Rosenheim/Mühldorf – Alle wollen für die Kinder nur das Beste. Doch es sind junge Menschen wie Hannah Brinkmann (23) von der DLRG Bad Aibling, die für sie auch das Beste tun: Sie bringen Buben und Mädchen das Schwimmen bei – im Freibad Bad Aibling ebenso wie an der Ostsee.
Wasser ist Leben, heißt es. „Schwimmen auch“, sagt Rettungsschwimmerin Hannah. Und man könnte hinzufügen: Schwimmen ist Überleben. Denn in modernen Zeiten wie diesen, in denen die digitalen Welten immer in Reichweite und offen sind, die Schwimmbäder aber oft weit weg oder geschlossen, können immer weniger Kinder sicher schwimmen.
Das ist ein alarmierender Trend, schließlich ist Ertrinken der zweithäufigste Unfalltod bei Kindern. Der Ausfall des Schwimmunterrichts an den Schulen sei deutlich angestiegen, klagt die Stiftung Kindergesundheit. Die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter habe sich von 2017 bis 2022 auf 20 Prozent verdoppelt, warnt eine bundesweite Forsa-Umfrage für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Umso unverzichtbarer ist das unermüdliche ehrenamtliche Engagement von DLRG-Retterinnen wie Hannah Brinkmann. Ob sie inzwischen 500 Kinder zu kleinen Wasserratten gemacht hat? Oder schon über 1000 Schwimmabzeichen wie das Seepferdchen verteilt hat? Das kann die 23-Jährige nur schwer schätzen. „Aber jedes einzelne Kind zählt und jedes Leben ist kostbar“, betont sie.
Kaum zu beziffern ist auch der Zeitaufwand, den sie für ihre Mission betreibt – zumal es im Fall von Hannah mit den Schwimmkursen nicht getan ist. Wenn sie nicht gerade Kindern beibringt, wie sie sich über Wasser halten und zügig vorankommen können, dann schult sie angehende Wasserretter, unterstützt bei Erste-Hilfe-Kursen, kontrolliert das medizinisch-technische DLRG-Equipment oder bereitet die Absicherung für Veranstaltungen wie den Bad Aiblinger Christkindlmarkt am Kurparkteich vor.
Die erste „Bufdine“ –
Premiere für die DLRG
Dass Hannah schwimmtechnisch wie medizinisch ein Ass ist – das hat sogar einen „historischen“ Hintergrund. Sie war im Sommer 2019 die erste „Bufdine“ überhaupt im Bad Aiblinger DLRG-Ortsverband – also die erste Bundesfreiwilligendienst-Leistende, kurz BFD. Die sechs BFD-Monate waren eine lehrreiche und intensive Zeit, vollgepackt mit Kursen, Schulungen und Einsatzfahrten. So wurde das Hobby zur Berufung.
DLRG-Karrieren starten oft schon vor der Grundschule. So ist es auch bei Hannah gewesen. Mit fünf macht sie einen Schwimmkurs, wechselt dann ins Schwimmtraining, wird später Rettungsschwimmerin, engagiert sich in den Einsatzgruppen, in der Jugendarbeit und findet dabei ihre Freundin fürs Leben: Anna Seibeck (21) – auch sie als vielseitige „Macherin“, Ausbilderin und DLRG-Einsatzkraft längst unersetzlich.
Kurse geben, Leben retten, Tragödien vorbeugen – dafür ist Hannah, die heute den Bereich Medizin bei der DLRG in Bad Aibling leitet, kein Weg zu weit. Jeden Sommer ist sie als DLRG-Rettungsschwimmerin für mehrere Wochen an der rauen Ostseeküste im „Baywatch“-Einsatz, hält Strandwache im Turm und bringt Urlaubskindern bei, wie sie den Kopf überm Salzwasser halten – zusammen mit der besten Freundin: Hannah und Anna – ein unzertrennliches Duo.
Platzmangel kostet
unnötig viel Zeit
Und es geht auch in umgekehrter Richtung, von Nord nach Süd: Im Januar, wenn der nächste Sanitätskurs startet, kommt Hannah an den Wochenenden extra nach Bad Aibling angereist – aus Münster, wo sie aktuell an der Rettungsdienstschule eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin macht. Zur weiten Anfahrt kommt noch die Kursvorbereitung dazu, die so umständlich, mühsam und zeitraubend ist, dass sie gut auf den Punkt bringt, warum die Zeit überreif ist für ein eigenes Wasserrettungs- und Ausbildungszentrum der DLRG in Bad Aibling.
Was Hannah, Anna und die weiteren zehn Ehrenamtlichen für den Erste-Hilfe-Kurs brauchen, ist auf drei Standorte in Bad Aibling verteilt. „Die medizinischen Sachen sammeln wir in der Unterkunft in Mietraching zusammen, das Auto steht auf dem B&O-Gelände an der Fliegerhalle, Essen und Verpflegung befinden sich im Lager am Bahnhof“, sagt Brinkmann. Für den Kurs selbst muss die DLRG extra Räume in der Berufsschule anmieten. Ein ständiges und kaum zumutbares Hin und Her: „Allein fürs Herbeischaffen geht leider ein kompletter Tag drauf, fürs Zurückbringen danach auch.“
Das müsste nicht sein. Im neuen Ausbildungszentrum wäre alles in Griffnähe an einem Fleck, auch der Kurs könnte dort stattfinden. Kein Wunder, dass sich die 540 Bad Aiblinger DLRG-Ehrenamtlichen nach einem Zuhause sehnen und darauf hoffen, dass sehr viele OVB-Leser jetzt Herz zeigen.
Neues Haus kann
Leben retten
Jeder Cent, der bei der OVB-Weihnachtsaktion in das Projekt fließt, kann darüber hinaus lebensrettend sein. Sobald sich alles unter einem Dach befindet, könnte die DLRG Bad Aibling auch die Hilfsfristen deutlich verkürzen – das ist die Zeit, die zwischen einer Alarmierung und der Ankunft am Einsatzort verstreicht.
Höchste Zeit wird es auch, den traurigen Trend zu stoppen, dass immer mehr Kinder nicht schwimmen können. Dafür wird Hannah 2025 wieder ihr Bestes geben, Anna ebenso. Die Seepferdchen liegen schon in der Schublade – irgendwo, an einem der drei Standorte in Bad Aibling.
Die Namen der
Spender, Seite 28/29