Ein Konzert für Wachkoma-Patient Finni

von Redaktion

Nach zehn Monaten aus dem Krankenhaus entlassen – Siebenjähriger wird zu Hause sehnsüchtig erwartet

Feldkirchen-Westerham – Was für ein bewegender Abend im Feldkirchen-Westerhamer Kultur- und Sportzentrum. Der Münchner Pop- und Jazzchor „OstBahnGroove“, der 2023 den Deutschen Chorwettbewerb gewonnen hatte, gab am vergangenen Sonntag ein Konzert zugunsten des kleinen Finn Zettel (7) aus Feldkirchen-Westerham, der sich seit einem Atem- und Herzstillstand Mitte Januar in einem wachkomaähnlichen Zustand befindet.

Und passender konnte der Anlass für diesen stimmungsvollen Musikabend in diesen bewegenden Tagen kaum sein. Denn kurz darauf, am gestrigen Dienstag, hat der kleine Finni endlich das Krankenhaus verlassen und darf wieder zu Hause bei seiner Familie leben – nach zehn Monaten. Zuletzt hatte sich Mama Viktoria Zettel, die ihrem Buben auch im Krankenhaus nicht von der Seite gewichen ist, deshalb voller Vorfreude, aber auch voller Ängste gezeigt. Und jetzt, wo es tatsächlich ins eigene Heim geht, mit ihrem jüngsten Sohn, der gleichzeitig ein mehrfach schwer beeinträchtigtes Kind ist? „Organisatorisch ist alles vorbereitet“, sagt Zettel gegenüber dem OVB kurz vor der Heimreise. Auch zu Hause habe man Finnis Kinderzimmer den letzten Feinschliff verpasst, Lichterketten und Fokus auf Dinosaurier inklusive.

„Auch die entscheidenden Handgriffe und Medikamente sind mir vertraut“, sagt Zettel, die sich theoretisch für fast jede Situation gerüstet sieht. Aber sie weiß auch: So richtig könne sie sich auf dieses Neuland daheim, ohne die permanente Beobachtung und Unterstützung eines Klinikpersonals, ohnehin nicht vorbereiten. „Deshalb versuche ich, gar nicht so viel darüber nachzudenken.“

„Ich glaube schon, dass er es auch mitbekommt, dass es jetzt nach Hause geht“, sagt Zettel über ihren Finni. Bei aller Vorfreude steckt die Familie Zettel jedoch seit vielen Tagen in einem Gefühlschaos. Denn: „Seit zwei Wochen läuft hier der Verabschiedungs-Marathon“, sagt Viktoria Zettel. Denn das Verlassen des Krankenhauses bedeute auch die Verabschiedung vom Personal, das sich über die Monate hinweg auf beeindruckende Weise um Finni gekümmert habe und das laut Zettel „auch schon ein Stück Familie“ geworden sei. Deshalb sind in diesen emotionalen Tagen sehr viele Tränen geflossen. Trotz des schweren Schicksalsschlages sei es nun „auch irgendwie traurig zu gehen und auch wenn es komisch klingt, war es hier mit den Leuten auch irgendwie eine schöne Zeit“, so Mama Zettel, die sich äußerst dankbar zeigt.

Große Dankbarkeit äußert sie auch gegenüber dem Münchner Pop- und Jazzchor „OstBahnGroove“, der in kürzester Zeit ein Spendenkonzert für ihren Sohn auf die Beine gestellt hatte. „Die Chorleiterin hatte mich auf Instagram angeschrieben“, berichtet Zettel über die anfängliche Organisation. Die Verbindung kam zustande, da deren Neffe in die gleiche Schulklasse wie Finni geht, „wovon ich gar nichts wusste“, sagt Viktoria Zettel.

Zusammen mit der Gemeinde und der Volkshochschule habe die Band dann das Konzert in Windeseile innerhalb von zwei Wochen organisiert. „Und ich habe nicht erwartet, dass es so groß wird“, sagt Zettel. Denn am Sonntagabend strömten rund 350 Gäste ins Kultur- und Sportzentrum, wo die Besucher ihren Eintrittspreis spendeten. Auch Einnahmen durch eine Spendenbox oder der Erlös für Getränke und Co. kam der Familie Zettel zugute. Wie viel Geld genau zusammengekommen ist, steht zum aktuellen Zeitpunkt zwar noch nicht fest, erklärte Zettel. „Aber diese Hilfsbereitschaft ist einfach total krass.“ Bei aller Sorge vor der Zukunft haben die Münchner Musiker der Familie aus Feldkirchen-Westerham damit ein ganz besonderes vorweihnachtliches Geschenk gemacht.

Für Finni geht es nun nach Hause, wo seine Familie schon sehnsüchtig auf ihn wartet. Und dort wird der Siebenjährige seinem „großen Traum“ dann auch ein Stückchen näher kommen, wie seine Mama erzählt. Denn gemeinsam wollen sie irgendwann zu den Polarlichtern reisen. Passend dazu fand sich in einem der etlichen Pakete, die der tapfere Patient über Monate hinweg ins Krankenhaus geliefert bekommen hatte, ein Polarlicht-Projektor. Und so wird Finnis altes und neues Zuhause nun auch ein Ort zum Träumen.

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