400 Notfallplätze für Geflüchtete?

von Redaktion

Die bayerische Regierung empfiehlt allen kreisfreien Städten und Landkreisen eine „Winter-Notfallreserve“ für Geflüchtete. Während man in Miesbach „entsetzt“ darüber ist, zeigt sich das Landratsamt Rosenheim entspannt. Wo die Menschen hier unterkommen könnten – und wie viele Plätze aktuell frei sind.

Rosenheim – „Entsetzt“ war Miesbachs Landrat Olaf von Löwis als ihn vergangenen Monat eine Aufforderung der bayerischen Staatsregierung erreichte. Darin hieß es, der Landkreis solle in den kommenden Monaten eine „Winter-Notfallreserve“ für Geflüchtete bereithalten. Konkret sei von ganzen 1000 Plätzen die Rede gewesen. Auch beim Landratsamt Rosenheim landete ein solches Schreiben.

Zum Vergleich: Im gesamten Landkreis sind derzeit knapp 3500 Geflüchtete in insgesamt 270 Unterkünften untergebracht. Die Verteilung sowie die Suche nach geeigneten Unterkünften stellen den Landkreis immer wieder vor große Herausforderungen. Besonders, wenn es um große Unterkünfte für viele hunderte Menschen geht. Aus den Gemeinden regt sich dabei immer wieder Widerstand. So beispielsweise in Rott, wo schon bald eine Erstaufnahme-Einrichtung entstehen soll. Lange kämpfte die Bürgerinitiative „Rott rotiert“ gegen das Projekt – vergeblich.

Nun also der Hinweis der Staatsregierung, noch mehr Platz zu schaffen. In Rosenheim zeigt man sich davon allerdings wenig überrascht. „Diese Anfrage gab es bereits in den vergangenen Jahren“, erklärt eine Sprecherin des Rosenheimer Landratsamts auf OVB-Anfrage. Zudem handle es sich nicht um eine Forderung, sondern eine Empfehlung.

„In dem Schreiben bittet die Staatsregierung in erster Linie darum, sich gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz konkrete Gedanken zu machen, welche Notfallobjekte wie Turnhallen oder andere beheizbare Gebäude mit nahegelegenen Sanitäreinrichtungen es für den Fall der Fälle gäbe und wie diese möglichst zeitnah als Notunterkunft belegbar gemacht werden könnten“, erläutert sie weiter.

Dafür sei als „Winter-Notfallreserve“ ein Umfang von 0,15 Prozent der Bevölkerung des Landkreises vorgesehen. Maximal allerdings insgesamt 1000 Bettplätze. Für den Landkreis Rosenheim ergäbe sich also eine Zahl von etwa 400 Plätzen, die für den schlimmsten Fall bereitgehalten werden sollten. Und das scheint auch kein allzu großes Problem zu sein. Denn die „zweckentfremdeten Turnhallen“, wie es die Sprecherin nennt, in Bruckmühl und Raubling sind derzeit nicht voll ausgelastet. So könne also bei einer steigenden Zahl an Geflüchteten, die in den Wintermonaten in der Region ankommen, auf diese Kapazitäten zurückgegriffen werden.

„Baurechtlich genehmigt ist eine Belegung der beiden Turnhallen mit bis zu 504 Personen“, teilt die Sprecherin des Landratsamts mit. Aktuell sind davon 284 Plätze belegt (Stand: 19. Dezember). Rein rechnerisch könnten also alleine in den beiden Turnhallen noch insgesamt 220 Menschen aufgenommen werden.

„Gleiches gilt für Notunterkünfte, die in aktuellen Planungen des Katastrophenschutzes sowieso für den Katastrophenfall vorgesehen sind.“ Bei den Notunterkünften für den Katastrophenschutz handelt es sich um „landkreiseigene und gemeindliche Hallen“, auf die im Notfall zurückgegriffen werden kann.

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