, aber es dauert doch eine ganze Weile, bis sich etwas verändert. Bis zum Segen am Schluss können es alle deutlich sehen: Die scheinbar leblose Knolle der „Wüstenrose“ hat sich langsam geöffnet und verwandelt sich zu einer grünen Pflanze. Die „Rose von Jericho“ hat man tatsächlich auch nach dem Fund in jahrtausendealten Pharaonengräbern nochmals zum Leben erwecken können. Kein unerklärliches Wunder, sondern ein Symbol der Hoffnung, dass sich Leben entfalten kann, wo man es selber nicht mehr für möglich gehalten hat. In solchen Lebenssituationen befinden sich auch manche Menschen. Ein Leben kann sich „wie tot“ anfühlen, selbst wenn das eigene Herz noch ganz normal schlägt. Nicht nur trauernde Menschen erzählen mir, dass die eigene Lebensschnur wie abgeschnitten ist. Auch tiefe Enttäuschungen können mitunter zu einer förmlichen inneren Erstarrung führen, in der nicht wenige sagen, dass sie Gott jetzt nicht mehr spüren können. Zum Barbaratag, der gestern gefeiert wurde, werden geschnittene Kirschzweige ins Wasser gestellt. Mit etwas Glück fangen sie bis zum Heiligabend an zu blühen. Der Advent ist voller Hoffnungszeichen. Die dunklen Wochen laden uns ein, wieder das Vertrauen zu lernen, dass Leben viel stärker ist als der Tod und die Liebe mehr Macht hat als jede Dunkelheit. „Wow, da ist doch wirklich immer noch Leben drin!“, meint ein Kommunionkind nach dem Gottesdienst im Blick auf die geöffnete Wüstenrose. Genau diese Erfahrung möchte ich jedem von uns immer wieder wünschen. Besonders denen, die das gerade am meisten brauchen.

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