Heute Abend werde ich den kleinen, glitzernden Paradiesvogel vorsichtig an meinem Christbaum befestigen. Seit Anfang des Jahres steht er schon auf meinem Schreibtisch und wartet dort auf seinen Einsatz. Damals habe ich Gabriele zu Hause besucht, die ich auf dem Weg ihrer schweren Krebserkrankung begleitet habe. Gabriele hatte gerade ihren Christbaum abgeräumt und meinte, dass das ja nun wohl ihr letztes Weihnachten gewesen wäre. Deswegen wolle sie mir den kleinen Paradiesvogel schenken. Zur Erinnerung und weil schließlich an jeden Christbaum ein kleiner Paradiesvogel gehört. Er erinnere uns daran, dass wir Menschen für das Paradies geschaffen sind. Jetzt schon auf dieser Welt etwas unvollständig und erst recht einmal dann, wenn unser Leben an ein großes Ziel kommt. „Das Paradies ist hier“, singt Heinz Rudolf Kunze in einem Lied, das ich für mich persönlich sehr ermutigend finde. Trotzdem kann ich die Aussage dieses Liedes nicht uneingeschränkt stehen lassen, denn zu viele Schicksalsschläge und Katastrophen haben wir nicht in unserer Hand.
Dabei denke ich auch an die Opfer von Magdeburg, die auf dem Christkindlmarkt nur einen stimmungsvollen Abend verbringen wollten. Auf einmal ist alles ganz anders. Eine Erfahrung, die Menschen immer wieder so erleben und deren Wege ich in der seelsorgerlichen Begleitung oft ein Stück mitgehe. Gabriele ist im Sommer gestorben. Bei der Beerdigung habe ich über ihren Traum vom Paradies gepredigt. Der kleine Paradiesvogel mit seinen glitzernden Pailletten erinnert mich heute an diese wunderbare, starke Frau. An ihre Zuversicht, dass an Weihnachten das Paradies auf die Erde kommt, weil Gott gerade auch in der Dunkelheit an unserer Seite sein will.